Brauner Dreck an jeder einzelnen Note

(red) Was meint eigentlich Norbert Heizmann, einer der prominentesten Fasnachter der Stadt, zur Gesangsdarbietung von Konstanzer Narren in Berlin? In der baden-württem­bergischen Landesvertretung des Bundestags hatten dort CDU-Stadtrat Marcus Nabholz und närrische Mitstreiter Lieder des als Antisemit und Nazi-Parteigänger enttarnten Willi Hermann zum Besten gegeben. Wir haben bei Heizmann nachgefragt. Seine Stellungnahme im Wortlaut.

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An meiner Einstellung zu den Liedern Willi Hermanns hat sich seit bekannt werden der Nazi-Vergangenheit des Autors nichts geändert.

Ich bin auch stolz darauf, Mitglied der Narrengesellschaft zu sein, die der fasnächtlichen Nachkriegskarriere Hermanns zwar leider die Plattform geboten hatte, was eigentlich niemals hätte passieren dürfen (dann wären diese Lieder womöglich gar nicht erst entstanden und zum fasnächtlichen Kult geworden), von der aber auch die Initiative für die Recherchen über diesen Verbrecher ausgingen und die seine Werke zu Recht von ihrer Bühne verbannt hat.

Ich persönlich würde niemals wieder ein Lied von Willi Hermann singen oder mitsingen, für mich klebt im Wissen um die Umstände der braune Dreck an jeder einzelnen Note.

Allerdings kann man niemanden verbieten anderer Meinung zu sein, die Trennung von Kunst und Künstler ist ein komplexes Thema. Ob Hermanns Werke unter die Kategorie Kunst fallen, mag in diesem Zusammenhang dahingestellt bleiben.

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Ich würde auch nicht Menschen, die anderer Meinung sind als ich, sofort in eine braune Ecke stellen wollen, wie es viele tun, die auf nichts anderes lauern, als dass einem Fasnachtsnarren einmal in einer schwachen Stunde ein falsches Wort herausrutscht und die dies zu einem willkommenen Anlass nehmen, ihre Vorurteile gegenüber saufenden, Zoten reißenden, sexualneurotischen, bierbäuchigen und faschistoiden Pappnasen bestätigt zu wissen.

Norbert Heizmann (Bild: privat)