Das Ende ist nah …
… befürchtet unser Kolumnist Minotti, dem nach jahrelangem Schweigen wieder der Sinn zu stehen scheint nach klarer und auch deftiger Kommentierung diverser Vorkommnisse. Diesmal im Programm: Vor allem der weltweit fortschreitende Klimawandel, den nur noch Zeitgenossen leugnen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – der schweigenden Mehrheit zurechnen, aber denen im Grunde genommen eh nicht mehr zu helfen ist.
Es ist zum Heulen. Allüberall sichtbar und medial omnipräsent die Scherbenhaufen unseres einstmals unbeschwerten und geilen, exzessiven Lebens. Ob Leugnung des Klimawandels, Rechtspopulismus oder die schleichende Verblödung im Allgemeinen, das Jahr hatte wahrlich Themen genug, auch und vor allem aufgrund des Diskurses in den Medien, aufrichtig von mir gehasst zu werden, ab und an die Contenance zu verlieren und letztendlich eventuell sogar fast (dann aber doch nicht) zu kapitulieren:
Meinung ist wie ein Arschloch – jeder hat eins …
Ausgerechnet in einem Konstanzer Blog musste ich neulich einen komplett widerlichen, leider eben auch typischen Hackfressen-Kommentar (in diesem Fall zur Diskussion über das Feuerwerk am Seenachtsfest) lesen, der mich und sicherlich viele andere Leser zu einem empörten Spontanfurz angeregt hat. Ich mag den Kommentar hier nur ungern zitieren (tu ich aber trotzdem), dafür aber umso lieber erwidern, da diese Erwiderung im Prinzip auf jeden Hackfressen-Kommentar passen würde, deren Verfasser ihre Lebensaufgabe prioritär dem Kampf gegen „Linksgrün versiffte Gutmenschen“ (gemeint sind normal intelligente Wesen) gewidmet haben. Hier das Zitat (nicht lesen bei akuter Mental-Diarrhö, chronischen Neujahrs-Depressionen oder erhöhter Neigung zu Brechreiz):
„Abschafffen will das Feuerwerk nur eine Minderheit. Aber die ist lautstark unterwegs. Übrigens auch bei anderen Themen vom “Klimaschutz” über “Öko”, “Energiewende”, “Kampf gegen Rechts” bis “Sicherer Hafen”: Da setzt eine Minderheit von vielleicht 15% bis 20% den Rest der Bevölkerung permanent unter Stress und diktiert eine sehr spezielle Weltsicht, die nur Geld kostet und den Leuten bis ins kleinste Detail vorschreibt, wie sie gefälligst zu leben haben. Und unser CDU-OB macht da auch noch mit.“
Lautstark unterwegs ist stets die stressmachende Minderheit (die sich selbst größenwahnsinnig als schweigende Mehrheit bezeichnet), die alle anderen glauben machen will, dass Wissenschaftler nichts von Wissenschaft verstehen und per se unglaubwürdig sind (Klimawandelleugnung), Flüchtlinge auf der Flucht lieber ersaufen sollen, bevor sie den Untergang des christlichen Abendlandes besiegeln (Xenophobie), der Rest der Menschheit dem Irrtum unterliegt, Demokratien wären demokratisch (Bildungsferne) und obendrein alle abweichenden Meinungen als unfair und anmaßend empfindet (Morbus AfD).
Totale Hirnfinsternis.
Es war so schön mit uns …
Ja, ich gestehe, selbst mal ein SUV besessen zu haben (Aufrichtigkeit ist die verwegenste Form der Tapferkeit). Hieß damals Geländewagen und hat viel Spaß gemacht. Sah optisch super aus und auch vom Feeling her hatte ich immer ein gutes Gefühl. Noch bevor jegliche Klimadiskussion mich erreichte, bin ich auf einen Hybridkombi umgeschwenkt, der aufgrund seines Dieselmotors nun ebenfalls zu den unerwünschten Fahrzeugen zählt. Jetzt wollte ich mir ein schönes großes Elektroauto kaufen und muss lesen, dass die SPD diese ganz großen Dinger auch verbieten will. Ok, die SPD und ich, wir hatten ja schon immer viele Unterschiede gemeinsam. Trotzdem finde ich das mit dem Tempolimit natürlich gut (wenn ich erst mal ein Elektroauto hab‘). Im Gegensatz zum Scheuer, diesem seltsamen Voralpenwichtel (wenn die Sonne ganz tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten). Im Prinzip bin ich jedenfalls auf dem richtigen Klimapfad. Ich habe mir eine Klimaanlage gekauft, um vom Klima unabhängig zu sein, esse statt Fleisch öfter mal Würstchen und gehe auch gerne zu Fuß (mit dem Hund).
Apropos Klima …
Meine Ikone des vergangenen Jahres war eindeutig Greta Thunberg. Sie hat es tatsächlich geschafft, als 16-jährige Schülerin aus einem einsamen Sitzstreik mit Pappdeckel in Rekordzeit eine weltweite Bewegung zu machen, die der internationalen Schnarchnasenpolitik den verlogenen Arsch aufreißt und dem intelligenteren Teil der Weltbevölkerung ein geschärftes Bewusstsein zu einem der wichtigsten Themen, die es gibt zu vermitteln – dem Klimawandel. Und ihre Kritiker ohne großes Zutun der Lächerlichkeit preiszugeben. Wie sagte FDP-Lindner so oder ähnlich: „Die sollen mal lieber zur Schule gehen und das Thema Klima Leuten überlassen, die etwas davon verstehen.“ Tja Lindner, so richtig gerissen hast Du ja noch nie etwas, außer Deinem neuen Haaransatz und der grandiosen Jamaikakoalitionsverschwörung. Glückwunsch. Fahr weiter Porsche (Du Umweltsau) und überlass die Politik dem Mädchen aus Bullerbü. Das ist besser fürs Klima und somit für uns alle.
Schreiben beugt Hirntaubheit vor …
Auch ich als kleiner Schreiberling hadere mit der Welt im Allgemeinen und mit mir im Besonderen. Als ich meine langjährige Lebensgefährtin neulich fragte, ob wir heiraten sollten, meinte sie nur, uns nimmt ja eh keiner mehr. Nun gut, eine Beziehung ist immer ein Kompromiss und dieser ist bekanntlich erst vollkommen, wenn alle Beteiligten unzufrieden sind. Ich versuche mich mit der vagen Weisheit zu trösten, dass Geduld bitter ist, ihre Früchte aber süß. Wir sind wie wir sind. Wenn ich aber einen anderen Körper hätte, könnte ich ganz anders aussehen (man darf ja noch träumen). Und für Tatsachen, die man nicht ändern kann, gibt’s Alkohol. Nun ja, ich bin und bleibe ein Universaldilettant und würde mich in meinem derzeitigen Aggregatzustand wohl nicht einmal zur Aufnahme im Klub der mittelmäßigen Lebenskünstler qualifizieren können.
So rette ich mich halt mit selbstsicherem Auftreten trotz völliger Mutlosigkeit (wenn ich jetzt so böse wäre wie sonst, könnte ich das auch neu thematisieren als kleine Kritik an unserer Provinzpolitik und behaupten, es gäbe nach der Abwahl unseres OB an der VHS einen Kurs „Selbstsicheres Auftreten trotz völliger Ahnungslosigkeit.“ Referent: U. Burchardt).
Bastelt an seinem Erlebnisfriedhof:
Minotti (Foto: H. Reile)