„Wir halten den Laden am Laufen“
Nichts ging mehr vorgestern ab 16.30 Uhr im Briefverteilzentrum der Post in Villingen-Schwenningen. Die Beschäftigten waren einem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zum Warnstreik gefolgt, nachdem die Deutsche Post AG auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen am 3. und 4. September kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt hatte. Die Arbeitsniederlegung in der Doppelstadt war Teil bundesweiter Warnstreiks, um Druck auf den Post-Konzern auszuüben.
Um fast 50 Prozent konnte die Post nach eigenen Angaben ihren Gewinn im Bereich Post und Paket gegenüber dem Vorjahr steigern. Trotzdem beharrt die Arbeitgeberseite bislang darauf, die Beschäftigten mit einer Tariferhöhung von 1,5 Prozent abzuspeisen. „Den hart arbeitenden Kolleginnen und Kollegen ein Angebot von 1,5 Prozent anzubieten, ist schlichtweg frech“, empört sich Deniz Zengin, Gewerkschaftssekretär im ver.di-Bezirk Südbaden/Schwarzwald über die Blockadehaltung. Die Arbeit der PostlerInnen werde dadurch weder wertgeschätzt, noch decke sie die Preissteigerungen von über 2,5 Prozent, deshalb ziehe man jetzt in den Arbeitskampf. Zengin: „So etwas lassen wir uns nicht gefallen, denn wir halten den Laden am Laufen.“
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Martina Dukek, Landesfachbereichsleiterin der Gewerkschaft, verweist auf die Mehrarbeit, die den Beschäftigten als Folge der Corona-Pandemie aufgebürdet wird. „Danke und ein paar warme Worte reichen den Kolleginnen und Kollegen für Ihre systemrelevante Arbeit nicht aus. Die Beschäftigten hatten und haben in und durch die Pandemie eine erhebliche Arbeitsverdichtung zu schultern, der Post-Konzern will die dadurch erwirtschafteten Gewinnen einbehalten. Es geht jetzt um eine ordentliche Lohnerhöhung statt einem Sparkurs auf dem Rücken der Beschäftigten“
Verdi fordert für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten bei der Deutschen Post AG eine Tarifsteigerung von 5,5 Prozent für zwölf Monate. Die Ausbildungsvergütungen sollen für jedes Ausbildungsjahr monatlich um 90 Euro erhöht werden. Die dritte Verhandlungsrunde findet am 21. und 22. September statt.
MM/jüg (Foto: ver.di Südbaden/Schwarzwald)