Ringen um Karstadt Singen geht weiter
Gewerkschaft, Betriebsrat und Politik kämpfen entschlossen weiter gegen die Schließung von Galeria Karstadt Kaufhof in Singen. Weiterhin bestehe Hoffnung für den Erhalt der 124 Arbeitsplätze der Singener Filiale, so der moderat-beruhigende Tenor der jüngsten Presseerklärung von ver.di Schwarzwald-Südbaden.
Unterstützung auch von der Landespolitik
Laut dieser Mitteilung ist der Anlass für weitere Hoffnung ein Treffen von u.a. ver.di Landesbezirksleiter Martin Gross mit der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) vergangene Woche in Stuttgart. Auch die Singener Betriebsratsvorsitzende Karin Greuter war bei dem Spitzentreffen mit dabei. Ziel müsse es sein, die weiter bestehenden Filialen zukunftssicher zu machen und – soweit möglich – die von der Schließung bedrohten Häuser noch zu retten, habe die Arbeitsministerin versichert. Fünf der 21 Galeria Karstadt Kaufhof-Häuser in Baden-Württemberg will die Essener Warenhauskette laut Plänen der Unternehmensspitze dicht machen. Neben dem Singener Haus sind dies Stuttgart-Bad Cannstatt, Göppingen, Leonberg, Mannheim sowie eine Filiale von Karstadt Sports in Stuttgart. Rund 330 Arbeitsplätze stehen insgesamt auf dem Spiel. „Wenn alle Kräfte – Kommunen, Wirtschaftsministerium, Vermieter und Beschäftigte – zusammen nach Lösungen suchen, werden wir weitere Häuser retten können“, so Martin Gross. Die Senkung der Mietkosten gilt dabei als zentraler Punkt bei den andauernden Verhandlungen.
Gute Nachricht – schlechte Nachricht
Nach den massiven Protesten an allen von den Kahlschlagplänen betroffenen Standorten gab es letzten Freitag eine „gute Nachricht“: Nicht mehr 62, sondern „nur“ 56 Filialen sollen schließen. Etwa 750 MitarbeiterInnen in Chemnitz, Dortmund, Goslar, Leverkusen, Nürnberg (Lorenzkirche, eine von zwei Filialen) dürfen also erst einmal aufatmen.
Die „schlechte Nachricht“: Für die Beschäftigten der anderen 56 Häuser geht das Zittern und Bangen weiter. Und keine der bislang geretteten Filialen ist in Baden-Württemberg. Alarmierender noch: Die in der überregionalen Presse zitierte Aussage des neuen Karstadt Kaufhof-Chefs Miguel Muellenbach, dass es für die anderen Häuser aufgrund „hoher Mieten oder sozialdemografischer Nachteile keine wirtschaftlicher Fortführungsperspektive“ gebe. Hinzu kommt, dass am 1. Juli das angekündigte Insolvenzverfahren über die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH und acht weitere Tochterunternehmen (darunter Karstadt Sports, Le Buffet und Karstadt Feinkost) vom Amtsgericht Essen offiziell eröffnet wurde. Massenweise Kündigungen „einfach und billig zu Aktionspreisen“ sind also ab sofort möglich – wie und weshalb es jetzt geht, darauf hatten unter anderem Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler und ver.di-Bezirkssekretär Markus Klemt bei der Singener Kundgebung (seemoz berichtete ) hingewiesen.
Noch wird nicht aufgegeben
Ver.di in Baden-Württemberg verhandelt weiter, ebenso haben es die VertreterInnen von Kommunal- bis Bundespolitik versprochen, wie auch die VermieterInnen der betroffenen Häuser. Deren Beschäftigte wollen und werden sicher nicht einfach klein beigeben. Den Worst-Case hat man aber dennoch schon im Blick: Mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit sei jetzt auch erörtert worden, wie durch „job to job“-Vermittlung im Idealfall lückenlos eine neue Arbeit mit Perspektive gefunden werden könne und wie gegebenenfalls Transfergesellschaften mit einem zukunftsorientierten Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot dies unterstützen könnten, heißt es in der ver.di-Presseerklärung.
Uta Preimesser (Foto: seemoz)