Zoff in der Kulturszene: Nix contra Pijanka
Theaterintendant Christoph Nix fühlt sich von Philharmonie-Chefin Insa Pijanka „diffamiert“ und zu Unrecht angegriffen. In einer aktuellen Pressemitteilung des Theaters, die wir ungekürzt veröffentlichen, nimmt Nix nun Stellung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, und teilt seinerseits kräftig aus.
Die Mitteilung im Wortlaut:
Die Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, Insa Pijanka, hat in einem Schreiben an alle Orchestermitglieder den Intendanten des Theater Konstanz in ungehöriger Weise diffamiert. Das Schreiben wurde der Intendanz und der Theaterleitung anonym zugespielt, hierin heißt es: „Und es bringt auch nichts, sich wie Christoph Nix öffentlich mit den Trägern anzulegen und Forderungen zu stellen, das Ende der Saison wieder aufzuheben! Eine derart konfrontative Haltung schadet uns nur in der Zukunft und ist nicht mehr als ein persönliches Kettenrasseln von einer Person, die sich nicht mehr darum kümmern muss, was nach der Sommerpause passiert. Die Folge dieses Handelns trägt seine Nachfolgerin.“
Diese Beschreibung diffamiert die Arbeit einer Intendanz, die das Theater in den letzten 14 Jahren sowohl regional als auch überregional in den Mittelpunkt theaterpolitischer und theaterästhetischer Auseinandersetzungen geführt hat. Dieses Verhalten ist hochgradig unangemessen und lässt Respekt vor einem verdienten Kollegen vermissen. Die Angriffe von Frau Pijanka stellen nichts anders dar, als ihre Untätigkeit in Zeiten der Corona-Krise zu chiffrieren. Das Orchester der Südwestdeutschen Philharmonie hat zahlreiche AbonnentInnen verloren, wäre keine Corona-Krise, würde deutlich, wie stark das Absinken von Zuschauerzahlen ist.
Christoph Nix ist tief verletzt, so etwas von einer Frau zu lesen, die er 2002 am Staatstheater Kassel eingestellt hat, obwohl sie über keine akademisch-musikalische Ausbildung verfügte und die auch unter seiner Intendanz nie Orchesterdirektorin war. „Es ist schade, dass nun auch im Kulturbereich unter Leitungspersonen der persönliche Umgang in dieser Weise verroht“, so Christoph Nix.
Auf seemoz-Anfrage erklärte Insa Pijanka, dass sie das Vorgehen von Nix für „nicht akzeptabel“ halte. Es habe sich bei dem Schreiben an die Orchestermitglieder um eine „interne Kommunikation“ gehandelt. Sie möchte aber kein weiteres Öl ins Feuer gießen, denn das sei die Sache nicht wert. Nur soviel: „Ich wundere mich vor allem darüber, dass Nix nicht zum Telefon gegriffen hat, um mit mir persönlich zu sprechen“.
MM/red (Bilder: H. Reile, Johannes Raab)
Frau Sarah Schwab: Liebe Frau Schwab, ich nutze kein Facebook, deshalb keine Info. In den vor Ort gängigen Medien habe ich bisher keine Zeile über Auftritte eines Teils der Philharmoniker entdeckt. Da weltweit Künstler kreativ sind, wenn es im Großen nicht geht, auch in reduzierter Form, und das Konstanzer Stadttheater ebenfalls nach Möglichkeiten von Auftritten sucht – und findet – lasse ich das Sprichwort für sich stehen: „Wo ein Wille, da ein Weg“.
Im Übrigen steht in dieser Diskussion das m. E. nicht tragbare Verhalten von Frau Pijanka zur Debatte, die mit der breit gestreuten Mail die Mitglieder des gesamten Orchesters in eine unmögliche Situation gebracht hat. Offenbar und zum Glück hat Herr Nix jedoch auch unter den Musikern AnhängerJemanden auf diese Art und Weise bloß zu stellen ist schlichtweg link.
Unsere Landes-Ministerin hat eigens einen „Masterplan KULTUR MIT ABSTAND“ verabschiedet und verschickt, um die Kultur schaffenden Institutionen, allen voraus die großen und kleinen Theater im Land zu ermuntern, ihre Tore nach der Coronakrise bedingten vorzeitigen Schließungen noch einmal für kleinere Events zu öffnen. Alle Theaterfreunde in Konstanz haben sich gefreut, dass der Intendant unseres Stadttheaters diese Herausforderung angenommen hat und das nötige Personal davon überzeugen konnte, Konstanz durch ein herrliches Freiluft Theater in diesen für die Kultur so traurigen Zeiten zu bereichern! Wer sich hinter den Kulissen ein wenig auskennt, weiß was das für ein anspruchsvolles und schwieriges Unternehmen ist! Danke Herr Nix!
Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich und verantwortungslos, dass diese Anstrengung von der Chefin der SWD Philharmonie ohne jede Not und hinter dem Rücken der Theaterleitung schlecht geredet wurde. Dieses besondere Engagement des Intendanten in einer Mail an das eigene künstlerische Personal als „konfrontative Haltung“ und privates „Kettenrasseln“ zu interpretieren, ist absurd. Vor allen Dingen angesichts der Tatsache, dass das Land selber die Theater zum Weitermachen ermuntert hat. Und dass der gesamte Gemeinderat einstimmig die Aufführung auf dem Münsterplatz begrüßte und ein Gespräch mit der Stadtverwaltung über dieses schwierige Unternehmen mit freundlichem Zuspruch und großzügigen Hilfsangeboten endete. Der Kulturbürgermeister wäre auch noch dankenswerter Weise für kleine Events offen gewesen, die dem Theater aber zu viele Anstrengungen gekostet hätten. Man verzichtete von dieser Seite und wollte sich ganz auf das Münsterspiel konzentrieren.
Es gab wie man sieht keinen Anlass für diesen peinlichen und heimlichen Affront von Seiten der Philharmonie – Chefin.
Wen wundert es, wenn der auf diese Art Angegriffene sich zur Wehr setzt?
Die ganze Sache ist schrecklich für Konstanz und seine zwei wunderbaren Kulturstätten.
Er teilt selber doch recht gerne aus, darum verstehe ich die Dünnhäutigkeit von Herrn Nix nicht. Ich würde sagen: Alle sollten den Ball etwas flacher halten in dieser anstrengenden Zeit.
Liebe Frau Bernecker,
bezüglich Ihrer Konzertvorschläge: Proben ohne Probenraum und ohne Verletzung der Abstandsregeln ist für ein Orchester momentan schlicht nicht möglich.
Und wer der Philharmonie auf Facebook folgt, weiß auch, dass sie keineswegs untätig ist.
Herzliche Grüße
Sarah Schwab
Warum solle Herr Nix zum Telefon greifen? Frau Pijanka hat sich schließlich auch hinter dem Rücken von Herr Nix über diesen ausgelassen. Dass wir vom Orchester aktuell nichts hören, zeigt, wie groß das Interesse der Philharmonie Chefin an den Konstanzern ist. Ich bin sicher, dass Beat Fehlmann, den hier viele zu Recht schmerzlich vermissen, längst mehrere Veranstaltungen auf die Beine gestellt hätte. Kein Problem bei schönem Wetter im Stadtgarten zu stuhlen und sich dort mit Abstand auf den Grünflächen niederzulassen, um dort der Musik eines verkleinerten Orchesters(Abstand) zu lauschen.
Dass sich die Stadtverwaltung über Menschen freut, sie still halten und kuschen, sozusagen „keine Schwierigkeiten machen“, wundert wohl kaum einen informierten Bürger. Herr Nix, machen Sie sich nix draus, Sie haben eben weil Sie sind, wie Sie sind, die Wertschätzung vieler Konstanzer, die Sie schmerzlich vermissen werden. Genießen wir´s, solange es noch dauert. Ich hoffe, Ihre Nachfolgerin zeigt mehr Engagement und Mumm als Frau Pijanka.