Das Tuttlinger Kleinkunstmekka startet durch
Auch im neuen Jahr gönnt sich die „Bühne im Anger“-Reihe der Tuttlinger Hallen keine Pause und setzt den Startschuss für viele Künstler, unter anderem mit Stars des Genres wie Mirja Boes, Michael Fitz, Kay Ray und Andreas Rebers (Bild). Dazu kommt der viertägige Wettbewerb um die „Tuttlinger Krähe“. Mit dem Frühjahrsangebot 2020 unterstreicht die Angerhalle im Tuttlinger Stadtteil Möhringen einmal mehr ihren exzellenten Ruf als Kleinkunst-Kleinod im deutschen Südwesten.
Seit ihrer Premiere im Herbst 1993 hat sich die Kleinkunstreihe „Bühne im Anger“ zu einer renommierten Adresse für Kabarett-, Comedy- und Musikfreunde entwickelt. Hier gastierten nahezu alle Genregrößen von Bülent Ceylan oder Sascha Grammel über Mario Barth, Dieter Nuhr, Martina Schwarzmann, Ingo Appelt bis zu Alfons, Willy Astor, Olaf Schubert, Torsten Sträter oder Bruno Jonas. Die Bühne lockt längst Kleinkunstfreunde weit über die Region hinaus an und besitzt einen hervorragenden Ruf. Und das sollte sich mit dem aktuellen Programm auch nicht ändern.
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Das Programmheft für die „Bühne im Anger“ ist kostenlos an vielen Auslagestellen in Tuttlingen und Umgebung zu haben. Karten für die Veranstaltungen der „Bühne im Anger“ gibt es jetzt im verbilligten Vorverkauf bei der Vorverkaufsstelle der Tuttlinger Hallen, der Ticketbox in der Königstraße 13 (beim „Runden Eck“). Ein telefonischer Kartenservice ist dort unter Tel. (07461) 910996 eingerichtet. Online gibt es Karten unter www.tuttlinger-hallen.de, außerdem bei allen bekannten Vorverkaufsstellen des KulturTickets Schwarzwald-Baar-Heuberg in den Landkreisen RW, VS und TUT.
Das Programm von Februar bis Mai 2020 im Überblick
Samstag 29.02. 20:00 Uhr – ANDREAS REBERS „Ich helfe gern“
Wenn Onkel Andi zu Besuch kommt, ist allenthalben große Freude und Heiterkeit im Saal. Aber warum? Rebers ist kein Narr und hasst Clowns. Denn nachdem die Weisen die Burg verlassen haben, erobern die Narren die Zinnen und überall wird es lustig. Wir werden informativ unterhalten oder unterhaltsam informiert. Hat hier jemand Angst vor der Wahrheit?
Rebers hilft uns die Angst zu nehmen. Vor allem die vor uns selbst. Schon als Kind zur Hilfsbereitschaft erzogen, hat ihn die gute schlesische Mutter auch zur Wahrhaftigkeit und zur Bibel verpflichtet. Wenn er seine Diebstähle und kriminellen Taten zugab, bekam er die Prügel, die er verdient hatte. Reverend Rebers ist heute als Arbeiter im Pointenberg des Herrn. Mit der Wahrheit, vor allem der unbequemen, nimmt er es sehr genau. Denn wenn man Wahrheiten, die einem nicht passen, in den Schrank sperrt, werden sie giftig. Und damit nicht die Falschen den Giftschrank öffnen, macht er es lieber selber und nimmt zur Not auch die Prügel in Kauf. Das führt gelegentlich dazu, dass er die richtigen Fragen zum falschen Zeitpunkt stellt.
Freitag 06.03. 20:00 Uhr – STEFAN DANZIGER „Was machen Sie eigentlich tagsüber?“
Geboren in der DDR, wollten er und seine Familie in die BRD fliehen. Doch leider sind sie falsch abgebogen und in der Sowjetunion gelandet. Nach der Wende schaffte er es endlich in den Westen und landete in Berlin Wedding. Auf den Straßen Berlins erlernte er seinen Stil und entdeckte seine Gabe, Menschen stundenlang mit Geschichte vollzubrabbeln. Was anscheinend gut ankam und für witzig befunden wurde. Da es ihm nicht reichte, das nur tagsüber – als Stadtführer in der Hauptstadt – zu tun, beschloss er vor über fünf Jahren, auch nachts auf den Comedybühnen Berlins unterhaltsam zu „quatschen“. Erst auf Deutsch und dann noch auf Englisch. Das eröffnete ihm die Möglichkeit, auch auf den Bühnen Amsterdams, Londons und Edinburghs aufzutreten. Seine Comedy beleuchtet charmant Geschichte und die Geschichten dahinter, kulturelle Widersprüche und Absurditäten des Alltags.
Freitag 20.03. 20:00 Uhr – MICHAEL FITZ „Jetz‘ auf gestern“
Sein vielseitiges Talent wurde ihm als Teil der bekannten bayerischen Künstlerfamilie Fitz in die Wiege gelegt. Ein Millionenpublikum kennt ihn in seiner Rolle als Carlo Menzinger im Münchener „Tatort“. Aber seine große Leidenschaft gilt der Musik: Seit Mitte der 1980er Jahre steht Michael Fitz als Songwriter mit deutschsprachiger Pop- und Rockmusik auf der Bühne. Eine lange Zeit, aber noch lang keine Preise fürs Lebenswerk, kein schöpferisches Innehalten und bestimmt kein bequemer Ruhestand.
Fitz erzählt aus dem Mittendrin im Leben, von Erlebtem und Gefühltem. Da schwemmt es gerne mal übrig Gebliebenes, nie wirklich Ausgesprochenes an die Oberfläche … und das wird unweigerlich Thema für einen, der sich nirgendwo im spaßbeseelten Zeitgeist-Mainstream einnorden lässt. Fitz erzählt poetisch und lyrisch von den Vorzügen, aber auch den kleinen Fallstricken und Untiefen zwischenmenschlicher Beziehungen – immer nah am Publikum, spannend und unterhaltsam.
Samstag 11.04. 20:00 Uhr – KAY RAY „Wonach sieht’s denn aus?“
Fettnäpfchen galant zu umschiffen, ist nicht die Sache des „Krähe“- Publikumspreisträgers 2006, Kay Ray. Provokativ, radikal, schwarzhumorig und, wenn er will, auch mal sehr musikalisch, ist auch sein neues Programm.
So wie‘s aussieht, ist nichts mehr wie es war! Oder gab es schon mal 72 Jungfrauen im Himmel? Oder 60 Geschlechter auf Erden? Wer soll da noch durchblicken. Kay Ray wagt’s und dabei ist ihm nichts heilig. Er teilt aus nach allen Seiten, ohne Rücksicht auf Verluste und Zeitgeistbefindlichkeiten, ohne Angst vor Nazikeulenschwingern oder Applaus von der falschen Seite. Gegen seinen Witz, seine Wut und seine Wildheit wirken viele seiner Kollegen wie Kleinkunstwerktätige und Comedyworkshop-Absolventen.
Comedy oder Poesie? Trash oder Tabula rasa? Kabarett oder Klamauk? Oder GroKo – Großer Kokolores? Wonach sieht’s denn aus? Schauen und lachen Sie selbst …
Freitag 15.05. 20:00 Uhr – MIRJA BOES & die Honkey Donkeys „Auf Wiedersehen Hallo – Die Willkommenabschiedrevue“
Schluss. Aus. Vorbei. Das war’s! Seit über 24 Jahren begeistert Mirja Boes ihr Publikum. Höchste Zeit also, sie für ihr Lebenswerk weg zu würdigen, bevor ihre Witze einen Damenbart bekommen. Deswegen macht Mirja jetzt den „Howie“ und geht auf ihre wahrscheinlich definitiv wirklich allerletzte Abschiedstour. Und statt ´nem ollen „Adieu“ gibt’s von ihr ein fettes „Tschüss, Ihr Säcke“.
Freuen sie sich auf ein „Best of Best of“ ihres Schaffens. Und keine Sorge! Der Abgesang dauert nur vier Minuten, denn so lang ist ihr zu Recht vergessener Smashhit: „20 Zentimeter, nie im Leben kleiner Peter”. Danach gibt es nigelnagelneue Impro-Comedy rund um die kleinen, großen, schrecklich-schönen und leiderlustigen Comebacks des Lebens.
Es wird ein feierlicher Abend. Mirjas Freunde, ihre Weggefährten, ihre Mentoren – sie alle kommen nicht. Nur die Honkey Donkeys. Die müssen. Denn das steht in ihrem Vertrag.
MM/hr (Foto: Susie Knoll)