Konstanz goes Dresden
„Seit Jahren nehmen tausende Neonazis aus ganz Europa die alliierten Bombardements auf Dresden zum Anlass, Mitte Februar aufzumarschieren und ihr revisionistisches Geschichtsbild sowie ihre menschenverachtende Ideologie öffentlich zur Schau zu stellen“, schreiben Konstanzer Jusos im Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration „Dresden nazifrei“. Am 18. 2. wollen Tausende den Nazi-Aufmarsch verhindern. Auch Antifaschisten aus der Bodensee-Region: Konstanz goes Dresden.
Von Konstanz fährt nun schon zum dritten Mal ein Bus voller antifaschistischer Demonstranten nach Dresden. Der Bus wird am Freitag, den 17.?02., am späten Abend in Konstanz losfahren und Samstag früh in Dresden ankommen. Am selben Tag, nach Ende der Demonstrationen (ca. 18 Uhr), fährt der Bus wieder zurück. Die Karten kosten für Normalverdiener 25€, für Geringverdiener 20€. Und noch gibt es einige freie Plätze. Wer mitfahren will, meldet sich bitte verbindlich an mit einer E-?Mail an protest-?vom-?see(ät)web.?de.
Seit 2009 organisiert das Bündnis „Dresden nazifrei“, dem prominente Persönlichkeiten, Gewerkschaften und politische Parteien angehören, Gegendemonstrationen. In den letzten beiden Jahren haben jeweils rund 20.000 Menschen an den Demonstrationen teilgenommen und damit den Aufmarsch der Neonazis erfolgreich verhindern können. Auch die Aktion „Konstanz goes Dresden“ wird finanziell und inhaltlich von Gewerkschaften, Jugendorganisationen und Parteien, von den Grünen bis zur VVN und den Linken vor Ort, unterstützt.
Mehr noch. Es fanden bereits etliche Vorbereitungstreffen in Konstanz statt. Zwei noch ausstehende gibt es am 11. Februar: Ein Blockadetraining an der Universität Konstanz (Treffpunkt: Foyer, 15 Uhr) und am selben Tag den Vortrag: Was ist Faschismus? Um 19 Uhr im Konstanzer DGB-Haus, Beyerlestr.1/Hintereingang. Auch auf diesen Infoveranstaltungen können Karten für den Bus erworben werden.
Und auch das demokratische Dresden bereitet sich vor: Schon am 13. Februar gibt es eine Großveranstaltung, organisiert von der Stadt, den Kirchen, Parteien und jüdischen Gemeinden. Und am 18. Februar, am Tag der Demonstrationen, eine Kundgebung auf dem Schlossplatz. Moderieren wird die Veranstaltung der Chefdramaturg des Staatsschauspiels Dresden, Robert Koall, Hauptredner wird der ehemalige Bundespolitiker Hans-Jochen Vogel (SPD) sein. (weitere Information: www.13februar.dresden.de).
Noch aber ist gar nicht sicher, ob es am 18. überhaupt zum Aufeinandertreffen der Demonstrationsblocks kommen wird. Denn Antifa-Gruppen auch aus Konstanz melden, dass es offensichtlich Mobilisierungsprobleme am rechten Rand gibt. So sei es in Internetforen auffällig still, auch gedruckte Aufrufe seien kaum zu finden. Möglich, dass die Schlappe in den zwei vergangenen Jahren, in denen die Nazi-Aufmärsche verhindert werden konnten, die Neonazis zur Zurückhaltung bewogen haben. Dennoch ist Wachsamkeit und demokratischer Widerstand nötig, dennoch fahren auch Konstanzer nach Dresden.
Autor: PMs/MMV/hpk
Webblog: http://konstanzgoesdresden.blogsport.de
Zudem geht es dem Bündnis nicht „nur“ um die Verhinderung des Nazigroßaufmarsches, sondern auch um eine Thematisierung des Mythos, dass Dresden eine unschuldige Stadt gewesen sei. Diese spezielle Dresdner Geschichtsauffassung, welche das Bombardemet in eine Reihe mit deutschen Verbrechen wie Auschwitz, Bergen-Belsen, Lidice oder Warschau stellt, hat es den Neonazis erst ermöglicht solch einen Großaufmarsch jahrelang nahezu ungestört durchzuführen.
Wir wollen auch ein Zeichen gegen die massive staatlichen Repression gegenüber antifaschistischen Engagements setzen. Rechtswidrige Funkzellenabfragen, politisch motivierte Strafverfahren wegen Blockaden, Immunitätsaufhebungen von Abgeordneten, Hausdurchsuchungen in der gesamten BRD und der Versuch mithilfe der pseudowissenschaftlichen „Extremismustheorie“ den antifaschistischen Widerstand zu spalten, werden uns nicht davon abhalten Naziaufmärsche auch weiterhin zu blockieren.
Leider ist es mir gebürtigen Dresdner aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich zu den Protesten zu fahren. Ich werde sie jedoch am TV und im Internet aufmerksam verfolgen.
Was mich am obigen Artikel stört ist, das in ihm zwischen dem antifaschistischen Dresden-Nazifrei und dem angeblich demokratischen Dresden unterschieden wird. Oder habe ich mich verlesen? Sind Antifaschisten etwa keine Demokraten?
Faschismus ist keine politische Meinungsäußerung, die durch das Grundgesetz gedeckt wird, sondern ein historisch bewiesenes Verbrechen an der Menschheit.