Corona-Krise: Kleingärtner wollen endlich Klarheit
Täglich stehen Konstanzer KleingärtnerInnen bangend an der Grenze und blicken Richtung Schweiz, wo auf dem Döbeli und auch im Tägermoos ihre mühsam gepflegten Gartenanlagen zuwuchern. Zu Recht können sie nicht verstehen, warum man ihnen immer noch rigoros den Zutritt verwehrt. Lange übten sie Geduld, nun aber platzt ihnen allmählich der Kragen, wie folgender Beschwerde zu entnehmen ist, die an die Konstanzer Gemeinderatsfraktionen ging.
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Seit Wochen müssen wir Pächter der Kleingartenanlage auf Konstanzer Gemarkung im Tägermoos jetzt die Schließung der Grenze zur Schweiz hinnehmen. Bewegt hat sich bei diesem Problem bisher leider nichts, und dies offenbar von beiden Seiten. Nun ist erstmals etwas Bewegung in die festgefahrene Diskussion gekommen, aber leider betrifft dies offensichtlich nur den Warenverkehr und den Besuchsverkehr von Familien und Angehörigen.
Die Gartenpächter sind hierbei offensichtlich wieder kein Punkt für Diskussionen. Dies ist für uns aus folgenden Gründen absolut nicht nachvollziehbar, denn auch hier liegt die letzte Entscheidung am Gutdünken der diensthabenden Grenzwächter, und dies ist schlichtweg Willkür. Wir fühlen uns von den zuständigen Stellen in Politik und Behörden im Stich gelassen.
Bislang war oberste Priorität das Unterbinden der Weiterverbreitung des Virus. Daran können und wollen wir einfach nicht mehr glauben. Nun zu den Gründen. Der weitaus größte Teil der Pendler, und nun auch der von der neuen Regelung einbezogenen Familienangehörigen, werden im jeweiligen Einreiseland sicherlich nicht nur in einem überschaubaren Radius von etwa 500 Metern unterwegs sein, Dieser Personenkreis stellt zusammen mit den unzähligen Kraftfahrern scheinbar keine Gefahr für die Verbreitung des Virus bei.
Ganz anders aber bei den Pächtern der Gärten. Dieser Personenkreis ist zum überwiegenden Teil der schon etwas reiferen Generation zuzurechnen und lediglich daran interessiert, so schnell wie möglich und ohne Umwege in den eigenen Garten zu gelangen. Hier wartet auf die Pächter Betätigung im eigenen Garten, Entspannung und Erholung, und alles mit sehr großem Abstand zum Gartennachbarn. Eine bessere und ungefährlichere Beschäftigung unter Einhaltung aller Hygienevorschriften ist wohl kaum vorstellbar.
Täglich wird in der Presse, Südkurier, seitenlang darüber geschrieben wie sehr Familien unter der Trennung leiden. Wir Gärtner leiden ebenfalls, wenn wir zusehen müssen wie in Jahren geschaffene Kleinode verwildern und vertrocknen. Aber offensichtlich ist es schon so weit gekommen, dass man offensichtliche Rechtsbrüche und Ordnungswidrigkeiten begehen muss, um in der Öffentlichkeit die nötige Aufmerksamkeit zu erreichen. Siehe die Vorkommnisse an der sogenannten Kunstgrenze.
Gerhard Zeidler für die Kleingärtnervereinigung Tägermoos
Gartenfreunde wollen Ausnahmegenehmigung
Ähnlich argumentieren die „Gartenfreunde Döbeli e.V.“, die sich nun an Oberbürgermeister Burchardt wandten und ihn mit Schreiben vom 19.4. aufforderten, sich dafür einzusetzen, „bei den Schweizer Behörden eine Ausnahmegenehmigung für die Kleingärtner zu erhalten“, um ihre Kleingärten in Kreuzlingen zu pflegen. Schriftwartin Anne Kern schreibt: „Unsere Mitglieder verlangen zu Recht eine baldige Lösung“. Und sie erinnert Burchardt daran: „Der Vollständigkeit weisen wir darauf hin, dass eine Lösung für die Konstanzer Kleingärtner nicht auf das Gebiet beschränkt werden darf, das dem Staatsvertrag über das Tägermoos unterfällt. Unsere Kleingärten liegen im Bereich ‚Döbeli‘, welches ebenfalls im Grundeigentum der Stadt Konstanz bzw. der Spitalstiftung steht“.
MM/hr
Bild: Als die Kleingartenwelt noch in Ordnung war (Foto: privat).
#Peter Krause
Ganz schön cool; eigentlich will ich garnicht so genau wissen, was denn eigentlich so Ihre Problematik ist.
…sicher ist es eine spürbare und harte Einschränkung, wenn das Stückchen Boden, welches man jahrelang bearbeitet und mit dieser Arbeit angeeignet hat, nicht mehr betreten werden darf. Im grössseren Zusammenhang gesehen kommt man irgendwann zum Punkt, sich zu fragen, welchen Sinn die Grenzschliessungen haben, wenn in den Ländern ähnliche Regeln gelten. Angesichts der unklaren Lage im März war das runterlassen der Schlagbäume als erste und schnell umzusetzende Massnahme noch nachvollziehbar. Heute, nach dem die Verbreitung des Virus gleichmässiger und flächiger zu sein scheint, werden derartig grobe und undifferenzierte Ansätze der Reduktion der Übertragungen fraglich. Vielmehr ist, mehr denn je, Verantwortung gegenüber Fremden und für das persönliche Umfeld gefragt. Die Sehnsucht nach Verordnungen, Gesetzen und starker Führung lässt mich angesichts der mit Maschinengewehren bewaffneten Militärpolizei auf schweizer Seite erschaudern.
Ach ja, was soll man sagen…. Jeder hat so sein Problem, dass für ihn die Welt ansich ist …..