2011 Topflops 2011…
Was für ein geiles Jahr: Mappus, Guttenberg, Pofalla, Papst, die gesamte FDP, der Verfassungsschutz, Merkel und ihre Krisen, zum Schluss auch noch der Wulff. Dazu die schönsten lokalen Rohrkrepierer vom See: OB mit KKH, Boldt mit Maultaschen, Müller-Esch, VHS…, DJK mit Zahn etc. pp. Lästermaul – was willst du mehr? Wenn mir da nicht die passenden Verunglimpfungen aus der untersten Schublade einfallen, dann würdet Ihr es doch gar nicht lesen. Oder was?
Die größte politische Veränderung im vergangenen Jahr haben nicht die Politiker selbst bewirkt, sondern das Wetter in Japan. Mit dem Tsunami in Fukushima und dem anschließenden GAU hat der erst kurz zuvor von Merkel verkündete Ausstieg aus dem Atomausstieg eine geradezu historisch kurze Halbwertzeit erfahren. Denn der Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg folgte – angesichts bevorstehender Landtagswahlen mit der Aussicht auf Rekordverluste im Regierungslager – auf dem Fuße. Und, was hat‘s gebracht? Zumindest nix im Ländle. Da musste Stefan Mappus seinen wohlgenährten Arsch aus der warmen Villa Reitzenstein hinaus bewegen, um den reichlich durchgesessenen Stuhl für den bisher relativ unbekannten Winfried Kretschmann frei zu machen. Und, was hat’s gebracht? Zumindest nix im Ländle. Stuttgart 21 wird – nach pseudodemokratischer Seifenoper unter der Regie eines gewissen Heiner, nicht wahr, Geißler – und dank SPD komplett vergurkter Volksabstimmung, gebaut.
Wenigstens eine kleine Genugtuung für Mutti Merkel. Irgendwie musste sich irgendwann doch mal ihre frühere Tätigkeit als FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda auszahlen. Wenn da nur nicht immer diese Dumpfbacken in der eigenen Partei quertreiben würden.
Wie z.B. ihr ständiger Enddarmbewohner Ronald Pofalla, der angesichts konterrevolutionärer Kräfte in der CDU, hier Kollege Wolfgang Bosbach, diesen glaubte, in einer Art und Weise beleidigen zu müssen – „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“ – dass selbst ich verwundert aufhorchte. Auch die folgende, eher gediegene Ansage – „Ich kann deine Scheiße nicht mehr hören.“ – machte mir, trotz nicht zu verleugnender Affinität zu ausgesuchten Kraftausdrücken, den Pofalla nicht unbedingt sympathischer. Sollte er doch am besten wissen, dass Bosbach seit Jahren gegen eine bösartige Krebserkrankung ankämpft und so ein pubertäres Hackfressengelaber nicht eben die Immunabwehr stärkt.
Gebracht hat’s auch nix. Während dem Volk zur Krisenintervention lauwarme Antidepressiva mit den schillernden Bezeichnungen EFSF, ESM, Rettungsschirm etc. verabreicht wurden, sind die mahnenden Stimmen nicht verstummt. Muss ja auch noch jemand Recht behalten, wenn’s schief geht. So wie die FDP. Also nicht Recht behalten, sondern schiefgehen. Während Philipp Röslein in seiner ganzen kindlichen Weisheit mal eben die Partei auf zwei Prozent runterfährt, haben gestandene Liberalismus-Fetischisten wie Rainer Brüderle bereits begriffen, dass die Entziehungskur unmittelbar bevorsteht, und sich schon mal nebenberuflich auf die Krönung von Weinköniginnen spezialisiert, was angesichts seiner bisherigen Lebensleistung nicht minder sinnvoll anmutet. Vielleicht sollte sich die FDP ein Beispiel an Jopi Heesters nehmen, der ebenfalls gefühlte 30 Jahre zu spät abgetreten ist.
Der Papst war auch noch da. Die fleischgewordene Scheinheiligkeit hat sich sicher sehr über den warmen Empfang seiner willfährigen Schäfchen gefreut. Als persönliches Highlight seines Besuchs vermuten wir das Gespräch mit Bundespräsidentendarsteller Christian Wulff, dessen Bitte um einen zinsgünstigen Kredit von der heiligen Vatikanbank bestimmt wohlwollend erhört wurde. Wir bleiben dran. Wulff auch, denn ein bisschen Kohle in der Hinterhand kann nie schaden, will man mit den großen Hunden pissen.
Wie so ein großer Hund fühlt sich – immer noch – der kleine Guttenberg. Teilweise natürlich zu Recht. Hat er es doch geschafft, mit einem einzigen „Interview“ die bis dahin einigermaßen renommierte Wochenzeitung DIE ZEIT zu einem mittellustigen Witzblatt herabzustufen und somit der politischen Bedeutungslosigkeit preiszugeben. Diese dem Baron innewohnende Zerstörungskraft glaubt jetzt – außer KT selbst – nur noch einer in rechte Bahnen lenken zu können: Horst Seehofer, der ja angesichts seines Herausforderers Christian Ude bei den bayrischen Landtagswahlen 2013 bereits rot sieht, hat da was vor. Was genau, weiß er zwar selbst noch nicht. Doch die überirdische Strahlkraft des fränkischen Selbstverteidigungsexperten wird’s schon richten.
So richtig in der braunen Grütze sitzen gerade sämtliche Verantwortlichen vom Verfassungsschutz. Die Serie von – nach zehn Jahren immerhin erwiesen rechtsradikal motivierten – zunächst beschwichtigend wie beschämend so bezeichneter „Dönermorde“, konnte, dank grandiosen Versagens aller V-Leute in der NPD, so zufällig wie endlich aufgeklärt werden. Bis zum Schluss wurden in dieser Mordserie falsche Fährten in Richtung Islamismus, Mafia, Familienfehden etc. gelegt. Noch immer tummeln sich Hunderte von Glatzenträgern im hirnfreien Raum dieser Organisation – gemeint ist der Verfassungsschutz – um letztlich nicht etwa rechtsradikale Straftaten, sondern ein Verbot der NPD zu verhindern. Innenminister Friedrich, CSU, hat das alles aber noch gar nicht so richtig begriffen und gibt lieber weiterhin Statistiken heraus, die das Gefahrenpotential dieses kackbraunen Gelumpes reflexartig verharmlosen und die größere Gefahr – ebenfalls reflexartig – im linken Spektrum orakeln, das in den letzten vierzig Jahren immerhin mehr Weißwurstopfer forderte, als die Neonazis auf der Migrantenseite je erreichen würden.
Kommen wir zu Konstanz. Da steht natürlich ganz oben auf meiner Flopliste unser OB Horst Frank. Hatten wir bis zum 21. März des vergangenen Jahres seiner Meinung nach noch goldene Zeiten, die es uns erlaubten, ein gar goldiges Konzert- und Kongresshaus in Gestalt eines mittelprächtigen Edeka-Frischecenters zu bauen, so muss unmittelbar nach der eindeutigen Ablehnung dieser altbackenen wie an diesem Standort überflüssigen Schuhschachtel alle Kohle bis auf den letzten Cent Uri Geller-mäßig im Nirwana der bisher doch so über-flüssigen Stadtkasse auf Nimmerwiedersehen verschmolzen sein. Komisch eigentlich, aber übersinnliche Ereignisse sind dem gemeinen Volk halt schwer vermittelbar.
Was folgte, waren konzertierte Trotzreaktionen aller beleidigten Beteiligten. Allen voran Bürgermeister Claus Boldt. Während sein Kollege aus dem Bauressort, Bürgermeister Kurt Werner, sich rührend und mit großem Erfolg darum kümmerte, das Seerheinufer endgültig und für alle Zeiten, die wir noch erleben dürfen, städtebaulich wie architektonisch auf das Amateurhafteste zu verschandeln (weder Platzbildung noch sonstige Aufenthaltsqualität), schlug die Stunde des Rächers der auf das Hinterhältigste entmaultaschten Spitalstiftung. Asoziale Kräfte aus dem niederen Fußvolk haben sich erdreistet, vier so gerade mal mittelleckere Schwabenravioli an sich zu nehmen, um diese anschließend ohne tiefere Reue in ihrer subversiven Räuberhöhle zu verspeisen. Ein Exempel musste statuiert werden. Ging natürlich komplett schief. Wie auch Boldts gemeinsam mit Klinikchef Rainer Ott generalstabsmäßige zwei bis fünf (eigentlich gar keine, aber das ist mir jetzt echt zu kompliziert und übersteigt auch meinen juristischen Sachverstand) fristlose Kündigungen des ärztlichen Leiters am Konstanzer Klinikum Gert Müller-Esch. Wie wir wissen, ebenfalls ein sechs- bis siebenstelliges Eurograb. Glückwunsch für so viel gebündelten Sachverstand in dieser Stadtspitze. Ihr seid Helden!
Gar lustig ging‘s, wenn’s nicht so traurig wär, an der Volkshochschule zu. Hatte diese, bis zu einer gewissen Umbruchphase, sprich Einsetzung von Vorstandsdamen eher fragwürdiger Kompetenz, ein durchaus positives Ansehen sowohl bei den Bürgern wie auch den Mitarbeitern genossen, ist, nach der fristlosen Entlassung während der Probezeit des nachweislich kompetenten und wohl auch allseits geschätzten Hauptstellenleiters Konstanz, Reinhard Zahn, ein nie so fragil geglaubtes Konstrukt wie das sprichwörtliche Kartenhaus zusammengebrochen. Die gegenseitigen Beschuldigungen zu den Ursachen des urplötzlich zu Tage getretenen finanziellen Desasters muten an wie eine wilde Schießerei im drittklassigen Krimi, bei der alle Beteiligten genau wie die Regie den Überblick komplett vermissen lassen. Man darf gespannt sein, ob der Drehbuchautor den Faden wiederfindet.
Bei allem Schlechten ist das Gute, dass ich etwas zum Ablästern habe. Wenn es auch nicht jeder goutiert – wäre ja auch zu doof, wenn‘s nicht polarisiert – so hat doch zumindest einer Spaß daran. Nämlich ich.
Erbricht jetzt seine guten Vorsätze: Euer
Topflopper Minotti