Konziljubiläum: Wie man Gelder versenkt
Die bevorstehenden Feierlichkeiten zum Konziljubiläum ab 2014 scheinen manchen schon weit im Vorfeld völlig die Realität zu vernebeln. Bis zu 10 Millionen Euro sollen investiert werden, allein fünf Millionen davon will die Stadt Konstanz tragen. Aber bislang weiß so richtig niemand, wer die Kosten für den immer umfangreicher werdenden Wunschkatalog konkret und im einzelnen übernehmen wird. Doch das ficht die Ideengeber nicht an. Sie machen munter weiter.
Der neueste Coup: Angeblich, so Martin Wichmann, stellvertretender Leiter des Amts für Stadtplanung und Umwelt, sei das Areal am Konzil „kaputt“ und bedürfe einer Umgestaltung und Sanierung. Der Technische und Umweltausschuss (TUA) war mit großer Mehrheit dafür. Rund eine halbe Million Euro will man investieren. Aber die Gesamtkosten könnten erst beziffert werden, so die Verwaltung, wenn die Ergebnisse eines Ideen- und Realisierungswettbewerbs vorlägen.
25 (!) Büros sollen bis zum Frühsommer ihre Pläne präsentieren. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Ist das Areal am Konzil tatsächlich so marode? Reicht es nicht aus, mit weitaus weniger Geld die nötigsten Sanierungen anzugehen? Der Verdacht drängt sich auf, dass die Planungen Richtung 2014 zu einem Fass ohne Boden geraten. Bis heute gibt es nicht mal den Ansatz eines Finanzplans. Dennoch will eine Schar hiesiger Traumtänzer von ihren zum Teil aberwitzigen Projekten nicht lassen.
„St. Jodok“ aus Immenstaad lässt grüßen
Beispiel Lädine. Seit über einem Jahr ist im Gespräch, eine Lädine detailgetreu im Konstanzer Hafen nachbauen zu lassen. Lädinen segelten seit dem 15.Jahrhundert über den See und waren jahrhundertelang die wichtigsten Fortbewegungs- und Transportmittel der damaligen Zeit. Norbert Henneberger, Chef der Konstanzer Touristikabteilung, hat die Idee eines Nachbaus eingebracht. Dafür, so Henneberger im Frühjahr 2011, würden Kosten von etwa 300 000 Euro anfallen. Eine „Schauwerft“ für die Dauer von zwei Jahren soll errichtet werden, und nach Fertigstellung will man die Lädine als besondere Touristen-Attraktion in den Schifffahrtsbetrieb einbinden.
Mehrmals schon wurde Henneberger aufgefordert, sich mit den Betreibern der bereits existierenden Lädine „St. Jodok“ in Immenstaad in Verbindung zu setzen, um den mittelalterlichen Lastensegler für die Dauer des Konziljubiläums anzumieten. (seemoz berichtete). Doch nichts passierte. Bis heute hat sich niemand aus Konstanz in Immenstaad gemeldet. Dort ist man verwundert über die Konstanzer Ignoranz, denn man würde sehr gerne mit der Konzilstadt kooperieren. Bezüglich des finanziellen Aufwands für den Lädinen-Nachbau können die Immenstaader nur warnen: „Unter mindestens 800 000 Euro ist ein detailgetreuer Bau überhaupt nicht möglich.“
Weniger ist meistens mehr
Je näher 2014 rückt, desto abenteuerlicher werden die Planungen. Man kann sich langsam des Eindrucks nicht erwehren, dass sich eine ungezügelte Event-Hysterie breit macht, die mit den wahren Bedürfnissen der Konstanzer BürgerInnen nicht viel zu tun hat. Das gilt nicht nur für den Nachbau einer Lädine, das gilt auch für ein „Handwerkerdorf“, das ebenfalls auf Vorschlag von Norbert Henneberger am Konstanzer Münster aufgebaut werden soll. Alleine die dort vorgesehenen Pavillons verursachen Kosten von mehreren hunderttausend Euro. Und auch hier stellt sich die entscheidende Frage nach einer soliden Finanzierung.
Machen wir uns nichts vor: Das Konziljubiläum bedient trotz anders lautender Aussagen überwiegend die Ansprüche einer Minderheit. Die große Mehrheit in dieser Stadt hat völlig andere Sorgen. Das will nicht heißen, dass man die Erinnerung an das Konstanzer Konzil (1414 bis 1418), das durchaus in vielerlei Hinsicht von europaweiter Bedeutung war, völlig außen vor lässt. Gute und interessante Veranstaltungen sind längst in Planung, andere werden folgen. Aber es geht auch darum, endlich ein nachvollziehbares Finanzkonzept auszuarbeiten und ausufernden Hirngespinsten noch gerade rechtzeitig eine klare Absage zu erteilen.
Autor: H.Reile