Segel setzen für die Seenotrettung
Obschon aus den Schlagzeilen weitgehend verschwunden: Im Mittelmeer machen sich die EU und ihre Mitgliedstaaten weiter am Tod zahlreicher Geflüchteter mitschuldig. Allein im Oktober sind laut offizieller Statistik mindestens 104 Menschen ertrunken oder als vermisst gemeldet. Mehrere Schutzsuchende etwa verdursteten auf einem Boot, weil italienische und maltesische Behörden die Notrufe tagelang ignorierten. Derweil sorgten Behörden-Schikanen und Kriminalisierung dafür, dass keines der acht operierenden zivilen Rettungsschiffe zum Einsatz kommen konnte. Auf die elenden Zustände will jetzt Amnesty International mit einer Aktion auf dem See aufmerksam machen.
[the_ad id=’68671′]
Die Konstanzer Regionalgruppe der Menschenrechtsorganisation plant für den 21. November gemeinsam mit MitstreiterInnen der Seenotrettungs-Initiative „iuventa10“ eine Fotoaktion im Konstanzer Trichter. Damit wollen die Menschenrechts-AktivistInnen „auf die weiterhin katastrophale Situation im Mittelmeer und dem neuerdings noch gefährlicheren Atlantik hinweisen“, heißt es in einer Medienmitteilung. Zusammen mit der Seenotretterin Zoe Katharina soll auf dem Wasser ein Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten gesetzt werden. Die 24-jährige Bootsbauerin aus Freiburg – sie erlernte ihr Handwerk übrigens am Bodensee – rettete im Sommer 2017 als Crew-Mitglied des Rettungsschiffs „Iuventa“ im Mittelmeer hunderten Geflüchteten das Leben. Dafür drohen Zoe und ihren Mitstreiterinnen nach dem Willen der italienischen Staats bis zu 20 Jahre Haft. Ihre Erlebnisse hat die Seenotretterin in einem Buch aufgeschrieben, das im März beim Patmos-Verlag erschienen ist: „Zoe heißt Leben“.
Für die Aktion am 21. 11. ist vorgesehen, mit drei Segelyachten in den Konstanzer Trichter auszulaufen. Dort werden die AktivistInnen demonstrativ Rettungswesten über Bord werfen und sich mit verbundenen Augen und Bannern aufreihen. Mit dem Vorhaben wollen die OrganisatorInnen „an die lebensgefährliche Überfahrt von Migranten über die Weltmeere“ erinnern, so die Mitteilung weiter, „bei der gerade in jüngster Zeit wieder unzählige Schutzsuchende zu Tode gekommen sind“. Gleichzeitig protestiere man „gegen die Abschottungspolitik der Europäischen Union, durch die den Asylsuchenden eine Flucht fast unmöglich gemacht wird“.
MM/jüg (Fotos: iuventa10, Kai von Kotze)
Weitere Informationen zur Fotoaktion können über die E-Mail-Adresse info@amnesty-konstanz.de angefordert werden.