Vortragsverbot an der Volkshochschule?

„Sie können die Termine aus Ihrem Kalender streichen“. So der lakonische Hinweis von Sabine Vogel, Abteilungsleiterin für die Fachbereiche Gesundheit, Sport & Pädagogik der vhs Konstanz-Singen, an die Adresse von Dennis Riehle. Der langjährige vhs-Referent hatte verwundert nachgefragt, warum ein längst vereinbarter Kursus im gedruckten Programm nicht mehr auftaucht. Spargründe? Oder doch Zensur eines „aufrührigen Dozenten“, wie Dennis Riehle vermutet?   

So blass wie das Titelblatt kommt auch das Sommerprogramm der Volkshochschule (vhs) daher: Deutlich ausgedünnt, vor allem, was den Bereich Politik und Gesellschaft anbelangt, verschreibt man sich zwar vollmundig dem Motto „Europa-Integration-Interkulturalität“ (wohl auch mit Hinblick auf die Konzilfeierlichkeiten ab 2014), doch außer einem knappen Dutzend Fachreferaten wird kaum etwas zu dem Thema angeboten. Angeführt wird die Referentenschar immerhin von Peter Friedrich, dem Europa-Minister aus Konstanz.

Folgen des neuen Sparkurses?

Offenkundig hat die vhs viele Veranstaltungen im kommenden Semester von verschiedenen Dozenten nicht angenommen. Darunter auch zahlreiche Fortsetzungskurse und Veranstaltungen von Referenten, die schon seit Jahren und Jahrzehnten dabei sind. Unter anderem hängt das wohl damit zusammen, dass Sprachkurse neue Mindestteilnehmerzahlen haben müssen – eine Folge des strikten Sparkurses. Über diesen neuen Stil, wie auch über die aktuellen Querelen um die vhs, verlieren die Vorstandsdamen Nikola Ferling und Dorothee Jacobs-Krahnen in ihrem Editorial übrigens kein Wort.

Gerade zu diesen Auseinandersetzungen um die Volkshochschule hatte sich Dennis Riehle als einer der wenigen Dozenten immer wieder öffentlich und auch publizistisch geäußert. Er will darum nicht ausschließen, „dass die Absage meiner Veranstaltung auch etwas damit zu tun hat, einen vielleicht aufrührigen Dozenten aus dem Programm zu nehmen. Eine Erklärung von der vhs gab es jedenfalls nicht dafür, weshalb der Termin zunächst angesetzt, nun aber doch gestrichen wurde“.

Frau Ferling ist nicht zu sprechen

Die zuständige Abteilungsleiterin, Sabine Vogel, mochte sich auch auf seemoz-Nachfrage zu den Gründen für die Absage nicht äußern. Sie verwies auf ihre Chefin, die Vorstandsvorsitzende Nikola Ferling, „die Herrn Riehle ein Gespräch angeboten hat“. Nikola Ferling aber ist in den nächsten Tagen „aushäusig und nicht zu sprechen.“

Dennis Riehle ist seit vier Jahren mit jeweils zwei, drei Veranstaltungen pro Semester als Referent an der vhs beschäftigt gewesen. Der gelernte Personal Coach aus Litzelstetten sollte am 12. März über das Thema „Wenn uns Ängste begleiten…“ reden – eine Fragestellung, die den furchtlosen Dozenten wohl schon länger beschäftigt.

Die Rüge war ein Versehen

So berichtet er: „Zumal ich auch zuvor schon immer wieder erlebt habe, wie man mir und anderen Kollegen den Dozentenalltag schwer gemacht hat. So wurde mir nach über zwei Jahren Tätigkeit vorgehalten, einer der Bürgermeister aus der Mitgliederversammlung habe „herausgefunden“, dass ich kein Zertifikat/keinen Abschluss habe, der mich zum Dozentendasein berechtigt. Die vhs knallte mir diesen Vorwurf vor die Nase, ohne sich vorher einmal zu erkundigen. Kleinlaut musste man dann eingestehen, dass man sich vertan hat – zwar hatte ich mein Studium noch nicht abgeschlossen, für die an der vhs vollbrachte Dozentenarbeit notwendigen Ausbildungen aber konnte ich allesamt korrekte Zertifikate über erfolgreiche Abschlüsse nachweisen.“

Da wundert es nicht, dass Riehle die Absetzung seiner Veranstaltung im nächsten Semester nicht nur „als zufällig“ betrachtet. Und tatsächlich wäre es schlimm, wenn solche Art von Berufsverboten bei der VOLKShochschule einziehen würde.

Autor: hpk

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