Wahlkreis Singen: Linkspartei kürt Kandidierenden
Die Linke entscheidet am morgigen Dienstag, wer im Wahlkreis Singen für die Partei in den Landtagswahlkampf ziehen wird. Um das Mandat für die Kandidatur bewirbt sich einer Medienmitteilung zufolge Franz Segbers. Der emeritierte Theologieprofessor will sich für einen gerechten und zukunftsfähigen Sozialstaat und eine mieterInnenfreundliche Wohnungspolitik stark machen. Auf den Segen des Kreisvorstands kann er zählen.
Als Kind des Ruhrgebiets hat Franz Segbers in seiner einstigen Heimat miterlebt, welche Auswirkungen der Strukturwandel auf einst florierende Industriestädte haben kann. Seine Heimatstadt Gelsenkirchen hat mit dem Niedergang der Kohle- und Stahlindustrie in den vergangenen 30 Jahren etwa 30 Prozent seiner EinwohnerInnen verloren, die Armutsquote ist hoch. Zwar hat Singen in den vergangenen Jahrzehnten die Wende zum Dienstleistungsstandort meistern können, dennoch leidet die Stadt unter einer hohen Armutsquote und einem Bedeutungsverlust. Nur mit Mühe konnte kürzlich der Fortbestand der zur Schließung vorgesehenen Karstadt-Filiale gesichert werden, und auch die einstige ICE-Verbindung zwischen Stuttgart und der Stadt am Hohentwiel schwindet immer mehr aus dem Gedächtnis.
[the_ad id=“70230″]
„Das alte Motto, dass die Kinder es einmal besser haben sollen als die Eltern, lässt sich in der Lebensrealität vieler Menschen heute nicht mehr verwirklichen“, konstatiert der ehemalige Referatsleiter für Arbeit und Sozialpolitik im Diakonischen Werk Hessen und Nassau. Segbers tritt bereits seit Jahren für einen stärkeren und zukunftsfähigen Sozialstaat ein. Nach drei Jahrzehnten Sozialabbau seien es allem voran Existenzängste, die die Menschen derzeit in die Arme Rechtsextremer treibe. Diesen Ängsten gelte es mit einem guten und handlungsfähigen Sozialstaat, guten Löhnen und bezahlbaren Mieten entgegenzutreten. Gleichzeitig sieht Segbers die Gesellschaft in der Pflicht, die Umwelt für kommende Generationen zu erhalten: „Kein Mensch darf vor die Alternative gestellt werden, entweder ich verliere meinen Job oder meine Kinder haben keine Zukunft mehr, weil das Klima kaputtgemacht wird.
Als eines der wichtigsten Handlungsfelder für dieses Vorhaben macht Segbers eine sozialere Wohnungspolitik aus: „Seit Jahren gibt es immer weniger Sozialwohnungen für Menschen mit kleinem Einkommen. Immer mehr leiden diese Menschen unter zu hohen Mieten!“ Die Erfahrung zeige auch, dass das gerne zitierte Mantra vom „Bauen, Bauen, Bauen“ alleine kein wirksames Werkzeug gegen zunehmenden Mietenwahnsinn und Verdrängung sei, sondern dass dem nur ein konsequenter Mietenstopp und verbindliche Mietobergrenzen entgegenwirken könnten. „Das Land muss in seiner Wohnungs- und Mietenpolitik entschlossener sein“, fordert Segbers daher, „es braucht neben Mietregulierungen auch finanzielle Unterstützung für Kommunen, damit diese über Vorkaufsrechte ihren Bestand an eigenen Grundstücken wiederaufbauen und über kommunale Wohnungsgesellschaften selbst als Vermieterinnen auftreten können.“
[the_ad id=’73028′]
Bei der kommenden Landtagswahl sieht Segbers die demokratischen Parteien zudem in der Pflicht, sich geschlossen gegen die AfD zu positionieren. Gegen die Vertretung all derjenigen, die gegen Geflüchtete sowie Menschen mit Migrationshintergrund hetzten und die europäische Einigung verteufelten, gelte es, Haltung und klare Kante zu zeigen: „Ich werde deshalb anregen, dass alle demokratischen Parteien, die hier in Singen zur Wahl antreten, eine gemeinsame Erklärung gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit unterzeichnen.“
Der Kreisvorstand der Linken begrüßt Segbers‘ Kandidatur. „Franz Segbers setzt sich seit vielen Jahren für einen zukunftsfähigen Sozialstaat ein. Gerade in und für Singen, dessen Armutsquote weitaus höher ist als im Rest des vermeintlich wohlhabenden Baden-Württembergs, braucht es eine solch konsequente Stimme“, erklärt Kreissprecherin und Kreisrätin Sibylle Röth. Am 15. September entscheiden die im Wahlkreis zur Stimmabgabe berechtigten GenossInnen bei einer Aufstellungsversammlung über die Kandidatur. Im Anschluss referiert Franz Segbers zum Thema „Wohnen ist Menschenrecht“, der Vortrag beginnt gegen 20 Uhr. Die Veranstaltung ist öffentlich, Interessierte sind willkommen.
MM/red (Foto: D. Schröder)
Was? Nominierung des Kandidierenden für Die Linke im Wahlkreis Singen; anschließend Vortrag „Wohnen ist Menschenrecht“. Wann? Dienstag, 15. September, 19.00 Uhr. Wo? Singen, Maggistraße 5, Restaurant Belavita.
Kann ich bestätigen, religiös und links müssen genau kein Widerspruch sein, Franz ist das beste Beispiel. Außerdem sind die Alt-Katholiken nochmal ein wenig anders. Ich drücke alle Daumen, für einen streitbaren und engagierten Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschlichkeit.
Da will ich mal hoffen, dass sein soziales Engagement dem unseres ebenfalls theologisch vorbelasteten ehemaligen Bundespräsidenten diametral entgegengesetzt ist. Seine Vita und sein Statement lassen berechtigt hoffen.