Minotti kandidiert…
Warum nicht wieder ein Witzbold als Konstanzer Oberbürgermeister? Das hat schließlich bisher schon geklappt, wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg und relativ spaßfrei. Ich als freier Anarchist jedenfalls garantiere jede Menge spektakuläre Neuerungen, verrate heute aber nur das Nötigste. Überraschungen hebe ich mir für meine Amtszeit auf. Ansonsten empfehle ich meine weiteren wohlriechenden Ausdünstungen zu den Themen Rechts und Links, oben und unten sowie, ganz wichtig, vorne und hinten.
Es kann nur einen geben…
Nämlich mich. Also als OB von Konstanz. Als gelangweilter Alt-Hippie – das pseudointellektuelle Geschreibsel hier mache ich nur aufgrund von zu viel Tagesfreizeit – würde ich der Stadt rein optisch schon die Fresse geben, die es verdient hat. Erste Amtshandlung wird dann sein, die Bürgerinnen und Bürger darüber aufzuklären, dass die lustlosen Amtszeiten meines Vorgängers nicht etwa alternativlos, wenn auch systemimmanent waren und, aufgepasst, ändere das System, haha, und suche mir einen Vertreter. Der arbeitet dann für die Hälfte meiner Kohle und ich bin freizeitmäßig fein raus. Das ist übrigens freie Marktwirtschaft. Normal.
Falls in meiner Freizeit, äh, Amtszeit, wider Erwarten etwas Positives passiert, bin ich natürlich kurz da, um ein paar supi Witze zu erzählen und mich bejubeln zu lassen. Falls mal was schief geht, komme ich natürlich auch, erzähle ein paar supi Witze und lasse mich bejubeln. Ehrensache. Sonst habe ich aber genug zu tun mit Schöne-Sachen-einkaufen, Gut-essen gehen, Fettes-Auto mit-am-rumfahren-sein, Witze-ausdenken, Schönheitsschlaf-mit-Gurkenmaske-und-jeder-Menge-Models-an-meinem-Astralkörper-am-rumkneten-dran.
Ach Leute, einmal richtig leben und den Enkeln doch noch was erzählen können…
RRRRRRRRING! Scheißwecker, hab’ ich etwa im Schlaf gequatscht?
Rechts und Links…
Lalülalülalü! Alarm bei den Rechtsauslegern im Bundestag. Linke doch terroristische Vereinigung. Gehört a) weiter beobachtet, b) noch mehr beobachtet oder c) gleich ganz verboten. Schon des Proporzes wegen. NPD und so. Die FDGO und alles, wogegen die Rechten, in diesem Falle die CSU gerade verstößt, gilt es schließlich auslegungstechnisch für sich selbst gepachtet zu haben. Verlogene Bande, scheißt auf die Grundrechte, um den politischen Gegner zu beschädigen.
Na ja, gute alte Tradition halt, bei den christlichen Parteien. So zu tun, als ob man das Grundgesetz erfunden hätte (die CSU hat damals, 1949, dagegen gestimmt), dann aber dasselbe gar nicht zu kennen. Ist nämlich per Gesetz verboten, den Verfassungsschutz politisch zu instrumentalisieren, um eine verfassungsmäßig legitimierte Opposition zu beschädigen oder gar beseitigen zu wollen. Und um die handelt es sich nun mal bei den Linken, im Gegensatz zur NPD. Müssen erst deutsche Gerichte bemüht werden, um festzustellen, dass die Rechten auf der Regierungsbank gerade mal wieder komplett hohldrehen und sich, wohl nicht zum letzten Mal – dem tumben Wähler sei Dank – total überschätzt haben?
Oben und unten…
Schlecker, alter Zocker! Gestern noch ganz oben, heute „nichts mehr“. So viel „nichts“ wie Du möchte ich mal haben. Oder fährst Du jetzt mit dem Fahrrad zur Tafel, wühlst in alten Mülltonnen und musst womöglich in Deinen eigenen Läden einkaufen? Okay, dann hat’s Dich hart erwischt, alter Junge. Glaub‘ ich aber nicht. Ich schätze mal, dass Dein „nichts“ bereits warm und trocken in diversen Schließfächern lagert und ansonsten gut „verschenkt“ ist. Ja, ja, Geben soll man mit warmer Hand, das ist wahrhaftig christlich, Du selbstloser Menschenfreund.
Würde mir alles glatt am Arsch vorbei gehen, wenn Du nicht immer so ausgesucht unsozial mit Deinen Mitarbeitern umgegangen wärst. Deswegen bleiben mir bezüglich der Summe Deines „nichts“ irgendwie so klitzekleine Zweifel, auch weil Du Schwabe bist. Und die guten zwei Milliarden Euro, die Du laut Forbes noch vor zehn Monaten auf Tasche hattest, sind wohl kaum in dieser kurzen Zeit unter die Leute gebracht worden. Und wenn, dann sicher nicht zum Wohle Deiner Firma. Aber welcher gute Kaufmann könnte Dich nicht verstehen. Sicher hast Du Dir schon eingeredet, alles richtig gemacht zu haben. Und wirst von den ganz Doofen sogar ein bisschen bedauert. Schlecker, so Typen wie Dich braucht die Welt. Zum Kotzen.
Vorne und hinten…
Vorne ist, wo die Alphamännchen sitzen, im Bundestag. Also der Hosenanzug, ihr Vizekanzlerlein und weitere vorlaute Schaumschläger. Hinten sitzen will man demnach nicht ewig. Dann heißt man nämlich Hinterbänkler. Was so viel wie Hinterwäldler oder überhaupt was mit Hintern bedeutet. Also denkt man sich was Schlaues aus, worüber man wahnsinnig lange gegrübelt hat, um dann den bestmöglichen Zeitpunkt zu erwischen, mit seinen bahnbrechenden Erkenntnissen die Menschheit zu verblüffen. So geschehen letzte Woche.
Dabei hat es Büttenredner Ansgar Heveling, 39, CDU, nebenbei Mitglied in der „Enquete-Kommission für Internet und digitale Gesellschaft“, mit den ihm besonders und selbstverständlich selbstlos zugetanen Lobbyisten doch einfach nur gut gemeint. Und für die ganzen guten Argumente gegen das Internet mit seinen bösen Urheberrechtsverletzungen hat er sich entsprechend revanchiert. Das Internet ist nämlich seiner Meinung nach, „der Endkampf um Mittelerde und die unheilige Allianz aus digitalen Maoisten und kapitalstarken Monopolisten“. So weit, so nett. Aber was meint er wirklich? „Netzgemeinde, ihr werdet den Kampf verlieren“ sagt er. Und vom „Clash of Civilizations“ wird schwadroniert.
Tatsächlich sagt er noch: Ich glaube, dass es schon bald eine Generation geben wird, die mit dem Internet ganz anders umgeht. Blogger haben dann keine Relevanz mehr“. Und: „Auch die digitale Revolution wird ihre Kinder entlassen. Und das Web 2.0 wird bald Geschichte sein. Es stellt sich nur die Frage, wie viel digitales Blut bis dahin vergossen wird.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Gute Nacht, lieber CDU-Nachwuchs. Wenigstens wirst Du eher früher als später Geschichte sein.
Finale Erleuchtung…
Jetzt begreife ich es endlich doch noch, warum die Linken so massiv überwacht werden. Erika Steinbach, CDU-Bundestagsabgeordnete und Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, hat’s getwittert: Die NSDAP war auch links. Jawoll. Hatte ja schließlich „Sozialistisch“ und „Arbeiter“ im Parteinamen. Aha, danke für die Aufklärung. Ab sofort bin auch ich den Linken gegenüber skeptischer. Obwohl, haben CDU/CSU nicht „Union“ im Parteinamen, so wie die ehemalige Sowjetunion? Ich traue da wirklich niemandem mehr.
Lol, rofl und lmfao: Euer
zukünftiger OB Minotti
Frage- und Antwortspiel
»O holder Knabe, sag an! sag an!
Braucht Deutschland denn noch einen großen Mann?
Hat W. T. B. dich nicht eingelullt?
Das Wetter ist an allem schuld –
die Regierung aber beileibe nicht,
sondern tut dieselbe treu ihre Pflicht.
Die Noske-Rose entsendet nur Duft … «
»Dir ham se woll mit de Muffe jebufft?«
»O holder Knabe, sag an! sag an!
Was hat man mit Nicolai getan?
Der brave deutsche Studiker lärmt,
weil ihn des Professors Gesinnung härmt.
Den Deserteur von Amerongen
hat der Student nur angesongen.
Er ist national. Er ist nicht verludert … «
»Dir ham se woll mitn Klammerbeutel gepudert?«
»O holder Knabe, sag an! sag an!
Worüber ich oft schon vergeblich sann:
Kann man nicht, um nach links zu beschwichtigen,
den Kurs ein wenig, ein wenig berichtigen?
Schließlich, pardon (ich bin nicht spartakistisch!),
man munkelt, wir seien nicht mehr monarchistisch …
Aber ich bin des Vertrauens voll … «
»Manoli linksrum! Dir pipt er woll?«
»O holder Knabe, sag an! sag an!
Was ich durchaus nicht verstehen kann:
Links können sie nichts als alarmieren
und, wenn das Blut spritzt, retirieren.
Rechts warten sie auf die Konjunktur.
Was meinst du, tut die Regierung nur?
Sie steht zwischen Vorwärts und Klerisei
über (oder unter) jeder Partei … «
»Mensch, ich glaube, du bist aus die Reichskanzlei –!«
Kaspar Hauser
Er war für’s Frage- und Antwortspiel zu haben, jedoch mit einer Erklärung für alle Philosophen unter den Lesern. Oder, alle verstanden wo’s die kleinen Unterschiede gibt? Bei Tucholsky nachlesen?
Nee, Bübi, fürs Frage-und-Antwort-Spiel bin ich nicht zu haben. Darum hier nur kurz und einmalig: Auch Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel könnten hier veröffentlichen. Denn das sind für Satiriker übliche Pseudonyme (diese von Kurt Tucholsky) und keine digitalen Tarnkappen.
Was denkt denn hpk über den diesmal nicht nur unter den Kommentatoren zu findenden Anonymus Kollegen Minotti?
Raubein, träumen Sie weiter von einem Platz unter den 14 Nothelfern (ab 13 schreibt man die Zahlen nicht aus, kleiner Tipp vom Ungelernten). Ich gehe mal davon aus, dass Sie so was von gar nicht wissen, mit wem Sie es hier zu tun haben. Daher empfehle ich, es fürderhin bei der Lektüre des SK zu belassen und sich nicht das Köpfchen mit Ihnen völlig fremden Zusammenhängen zu zermartern. Und noch was: Sollten Sie ein Kollege meines Berufsstandes sein, wäre Ihr Name in einem kleinen weißen Büchlein verewigt. Und diese relativ übersichtliche Auswahl an Kollegen kenne ich. Von denen schreibt keiner so einen Blödsinn wie Sie. Oder ich.
Ist das auch von Herrn Minotti? Passen würde es jedenfalls.
Herr Kollege
Schwenken wir von den vierzehn Nothelfern ein wenig weiter nach links. Da sitzt im Rat einer, der ständig erzählt, dass er es so was von gar nicht mit den Heiligen hat, der nicht Jürgen heißt und der es deshalb in der SPD nie zu etwas bringen wird (und das sicher auch gar nicht will). Dafür nimmt der Mann für sich in Anspruch, Journalist zu sein. Das ist Holger Reile von der Linken Liste natürlich unbenommen. Dass er im SÜDKURIER neulich als „Gelegenheitsjournalist“ bezeichnet wurde, hat ihm sehr gestunken. Das kann man verstehen. Daher das kollegiale Angebot: Wir bezeichnen ihn künftig als Gelegenheitspolitiker. Bei welcher Gelegenheit er was ist, das weiß freilich der Herr alleine.