Greenpeace Bodensee zeigt Billigfleisch die rote Karte
Greenpeace hat ermittelt, dass Frischfleisch in Supermärkten überwiegend aus schlechter Tierhaltung stammt. Gegen Billigfleisch und für eine bessere Tierhaltung protestierten daher am Samstag Aktive in mehr als 50 deutschen Städte, darunter auch in Konstanz. Mit stilisierten Schweinemasken und Barcode-Clip am Ohr sowie einem Banner „Zeig Billigfleisch die rote Karte“ machten sie auf die Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt durch die fatale Billigfleischpolitik von Supermärkten aufmerksam.
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Aktueller Anlass war eine Supermarkt-Abfrage von Greenpeace zu den Frischfleisch-Eigenmarken der Supermarktketten Aldi Nord, Aldi Süd, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe. Das Ergebnis: Rund 90 Prozent des Angebots stammen von Schweinen, Rindern oder Hühnern, die unter qualvollen und häufig gesetzeswidrigen Bedingungen gehalten wurden – im Handel gekennzeichnet als Haltungsform 1 oder 2. Kaum eine Filiale bietet Fleisch der besseren Haltungsform 3 an. Angebote von Produkten aus der Haltungsform 4 (unter anderem Bio-Produktion) verharren immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.
Faire Bezahlung für Landwirte
„Der Handel ist mit seiner Einkaufspolitik maßgeblich dafür verantwortlich, dass Mensch, Tier und Klima massiv durch die industrielle Fleischproduktion geschädigt werden“, sagte Natalie Neubauer, Ansprechpartnerin für Chemie und Landwirtschaft bei Greenpeace Bodensee. „Wir fordern die großen Ketten auf, Billigfleisch zügig aus dem Sortiment zu nehmen und Landwirte fair zu bezahlen. Nur dann können Tiere artgerecht gehalten werden.“
Die Aktion fand in Konstanz vor Märkten der Ketten Edeka Baur, Rewe und Lidl statt. Wer sich für weniger Tierleid und bessere Fleischprodukte im Kühlregal einsetzen wollte, konnte eine Protestkarte an die Marktleitung seines Supermarktes ausfüllen. „Die Kennzeichnung mit der Haltungsform schafft zwar grundsätzlich Transparenz. Wenn Kundinnen und Kunden aber fast ausschließlich Billigfleisch kaufen können, verkommt die Kennzeichnung zu Greenwashing“, heißt es dazu bei Greenpeace. Passantinnen und Passanten erhielten zudem Informationen zur Haltungskennzeichnung und einen kleinen Ratgeber, der auf einen Blick zeigt, welches Siegel aus Greenpeace-Sicht aussagekräftig ist.
Zusätzliche Greenpeace-Recherchen in Filialen
Greenpeace-Ehrenamtliche hatten parallel zur Abfrage in bundesweit 294 Filialen der befragten Händler das Schweinefleischsortiment vor Ort unter die Lupe genommen. Massive Lücken bei der Haltungskennzeichnung ermittelten sie an den Bedientheken von Edeka, Kaufland und Rewe: Dort haben lediglich fünf Prozent der von Greenpeace besuchten Märkte das Schweinefleisch ausreichend gekennzeichnet. Während Kaufland gegenüber Greenpeace angab, an allen Theken zu kennzeichnen, zeigt sich vor Ort ein anderes Bild, denn in 14 von 16 besuchten Kaufland-Filialen war das Frischfleisch-Angebot bei Schwein an der Theke gar nicht markiert.
MM/hb (Fotos: Greenpeace Bodensee)
Weitere Informationen finden Sie hier.
„In der Fleischindustrie sind noch mehr Menschen prekär beschäftigt als bisher angenommen. Etwa sieben von zehn Arbeiter sind als Werkvertragsbeschäftigte oder Leiharbeitnehmer in der Fleischwirtschaft angestellt, wie Daten der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) zeigen. Nur 29 Prozent sind fest angestellt. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion zu den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie hervor, die dem SPIEGEL vorliegt.
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„Werkverträge und Leiharbeit, beides gehört verboten. Wird nur ein Dumpingmodell untersagt, weichen die Arbeitgeber auf ein anderes aus. Diesen Teufelskreis gilt es ein für alle Mal zu durchbrechen“, sagt Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit für die Linke im Bundestag. Und fordert: Das Arbeitsschutzkontrollgesetz der Bundesregierung müsse so schnell wie möglich beschlossen werden.
Doch genau da hakt es: Den Gesetzentwurf zum Verbot der Werk- und Leiharbeitsverträge in industriellen Schlachtbetrieben hatte der Bundestag eigentlich Ende Oktober verabschieden wollen. Nach den Plänen von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sollte es zum 1. Januar 2021 in Kraft treten. Doch am 23. Oktober verschwand es plötzlich von der Tagesordnung. Der Grund: Die Union hatte „noch Gesprächsbedarf“…“
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/fleischindustrie-sieben-von-zehn-mitarbeitern-sind-prekaer-beschaeftigt-a-7c590cd5-5a2d-42a8-ae1d-71fecaaa05e8#ref=rss
Kommentar erübrigt sich.
Du bist was Du isst – ein Sadist!