Litzelstetten: Nur bedingt barrierefrei

Im April trafen sich der Behinderten­beauf­tragte der Stadt Konstanz, Stephan Grumbt (Bild), und Ortsvorsteher Wolfgang Gensle zu einem Rundgang durch Litzelstetten. Nun wurden die Ergebnisse bekannt. Die Begehung war angedacht worden, um weitere Schwachstellen in der örtlichen Infrastruktur zu finden, die nicht barrierefrei ausgestattet sind. Hier das vorläufige Resultat der Besichtigung.

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Der Besuch des Behindertenbeauftragten war bereits länger geplant und konnte trotz „Corona“-Krise durchgeführt werden. Bei ihrer Begehung stellten Grumbt und Gensle zahlreiche verbesserungswürdige Zustände fest, die vor allem die Martin-Schleyer-Straße betreffen: An allen drei Ampelanlagen (Waldfriedhof, Tankstelle, Betreutes Wohnen) fehlt die taktile Ausstattung, mithilfe derer auch seh- und hörbehinderten Menschen die Nutzung des Lichtzeichens erleichtert werden könnte. Insgesamt fehlen an fünf der sechs Bushaltestellen im Ort die sogenannten „Kasseler Borde“, eine Erhöhung, die den Einstieg für Rollatornutzer, Kinderwägen und gehbehinderte Menschen erleichtern würde. Lediglich an der Haltestelle „Zum Purren“ stadteinwärts ist dafür gesorgt.

An der Haltestelle stadtauswärts sowie an den Haltepunkten Tankstelle und Waldfriedhof fehlen jeweils beidseits die Anhebungen, zudem wurde die teils enge Gehwegführung kritisiert und Wartehäuschen angemahnt. Dies gilt insbesondere für die Stationen „Zum Purren“ (stadtauswärts) und „Tankstelle“ (stadtauswärts). Zudem sind die Gehwege dort sehr beengt.

Am Waldfriedhof wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ein behindertengerechtes WC fehlt. Möglicherweise kann das Damen- und Herren-WC zu einer barrierefreien Toilette umgebaut werden. An der Bushaltestelle Tankstelle entsteht durch die dort angelagerten Parkmöglichkeiten für PKW eine oft unüberschaubare und damit potenziell gefährliche Ausgangslage, die verbessert werden sollte. Im Bereich der Dorfmitte, an der Martin-Schleyer-Straße, auf Höhe Bäckerei „Fricke“ bis zur Apotheke, ist durch Autostellplätze eine sehr enge Gehwegbreite entstanden, an der zu Stoßzeiten gerade Rollatorfahrer und Kinderwägen nur bedingt vorbeikommen. Desweiteren wurde vom Behindertenbeauftragten die Fahrbahnquerung an der Haltestelle „Zum Purren“ gelobt, allerdings ist die Steigung der Auffahrtkante auf den Gehweg auf der Straßenseite stadteinwärts für Rollstuhlfahrer zu steil.

Am Holdersteig wurde der Übergang zur evangelischen Kirche ins Augenmerk gefasst: Dort ist der Zugang erschwert, weil eine Gehwegabsenkung fehlt. Die Straße am See vom Holdersteig bis zum Strandbad ist der vielbefahrene Bodenseeradweg, Fußgänger, Autos und Radfahrer müssen sich hier die Fahrbahn teilen, was zu gefährlichen Situationen führt. Hier sollte dringend Abhilfe geschaffen werden. Im Strandbad selbst fehlt sowohl ein behindertengerechtes WC, behinderten Menschen ist zudem der barrierefreie Zugang in den See verwehrt.

In der Großherzog-Friedrich-Straße wurde bemängelt, dass eine Fahrbahnquerung auf Höhe des Rathauses fehlt. Im Rathaus wiederum fehlt der barrierefreie Zugang in den 1. Stock, als der Zugang zum Bürgersaal und ins „Soziale und Kulturelle Zentrum“ (SoKuZ), sowie ein behindertengerechtes WC. Der Zugang zur Schule stellt sich ebenfalls nicht barrierefrei dar – und gegenüber der Postfiliale ist der Gehweg der Großherzig-Friedrich-Straße durch einen Verteilerkasten sehr stark eingeengt.

Im Nachgang an die Runde wurde auch nochmals an die regelmäßige Aufforderung an die Litzelstetter Grundstücksbesitzer erinnert, ihre Hecken und Sträucher stets rückzuschneiden, um gerade in Kurvenbereichen eine gute Einsicht für behinderte Menschen zu schaffen. Auch die Gehwege sollten barrierefrei gehalten werden, indem kontinuierlicher Rückschnitt stattfindet. Dafür sind die Besitzer verantwortlich.

Auch die engen Gehwege in der Alten Torkelbergstraße, im Sankt-Katharinen-Weg und Am Guckenbühl werden kritisch gesehen, sowie die schlechte Einsicht der Großherzog-Friedrich-Straße an der Einmündung in die Hauptstraße. Angemahnt wird zudem ein barrierefreier Zugang zur Aussichtsplattform auf dem Purren und eine Verbesserung der teils schlecht befestigten Gehwege im Bereich Adenauerstraße, Dorffriedhofsweg und Alte Torkelbergstraße.

Laut Ortsvorsteher Gensle wird sich der Ortschaftsrat bei den nächstmöglichen Zusammenkünften über die Ergebnisse des Rundgangs beraten und weitere Schritte in die Wege leiten.

Dennis Riehle (Bild: H. Reile)