Uli Burchardts Wiederwahl ist gefährdet
Für Oberbürgermeister Uli Burchardt haben sich die Aussichten auf eine Wiederwahl schlagartig verschlechtert, denn jetzt hat der Traditionskandidat der Herzen, Klaus Frank (ehemals Namenspatron und Gemeinderat der Liste „Frank und Freie, bunte Liste Konstanz“), seinen Hut in den Ring geworfen. In einer Mail an alle Gemeinderatsfraktionen außer der CDU bietet er sich für die OB-Wahl in diesem Jahr als gemeinsamer Gegenkandidat aller zu Uli Burchardt an und verweist auf seinen Wahlerfolg von 2009.
Aus der neueren Konstanzer Stadtgeschichte ist Klaus Frank nicht wegzudenken. Mit seiner markanten Erscheinung hat er es als Jurist, Moderator und (politisches) Allroundgenie in der Bodenseemetropole zu nachhaltigem Ruhm gebracht.
Noch heute vermissen ihn viele Paradiesler, denn wenn er zwischen seinem Büro in der Brauneggerstraße und den Gerichten versunkenen Blicks hin- und herwandelte, in einen seidig glänzenden Anwaltstalar gehüllt, über dem keck die Andeutung eines züchtigen Pferdeschwanzes in der für ihn stets scheinenden Sonne wippte, verkörperte er das Recht wie die Politik von ihrer menschlichsten Seite.
Ältere Damen stürzten sich mit einem unterdrückten Lustquieken auf ihn, um ein Autogramm zu ergattern, Mütter holten ihre Töchter ins Haus, und seine Klienten atmeten auf: Wohl kein ein anderer Anwalt rettete derart viele Falschparker und Gassenpinkler vor der verdienten Todesstrafe wie er. Oder entsinnen sie sich aus all diesen Jahren seiner Tätigkeit auch nur einer einzigen Hinrichtung?
Doch dann verzog Klaus Frank in eine andere Stadt, die nach ihm rief. Seitdem hört man aus dem Gefängnishof in der Wallgutstraße in Gedanken wieder regelmäßig das dumpfe Poltern, mit dem ein Kopf … aber lassen wir das, dieser Mann ist einfach durch nichts anderes (nicht mal durch einen ordentlichen Vollrausch) zu ersetzen, mehr soll über ihn nicht verraten werden.
Kandidat der Herzen
2009 landete Klaus Frank dann einen seiner größten Coups. Er trat zur Kommunalwahl mit einer eigenen Liste an: „Frank und Freie, bunte Liste Konstanz“ hieß sie und wurde natürlich auf Anhieb gewählt. Etwa drei Jahre lang diente Klaus Frank dann, wann immer es ihm seine berufliche Tätigkeit erlaubte, im Gemeinderat. Aus dieser Zeit erinnern sich manche noch seiner großen Reden, in denen er den gesalzenen Patschefinger kräftig in die schwärenden Wunden der Kommunalpolitik presste. Er wusste schließlich, was der Bürgerschaft wirklich gut tat.
Dass während vieler seiner Reden bei anderen Gemeinderätinnen und -räten sowie im Publikum der Eindruck aufkam, als spreche hier jemand weitgehend unvorbereitet und ziemlich wirr von etwas, von dem er nichts verstehe, ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass die Zeit einfach noch nicht reif war für einen politischen Visionär von seinem Kaliber. Was kümmert es schließlich die Eiche, wenn die Sau sich an ihr reibt?
Er ist wieder da!
Jetzt, zehn Jahre nach seinem großen Triumph bei der Kommunalwahl 2009, erbietet sich Klaus Frank aufopferungsvoll, zum Wohl der Bodenseemetropole nach Konstanz zurückzukehren. Er hat deshalb eine E-Mail an alle Fraktionen des Konstanzer Gemeinderats, außer der CDU, geschrieben. Darin steht (kein Witz!) folgendes:
„Hallo liebe Fraktionen des Konstanzer Gemeinderats,
wie ich […] mitbekommen habe, findet Ihr keinen gemeinsamen Gegenkanditen für die OB-Wahl.
Also falls Ihr weiter keinen Kandidaten findet und bevor Ihr euch mit Einzelkandidaten verzettelt, solltet Ihr euch vielleicht kurz mit der Idee auseinandersetzen, eventuell mich als fraktionsüberergreifenden Kandidaten gegen OB Burchardt antreten zu lassen.
Ich bin wirklich parteilos und bin nach wie vor der Ansicht, dass in der Kommunalpolitik Ideen und Entscheidungen nicht aufgrund des Parteiprogramms bewertet werden dürfen, sondern danach, ob sie gut für die Stadt sind.
Und ich kann nicht wiedergewählt werden und werde dementsprechend auch unpopuläre Entscheidungen, die in der Sache gut sind, aber vielleicht mit Verzicht und Einschränkungen verbunden sind, versuchen durchzusetzen.
Wahlkampf kann ich. Das habe ich mit „Frank und Freie, bunte Liste Konstanz“ im Jahr 2009 gezeigt.
Ich alleine habe aber weder die finanziellen noch sonstigen Mittel, einen OB-Wahlkampf durchzuführen und habe eigentlich derzeit auch einen sehr schönen Job, der mir viel Spaß macht.
Aber ich liebe Konstanz und seine Bürger.
Und deswegen wäre ich für Konstanz, dem ich als Oberbürgermeister sehr gut tun würde, bereit, die große Verantwortung und den Stress des Oberbürgermeisteramtes mit Ehrgeiz und Spaß auf mich zu nehmen.
Und da ich nicht mit eurem Mut rechne, mich tatsächlich aufzustellen, wünsche ich euch einen spannenden OB Wahlkampf.“
Ein kleiner Schritt für einen Mann
Endlich ist er wieder da: Der Mann der Tat, der nie an sich, sondern immer nur an andere denkt – und besonders daran, was die für ihn tun können. Ein Mann, eine Idee. Klaus Frank als gemeinsamer Kandidat von FDP und Freien Wählern, von Grünen, von allen irgendwie mehr oder weniger Linken und allen übrigen, die nicht CDU sind. Die Liebe, die er für uns KonstanzerInnen empfindet, können wir ihm endlich erwidern: Wir müssen ihn dieses Jahr nur zum OB machen.
Doch Klaus Frank ahnt, dass die Zeit für einen Visionär wie ihn noch immer nicht reif sein könnte, denn leider gilt auch für die Fraktionen des Konstanzer Gemeinderates Kants Satz: „Die Grenzen Eures beschränkten Bewusstseins sind die Grenzen Eurer beschissenen engen Welt.“
Aus dieser Einsicht heraus lässt der alte Meisterdenker Klaus Frank seine Mail geradezu versöhnlich enden, indem er schreibt: „Und da ich nicht mit eurem Mut rechne, mich tatsächlich aufzustellen, wünsche ich euch einen spannenden OB-Wahlkampf.“ Auf die Idee, dass einfach nur keiner unter all den Verblendeten den Mut aufbringt, ihn aufzustellen, weil alle ihn für ein ausgemachtes Windei halten, kommt Klaus Frank (mit Recht, und als Jurist versteht er schließlich was vom Recht) nicht.
KonstanzerInnen, schaut auf diesen Mann! Er ahnt, dass Ihr Hasenfüße ihn in Eurer Beschränktheit aus purer Feigheit nicht zum Oberbürgermeister macht, und wünscht Euch trotzdem eine tolle sechste Jahreszeit – den Wahlkampf. Zu dieser Weitsicht gibt es in der gesamten Menschheitsgeschichte nur eine Parallele: „In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen,“ sprach Jesus damals zu Petrus.
Da erblasst selbst die politische Konkurrenz. Niemand in den Mauern dieser „für mich schönsten Stadt der Welt“ (Noch-OB Uli Burchardt) wird beim Lesen seiner hochherzigen Zeilen gedacht haben, Klaus Frank sei ein von eitler Selbstüberschätzung zerfressener Schaumschläger.
Wirklich niemand.
Luciana Samos (Foto: Wikipedia, bearbeitet. Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en, Autor: Wouter van Vliet, Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cut-off_ponytail.jpg)
Ein tolles Wahlprogramm hat der OB hingelegt.
Je größer sein Programm, je weniger muss er in seinen 8 Jahren verwirklicht haben. 8 Jahre auf Steuerzahlerkosten nichts nennens-
wertes leisten ist zu wenig. So einen OB können wir uns nicht nochmal leisten.
@Winfried Kropp
So war, bzw. ist es bis jetzt. Es spricht aber nichts dagegen, dieses System infrage zu stellen. Das aktuelle Bäumchen-wechsle-dich Spiel, sich flugs das grüne Mäntelchen umzuhängen, zeigt es doch allzu deutlich.
Anfangs parteilos, etwas was viele Wähler sehr schätzten (!), trat unser OB recht schnell der CDU bei. Vielleicht ärgert ihn im Nachhinein, dass er sich nicht zu den Grünen bekannt hat … Wie auch immer, die Gemeinderäte wurden gewählt, um die Interessen des „Volkes“ zu vertreten. Warum also nicht gleich Interessensgemeinschaften bilden, um von unten nach oben zu wirken, anstatt umgekehrt? Wozu braucht es den Umweg über Parteien? Dass sie bei der Wahlkampffinanzierung helfen, mag ein guter Grund sein. Aber ist das Gleichberechtigung, wenn der finanzstärkste das Rennen macht? Die damaligen Wähler von Herrn Frank waren womöglich der Zeit ein wenig voraus. In Österreich scheint man auf diesem Weg zumindest etwas voranzukommen, wenn auch immer noch nicht ohne Parteien.
Zu Herr Kropp: Tja, und Uli B. hat sich seinen Platz als OB mit Lügen erkauft. Nicht ein einziges seiner Versprechen hat er gehalten, im Gegenteil. Transparenz? Ha, Ha! Aktive(ere) Bürgerbeteiligung? Hat er erschwert! Radikale Maßnahmen zur Senkung des Verkehrs? Ein müdes Lächeln! Nachhaltigkeit? Kultur? Erhalt von Traditionen der Konstanzer? Usw. und so fort, bis heute. Die größte Lüge: Uli als Klimapionier. Nicht, dass „kein Programm“ gut ist, aber was nützt ein verlogenes Programm? Jene, die es durchschauten, haben entweder davon profitiert, davon sitzen nicht wenige Unterstützer im Gemeinderat, jene die es durchschauten, haben ihn nicht gewählt und dennoch stecken wir mit im Sumpf.
@Merit Stocker
Fast alle Parteien machen eine Vielzahl an Vorschlägen, was in unserer Stadt oder in unserem Land besser gemacht werden kann. Das Ergebnis dieser Diskussionen mündet in Partei- oder Wahlprogramme. Diese ermöglichen es den Bürgern, sich ein Bild über die Pläne, Projekte und über die Ziele von Kandidaten, Parteien und Wählergemeinschaften zu machen. Man kann Widersprüche ausfindig machen und politisches Handeln lässt sich an Versprechungen messen.
Programme sind also keineswegs vernachlässigbare Ideologie, auch wenn Vorschläge aller Parteien, aber auch aller Verbände, Initiativen und Einzelpersonen, ideologische Bestandteile haben.
Klaus Frank dagegen hielt ein Wahlprogramm bei seiner Kandidatur für den Gemeinderat unnötig. Das sagt an sich schon alles: über ihn, aber auch über seine damaligen Wähler.
Dem Noch(?) OB kann ja ein solcher Artikel nur recht sein! Das einzige Satirische, was ich erkennen kann, steckt ausgerechnet im allerletzten Satz. Aber das ist wohl reiner Zufall …
Auszug aus dem Schreiben von Klaus Frank: „Ich bin wirklich parteilos und bin nach wie vor der Ansicht, dass in der Kommunalpolitik Ideen und Entscheidungen nicht aufgrund des Parteiprogramms bewertet werden dürfen, sondern danach, ob sie gut für die Stadt sind.“ Diese Aussage finde ich verdammt gut. Was in aller Welt veranlasst seemoz dazu, so jemanden zu diffamieren? Wie müssen denn potentielle Kandidaten sein? Müssen sie immer noch dieselben Klischees bedienen wie vor Jahrzehnten? Verheiratet, 2 Kinder, katholisch, beruflich im Sektor Finanzen und Verwaltung (ganz prima macht sich ein Doktortitel). Ich kenne Herrn Klaus Frank nicht, und das tut auch nichts zur Sache. Ich finde, hier wurde die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Satire ist ein heikler Begriff. Offenbar schätzt Herr Frank die Konstanzer aber richtig ein. Insofern wird aus dem Noch-Ob eben ein Weiterhin-Ob.
Zu Detlef Kubbe: finde ich auch äusserst knapp. Allerdings, Uli B. ist noch etwas später eingestiegen und hat von den bereits bekannten Kandidaten geklaut, was er als gut erachtete, um damit zu blenden. Und, wie wir seit 8 Jahren erleben, ist es ihm gelungen. Ich sehe ohnehin Probleme, denn wie soll sich ein neuer Bewerber glaubwürdig einbringen in einer Stadt, deren verantwortlicher Ob samt Gemeinderat die Zukunft schon mit einer hohen Anzahl verhängnisvoller Beschlüsse und Entscheidungen verplant, verbaut, versaut hat? Trotz Klimanotstand muss und soll daran nicht gerüttelt werden. Welche Möglichkeiten, Chancen, das Ruder ernsthaft PRO KLIMASCHUTZ noch herum zu reißen bleiben einem potentiellen Kandidaten? Innerhalt von 8 Jahren hat der „Mann der Wirtschaft“, inzwischen Klimapionier, den Weg in den Kollaps geebnet, möglich ist das bis heute nur, weil die Mehrheit der Ratsmitglieder entweder ebenso verblendet sind oder, warum auch immer, vor ihm kuschen.
Warum werden die Kandidaten zur OB Wahl eigentlich erst vier Wochen vor der Wahl vorgestellt?
Entschuldigung Gerry, aber das ist so eindeutig Satire – wenn man das nicht mehr darf, müssen wir zum Lachen in den Keller gehen.
Ist das Satire, darf man das so schreiben?
Das man es kann ist mir klar, fair und journalistisch gesehen ist das aber grenzwertig.