Heute Kundgebung: Gedenken an Halle

(jüg) Vor einem Jahr, am höchsten jüdischen Feiertag, versuchte ein rechter Attentäter in die Synagoge der Stadt Halle einzudringen. Der beabsichtigte Massenmord an Jüdinnen und Juden misslang nur, weil die Tür standhielt. Opfer fand der Terrorist dennoch: Er tötete vor dem Gebäude eine Passantin und den Besucher eines nahegelegenen Imbiss‘, zwei weitere Menschen verletzte er schwer. Im Gedenken an den Anschlag laden antifaschistische und linke Gruppen heute Abend zu einer Kundgebung auf die Marktstätte in Konstanz ein.

Wir dokumentieren den Aufruf:

Am 9. Oktober 2020 jährt sich der antisemitische und rassistische Terroranschlag und versuchte Massenmord von Halle zum ersten Mal. Bei dem Schusswaffen-Anschlag wurden Jana L. und Kevin S. ermordet, zwei Menschen wurden schwerverletzt. Weitere 52 Menschen, die sich zum Gebet an Jom Kippur in einer Synagoge versammelt hatten, entkamen dem Täter nur knapp.

Erst vor einigen Tagen gab es wieder einen antisemitischen Angriff. Ein junger Mann wurde vor der Synagoge in Hamburg angegriffen und schwer verletzt. Schon beim Anschlag in Halle sprach man beim Täter von einer psychisch kranken, also verwirrten Person. Macht ihn das weniger oder mehr zum Antisemiten, Rassisten, Rechtsradikal?

Antisemitische und rassistische Taten werden selten sofort als das gesehen, was sie sind: antisemitisch und rassistisch. Stattdessen werden die Verbrechen pathologisiert. Es ist einfacher, von einem antisemitischen Einzelgänger zu sprechen, der versuchte, an Jom Kippur eine Synagoge zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Oder von einem einzelnen Rassisten, der in Hanau zehn Menschen ermordete. Es ist einfacher, rechtsextremistische Chatgruppen bei der Polizei als vereinzelte Probleme wahrzunehmen. Einzelgänger. Einzeltäter. Einzelfälle. Niemals Zusammenhang oder Kontinuität. Sonst müsste man ja als Gesellschaft fragen: Was hat das mit mir zu tun? Und als Staat: Wie können wir diese Menschen besser schützen? Und warum haben wir uns so lange geweigert, das ernsthaft zu tun?

Wir schweigen nicht – gemeinsam Zeichen setzen gegen Antisemitismus und Rassismus.


Wann? Samstag, 10. Oktober 2020 um 19:00. Wo? Konstanz, Marktstätte.