ADFC fordert Umverteilung des Straßenraums
Mit seiner bundesweiten Kampagne „Mehr Platz fürs Rad“ macht der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) auf die Platzdebatte im Straßenraum aufmerksam – und trifft damit den Nerv der Zeit. Symbolische Aktionen vor Ort zeigen auch in Baden-Württemberg, dass eine Umverteilung des Raumes sinnvoll und notwendig ist. 2020 geht die Kampagne weiter und mit ihr die Forderungen des Landesverbandes nach einem neuen Mobilitätskonzept.
Kilometerlange Staus, verstopfte Städte, dicke Luft: Dass der Radverkehr die Probleme vieler Orte und Städte lösen kann, ist kein Geheimnis mehr. Mit seiner bundesweiten Kampagne „Mehr Platz fürs Rad“ sensibilisiert der ADFC für das Thema und zeigt durch Aktionen vor Ort, wie eine Umverteilung des Straßenraums funktionieren kann – und wie man freigewordene Flächen fürs Rad, für gute Radwege und Radfahrbedingungen nutzen kann. Die Kampagne wird 2020 fortgeführt, auch um den aktuellen Entwicklungen Sorge zu tragen.
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Dreiviertel der Deutschen fahren Rad
„Der Radverkehr hat in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugelegt, ohne dass die Infrastruktur mitgewachsen ist“, berichtet Kathleen Lumma, Landesgeschäftsführerin des ADFC Baden-Württemberg. Laut der aktuellen, repräsentativen Bevölkerungsumfrage „Fahrradmonitor 2019“ steigen immer mehr Menschen aufs Rad: In 76 Prozent der deutschen Haushalte gibt es mindestens ein Fahrrad und fast die Hälfte der Deutschen nutzt es regelmäßig. „Daher brauchen wir mehr Platz für gute Radwege, sichere Kreuzungen und mehr Fahrradparkplätze“, so Lumma. Das ist nicht nur gut für Radfahrende, sondern auch für alle anderen.
Schwimmnudeln und Sprühkreide
In Baden-Württemberg gehen im Rahmen der ADFC-Kampagne regelmäßig verschiedene Kreis- und Ortsverbände auf die Straße und machen durch ihre Aktionen Radfahrbedingungen sichtbar und erlebbar: Zweckentfremdete, 1,50 Meter lange und am Fahrrad befestigte Schwimmnudeln zeigen etwa, wie groß der Überholabstand von PKW zu Fahrrädern sein sollte. Vielerorts wurden an großen, viel befahrenen Straßen temporär „Protected Bikelanes“ errichtet – vom Autoverkehr getrennte, rote Radfahrstreifen, die zeigen, wie eine sichere und fahrradfreundliche Infrastruktur aussehen kann. Mit ADFC-Brezeltüten bedankte man sich bei Radpendlern, dass sie trotz widriger Bedingungen das Rad nutzen, markierte gefährliche Stellen mit Sprühkreide und zeigte am internationalen Parking Day im September, wie Parkplätze sinnvoll anders genutzt werden können.
Verkehrswende ist noch fern
Der ADFC wertet die Kampagne als Erfolg: „Wir haben die Menschen, aber auch die Politik erreicht.“ Allein die Erhöhung des Bundes-Etats für den Radverkehr um 900 Millionen Euro auf insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro bis 2023 sei ein sehr positives Zeichen. Die Verankerung des Mindestüberholabstandes von 1,50 Metern in die Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) spricht ebenfalls dafür. Und auch auf Landesebene tut sich etwas: Verkehrsminister Winfried Hermann ermunterte auf dem ersten baden-württembergischen Radkongress jüngst Kommunen dazu, „dem Auto eine Spur wegzunehmen“ und stärker auf den Radverkehr zu setzen. Ziel der Landesregierung ist es, dass bis 2030 ein Fünftel der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt wird. „Das sind gute Zeichen und dennoch muss es weitergehen – eine Verkehrswende ist noch fern, wir brauchen ein neues Mobilitätskonzept im Land“, betont Lumma.
MM ADFC (Bild: Poolnudeln halten Autofahrende auf Abstand © ADFC)
@ CICLO & Angelika Bernecker:
Eine weitere Fussgänger & Radbrücke halte ich für sinnvoll, sie gehört aber nicht an die alte Rheinbrücke. Das Bauwerk ist jetzt schon breit genug, um 4 Fahrspuren KFZ aufzunehmen und hätte damit auch ausreichend Platz für Fahrräder.
Vieleicht wird die Bahn ja doch mal zweispurig ausgebaut (Bodensee-S-Bahn)?
Eine zusätzliche Brücke passt meines Erachtens nach besser in den Rheinabschnitt zwischen Schneckenburgstraße und Taubenhaus.
Im Westen wird mit der Entwicklung Schänzlebrücke Nord in absehbarer Zeit die östliche Fahrradbrücke wegfallen und auf der Westseite fehlt eine Rampe am Rheinufer.
Die Brücke ist übrigens auch so in der Infobroschüre zur Handlungsprogramm Radverkehr enthalten: https://www.konstanz.de/leben+in+konstanz/radstadt+konstanz/handlungsprogramm+radverkehr
Es ist höchste Zeit, dass wir uns Gedanken auch darüber machen, unter welchen Umständen Fahrräder produziert werden; zumindest mich hat dieser Artikel zum Nachdenken gebracht.
Der „Umbau“ des Sternenplatzes war lediglich eine Fahrbahnsanierung um die entsprechenden Gelder vom Land abzugreifen.
@ Angelika Bernecker
Der Vorschlag einer angehängten Fahrradbrücke an die alte Rheinbrücke stammt meines Wissens von der SPD im Gemeinderat ( sicher bin ich mir da nicht mehr). Es gab allerdings auch mal einen Querschnitt der alten Rheinbrücke, bei der Vorstellung des C-Konzeptes, auf dem zu sehen war dass durchaus auf der Brücke selber genügend Platz für alle Verkehrsteilnehmer wäre. Hier gab es sowohl eine Bus- als auch eine Fahrradspur. Warum das verworfen wurde weiß ich auch nicht.
@ Christel Thorbecke
Der Telekomtower (ehemaliges fernmeldeamt) wird demnächst umgebaut, der Platz davor soll ebenfalls ( teils durch den Eigentümer, teils durch die Stadt ) neu gestaltet werden. Die Brücke an der Theodor-Heuss Schule soll weg. Der zähringerplatz wird neu gemacht und die Kreuzung allmansdorfer/wollmatinger Straße ist für Radfahrer eher ungut und bedarf einer Umgestaltung.
Es passiert also in absehbarer Zeit einiges im Zentrum von Petershausen. Was mir dabei fehlt ist ein Gesamtkonzept. Gerade jetzt wäre die Chance da entsprechend zu gestalten und auf der kompletten Länge der Zähringerplatz-Strasse ein neues Verkehrskonzept umzusetzen und dabei den Zähringerplatz, die Realschule und den St.-Gebhard-Platz mit einzubeziehen.
Zu CICLO-Konstanz: wo soll sie denn hin, die extravagante Brücke? Links oder rechts neben die „Alte Rheinbrücke“ ? Wohin soll sie führen? Durch den Rheintorturm in die Niederburg? Quer über die Insel des INSEL-Hotels? Alleine ´ne hübsche Brücke taugt nix! Es gibt nun mal, wie Sie selbst erwähnt haben, nicht mehr Platz in KN, nicht nur jener im Zentrum ist ausgereizt. Und die Niederburg wollen wir doch bestimmt nicht opfern? Die Straßen, auf die unsere bestehende Rheinbrücke sowie der Radweg führt, sind Rheinsteig/Laube oder die Konzilstraße. Eine weitere teuere Brücke ist Unsinn, denn an der Beschaffenheit unserer Altstadt und der Infrastruktur in KN wird sich nichts ändern, wir leben in einer Kleinstadt mit engen Straßen und Gassen. War der Verkehr im Stadtkern in den 90er Jahre noch einigermaßen erträglich, hat sich das durch den Bau des LAGO am Nadelöhr negativ verändert. Und sollte sich am Verkehrschaos wider Erwarten radikal etwas zum Besseren ändern, brauchen wir keine neue Luxusbrücke, denn dann gibt es ohnehin Platz auf den Straßen.
Eine zentrale Frage bleibt, wer hat den Nutzen davon, wenn sich an herkömmlichen, teilweise noch aus der Zeit der Nationalsozialisten stammenden Verkehrspolitik bzw. Aufteilung des öffentlichen Raumes nichts ändert? Oder wer hat dadurch keinen unangenehmen Mehraufwand?
In Deutschlands Städten werden 90% des öffentlichen Raumes dem Auto gewidmet!
Hinzu kommen in Konstanz neue Baugebiete für Wohnraum und Gewerbeflächen, weitere Nachverdichtung nicht zu vergessen. Die Verkehrsflächen bleiben hingegen nahezu gleich.
Wie also soll die Lösung von morgen aussehen, wenn Verkehr von gestern gedacht wird?
Der Umbau des Sternenplatzes spricht hier eine klare Sprache. Das Problem ist nur: Dieser Zustand ist voraussichtlich für einige Jahrzehnte zementiert.
Es sind dringend neue, mutige, Visionäre Lösungen vonnöten! Warum nicht eine neue Radbrücke mit extravagantem Design neben der alten Rheinbrücke bauen wie auf dem Radschnellweg Ruhr oder in Städten wie Oslo, Kopenhagen, Auckland als wahrhafte „Hingucker“?
Dies wäre ein echtes Konstanzer Markenzeichen für moderne, zukunftsgerichtete Verkehrspolitik, würde die Attraktivität der Stadt, also auch den Bekanntheitsgrad weiter erhöhen und den Weg für eine echte Radstadt weiter ebnen!
Woher den Platz nehmen, wenn es ihn nicht gibt? Konstanz ist nicht für das Ziel Großstadt gemacht, welches blind verfolgt wird. Die geplante Massenbebauung wird nicht nur mehr Menschen, sondern auch mehr Fahrzeuge auf die ohnehin vollgestopften Straßen bringen. Es ist blauäuig zu glauben, dass die potentiellen Neubürger alle mit dem ÖPNV oder mit Rädern fahren werden. Wie die Realtiät zeigt, sind die Straßen schon jetzt für die gestiegene Anzahl an Einwohnern zu eng, teils lebensgefährlich, wie in der Schottenstraße, die mit ihren vielen Kreuzungen und Querstraßen, parkenden Autos rechts und links, unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern ohne Disziplin ein „Wagnis“ ist. Konstanz ist schon jetzt verbaut und versaut, das C-Konzept treibt jedem Menschen mit Hirn und Augen im Kopf Tränen in dieselbigen. Und wenn es mal eine Fahrraddemo gibt, wird sie gegängelt. Dass Ciclo dennoch weitermacht, ist wichtig. Und gerade dann, wenn die Straßen der Innenstadt wieder vollgestopft sind. Schließlich wurde in KN der Klimanotstand ausgerufen, nicht wahr?
Wer verantwortet den Neu- bzw. Umbau an der alten Rheinbrücke/Petershauser Str. ?
Wer setzt geltendes Recht zur Radwegbreite nicht um?
Ist das ein Versehen der Stadt oder hält man den Autofahrenden nicht nur weiter die „Tür auf“, sondern auch die Radelnden vom Leib?
Wenn schon die städtische Bürokratie sich nicht an Gesetze und Erkenntnisse zur Sicherheit hält, wer soll es überhaupt tun?
Bewegen sich die verantwortlich Planenden nur per Auto?
Der private Autoverkehr muß jetzt eingedämmt werden.
Die Stadt der Zukunft gehört Menschen, die sich ohne Abgase bewegen (wollen).
zum Kommentar M. Walter („Autoparken ganz oder teilweise auf Fußgängerwege verlegt „):
Wie ist da eigentlich die Rechtslage? Die Gewährleistung der „Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs“ (dazu gehört auch der Fußgängerverkehr auf Gehwegen, der Radverkehr) ist öffentlich-rechtliche Pflichtaufgabe. Die Bereitstellung von Pkw-Abstellfächen ist aus Sicht von privaten PkW-Besitzern sicher erwünscht, aber eben keine vorrangige öffentliche Aufgabe. Die straßenrechtliche Umwidmung von dem fließenden Verkehr gewidmeten Verkehrsflächen (wie Gehwegen) zugunsten privaten Parkens ist dann eindeutig unzulässig, wenn sie mit dem (übergeordneten) Verkehrsrecht kollidiert – hier der vorrangigen Pflicht, die „Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs“ zu gewährleisten (s. etwa BGH 4 StR 93/01, BVerwGE 34, 241, 243). Damit müsste es doch (auch) rechtlich möglich sein, gegen die Umwidmung von Gehwegen (sofern nicht breiter als 2,50m : Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen RASt 06) vorzugehen? Welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es, sich hier zu wehren?
Auch die Fußgänger brauchen mehr Raum. Konstanz hat unzählige Beispiele, in denen Autoparken ganz oder teilweise auf Fußgängerwege verlegt wurde. Die Folge: Fußgängerinnen können oft nur im Gänsemarsch hintereinander durch die Stadt laufen, weil der halbe Gehweg legal zugeparkt ist. Auch Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen werden dadurch oft behindert. Wenn dann noch Mülltonnen auf den schmalen Gehweg gestellt werden, ist überhaupt kein Durchkommen mehr. Konstanz braucht aus meiner Sicht ein Handlungsprogramm Fußverkehr mit dem Ziel, dass Fußgängerinnen überall sicher und händchenhaltend nebeneinander laufen können müssen. Gilt nicht nur für Liebespärchen, sondern z.B. auch für Eltern mit kleineren Kindern an der Hand.
Es freut mich unbändig, dass diese Überlegungen jetzt endlich von und in der Öffentlichkeit gefordert werden: Unterschiedliche Fortbewegungsarten trennen und gerecht verteilen! Ein gutes Beispiel einer sehr gelungenen Verteilung ist der neue Rheinsteig!
Ich wäre bereit, mit Interessenten zusammen einen konkreten Vorschlag für Konstanz zu erarbeiten, der dann dem Gemeinderat vorgelegt werden kann. Was noch fehlt, sind die Fußgängerüberwege in Form der guten alten Zebrastreifen, die an ganz wesentlichen Überquerungen fehlen! Ampeln bevorzugen immer den Autoverkehr.
Gute Kampagne, die auch in Konstanz hoffentlich noch mehr Beachtung findet. So ist es unverständlich, dass nach dem aufwändigen Umbau des Sternenplatzes, für den die Radfahrer monatelang von der Brückenüberfahrt ausgesperrt wurden, die selben engen Platzverhältnisse an der Spanierstraße wieder hergestellt wurden wie vor dem Umbau. Mit 1 Meter Breite ist der dortige Radweg nicht mal konform zur in Baden-Württemberg gültigen ERA.
Jeder halbwegs brauchbare Verkehrsplaner weiß, dass es ein absolutes no-go ist, Verkehre unterschiedlicher Geschwindigkeiten auf einer Ebene – gar mit Kreuzungen – abzuwickeln. Ist aber die Regel. Wenn das sich mal so etabliert hat, dann hilft nur noch die Rangordnung festzulegen. bis dies gelöst ist. Die ist heute überall: Auto-Fahrrad-Fussgänger. Für Orte und Umgebung muss aber gelten: Fussgänger-Radfahrer-Auto. Auch auf der Straße. Das können 99% aller Menschen nicht mal denken.