Zu spät für gutnachbarschaftliches Miteinander?
Nachdem die Caritas vor ein paar Tagen pünktlich zu Beginn der Abriss- und Umbauarbeiten in Zoffingen um das Vertrauen der Anwohner warb und sie um Nachsicht für die mehrere Jahre währenden Belästigungen durch die Baustelle bat, melden sich jetzt AnwohnerInnen mit einem offenen Brief zu Wort. Sie haben nach ihren Angaben von guter Nachbarschaft bisher wenig gemerkt und halten das Angebot der Caritas zum Dialog für Heuchelei.
Hier der offene Brief von Anwohnern an den Geschäftsführer der Caritas, Andreas Hoffmann, in vollem Wortlaut:
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Sehr geehrter Herr Hoffmann,
Sie schreiben uns, dass Sie Belästigungen durch den Umbau des Zoffingen möglichst gering halten wollen.
Das ist recht, geht aber, wie Ihnen sicher klar ist, am Kern der Sache vorbei: Für die Belastungen, die die Bauphase überdauern, wäre uns ein sensibler Umgang bezüglich Größe, Natur und Verkehr wichtig. Dafür haben Sie bislang jedes Verständnis konsequent vermissen lassen.
So geht denn auch Ihr „großer Wunsch“ nach einem gutnachbarschaftlichen Miteinander ins Leere. Vor über einem Jahr haben Sie die schon vorher nicht wirklich offenstehende Tür einer nachbarschaftlichen Kommunikation noch einmal krachend zugeschlagen:
Das damals noch gar nicht notwendige Abholzen der uns wichtigen Kastanien wurde zu diesem Zeitpunkt als reine Machtdemonstration erlebt: Die Caritas zerstört, was den Anwohnern lieb und wichtig ist.
Zwar hat sich das auf die darauffolgende Gemeinderatswahl ausgewirkt. Das hat aber nicht zu einem Umdenken seitens der Akteure im Fall Zoffingen geführt.
Während viele hier mittelalterliche Häuser erhalten und pflegen, pflegen Kirche und Stadtspitze einen mittelalterlich anmutenden Politikstil: Sie haben sich zusammengetan – und die Betroffenen haben nichts zu sagen.
Eine gutnachbarschaftliches Miteinander und Zusammenleben wäre ein Geben und Nehmen. Die Caritas aber nimmt nur: Erst die in der Niederburg sowieso raren Bäume und in Zukunft auch noch Luft und Licht. Auch den künftigen Pflegeheimbewohnern wird nicht mehr gegeben als ein viel zu großes Heim an einem viel zu engen Ort!
Die sture, Gespräche und Lösungen verweigernde Vorgehensweise hat verletzt und tiefe Gräben entstehen lassen. Wenn Sie jetzt den Wunsch nach „Zusammenleben in der Niederburg“ äußern, ist das, als wenn Sie jemandem ins Gesicht schlagen und gleichzeitig Freundschaft einfordern. Wie soll das gehen? Haben Sie da eine Idee?
Mit freundlichen Grüßen,
Roswitha und Bernd Baltruschies, Oliver Geißinger, Louise und Giorgio Krank, Stephan Schulz, Franzis von Stechow, Michaela Wiest-Rothenhäusler und Rainer Rothenhäusler
MM (Bild: Zukunft-Zoffingen)
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Utopisch anzunehmen, einer kirchlichen Institution wäre an Rücksicht oder Einigung gelegen. Es geht seit deren Entstehung um Machtausbau und Unterdrückung Andersdenkender.
Die Verfasser des offenen Briefes können jedoch froh sein, dass die Inquisition nicht mehr wie früher vollzogen wird, würden sie sonst für diesen Frevel auf dem Scheiterhaufen brennen.