Buslinie 6 auf neuen Pfaden
Nach langem Tauziehen zwischen auf den Bus angewiesenen EinwohnerInnen, von der Fahrradstraße gestressten Busfahrerinnen, Polizei, Radverkehrsbeauftragtem und Stadtwerken (fehlt noch jemand?) wird am Donnerstag in der öffentlichen Sitzung des Technischen und Umweltausschusses eine Vorentscheidung über die künftige Route der Buslinie 6 quer durch Petershausen fallen. Das Nachsehen haben jene AnwohnerInnen der Klingenbergstraße (Bild), die auf einen Autoabstellplatz vor ihrer Tür angewiesen sind.
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Die InsassInnen des Technischen und Umweltausschusses TUA sind wieder einmal nicht zu beneiden: Die Tagesordnung für ihre Sitzung am Donnerstag ist mit fünf Punkten relativ übersichtlich. Aber gleich zu Anfang steht mit TOP 2, „Bebauungsplan Unterlohn, 7. Änderung“ ein Thema an, das Bauplanungsfetischisten und andere Masochisten jeder Ausprägung anziehen dürfte wie die Opiumhöhle die wahrhaft Süchtigen. Dabei geht es um die Entwicklung der Konstanzer Gewerbeflächen im nächsten Jahrzehnt, und wer mehr darüber wissen will, lese die öffentlich verfügbare Sitzungsvorlage, die dieses Thema auf (kein Witz!) 750 Seiten halbwegs erschöpfend behandelt.
Dauerbrenner Buslinie 6
ZuhörerInnen, die wegen des TOP 3, der Buslinie 6, kommen, sollten also vorsichtshalber genug Vesper und ein Klappbett mitbringen, denn TOP 2 könnte sich ziehen, sehr sogar. Aber vielleicht zeigt die Sitzungsleitung ja auch ein Einsehen und zieht TOP 3 fürs werte Normalo-Publikum an den Anfang der Session vor.
Die Ausgangslage ist bekannt: Die Buslinie 6 fährt seit geraumer Zeit nicht mehr durch die Markgrafenstraße, sondern durch die Reichenaustraße. Bekanntlich war die Petershauser Straße, in die die Markgrafenstraße mündet, 2018 zusammen mit der Jahnstraße zur Fahrradstraße erklärt worden, aber das geplante Miteinander zwischen Rädern, Autos und Bussen funktionierte dort nicht. Es kam immer wieder zu Beinahe-Kollisionen zwischen RadlerInnen und Bussen, und die BusfahrerInnen lehnten diese Route vehement als unpraktikabel ab. Das Buspersonal wähnte sich mit einem Bein im Gefängnis, und etliche Radelnde hörten innerlich schon den Sargdeckel über sich zuknallen.
Protest gegen längere Wege
Durch diese Streckenverlegung aber hat sich der Weg zum Bus für etliche AnwohnerInnen erheblich verlängert, und gerade der ältere, mobilitätseingeschränkte Teil unter ihnen machte gegen diese Entscheidung entschieden mobil. Also versprachen Verwaltung, Stadtwerke und andere Beteiligte, die Situation noch einmal zu durchdenken. Ein Ergebnis stand aber schnell fest: Durch die Fahrradstraße werden die Busse nicht wieder geführt, und damit ist auch die Anbindung der kompletten Länge der Markgrafenstraße an diese Buslinie gestorben, auch in nur einer Richtung.
Der massive öffentliche Druck der AnwohnerInnen, von denen viele zum ersten Mal in ihrem langen Leben auf die Barrikaden gestiegen sein dürften, zeigte Wirkungstreffer, daher läuft jetzt alles auf einen Kompromiss hinaus: Die Buslinie 6 fährt künftig in beiden Richtungen zwischen Gottmannplatz und Klingenbergstraße zumindest wieder durch die westliche Markgrafenstraße. Dann biegt sie in die Klingenbergstraße ab und trifft auf die Reichenaustraße – ausgerechnet im unübersichtlichen. engen Kreisel am HARBR., dem Hotel mit dem neumodischen Tippfehler im Namen. Damit werden die westlichen zwei Drittel der Markgrafenstraße wieder in beiden Richtungen vom Busverkehr durchströmt, lediglich die östlichen 200 Meter zur Petershauser und Sankt-Gebhard-Straße hin bleiben busfrei.
Ergebnis von Gesprächen
Diese Lösung durch die Klingenbergstraße entsprang der Abstimmung zwischen Busbetrieben, SWK-Betriebsrat, Polizei, Tiefbauamt, Landratsamt und Radverkehrsbeauftragtem. Der Plan klingt ganz logisch: Die recht schmale und bisher eher von Anwohnern genutzte, etwa 120 Meter lange Klingenbergstraße verliert sämtliche 14 Autoparkplätze und bekommt nach Möglichkeit für jede Fahrtrichtung eine Bushaltestelle. Als Ausgleich für die Autofahrenden sollen aber an der bisherigen Bushaltestelle Tenbrinkstraße zehn neue Abstellplätze entstehen. Voilà, und jetzt empört Euch, beraubte Anwohner der Klingenbergstraße!
Text & Bild O. Pugliese
Was: Öffentliche Sitzung des Technischen und Umweltausschusses. Wann: Donnerstag, 18.06.2020, ab 16 Uhr. Wo: Bodenseeforum, Reichenaustraße 21, 78467 Konstanz.
Weitere Informationen: Sitzungskalender
Das ist so ungefähr die dämlichste Lösung die ich mir vorstellen kann. Wie kommt man auf die Idee bei den beiden unübersichtlichsten Einmündungen, die es in diesem Gebiet gibt, in Zukunft auch noch den Bus fahren zu lassen. Hinzu kommt, dass gerade an der Einmündung zur Markgrafenstrasse viele kleine Kinder oder Eltern mit Kinderwagen die Straße kreuzen. Auffällig ist auch, dass diese Stelle immer durch Falschparker zusätzlich zugeparkt ist.
Die Anwohner der Klingenbergstrasse sind eher älteren Semesters ( zumindest die, die durch die tollen neuen Mieten noch nicht vertrieben wurden) was zur Folge hat, dass hier des öfteren mal die strasse dicht ist, weil wieder irgendjemand aussteigen muss oder das Eingekaufte ins Haus trägt.
Und die Parkplätze Richtung Tenbrinkstrasse entstehen nicht neu, sie sind schon jetzt in Benutzung. Der Unterschied ist lediglich, dass in der Klingenbergstrasse durchaus mehr Anwohner einen Platz fanden und der Anteil Auswärtiger in der Markgrafen-, Tenbrink- und St.- Gebhard-strasse deutlich höher ist.