Engagiert und widerspenstig: Wer wars? (18)

Die Antirassistin mit der Schreibmaschine

Sie wollte Jura studieren, ihr Mann hielt das für unnötig. Sie wollte in die Kommunistische Partei eintreten, ihr Mann fand das politisch naiv. Sie wollte einen Roman veröffentlichen, ihr Mann sprach ihr das Talent ab. – Nicht immer habe er recht gehabt, sagte die 1924 in Fürth geborene Kaufmannstochter einmal, aber sie sei eben erst spät erwachsen geworden.

 

Die schwierige Beziehung bewirkte auch Gutes: Ihr Mann war ein begabter, aber wenig produktiver Journalist, sodass sie das Geldverdienen allein übernahm. Sie wurde Prokuristin in einer Versicherungsfirma, lernte sich dort in der Männerwelt behaupten und wirtschaftliche Zusammenhänge erfassen. Da er sie zudem immer wieder seine Artikel recherchieren und schreiben ließ, erkannte sie mit der Zeit, dass sie sehr wohl Talent besaß. Sie kündigte ihren Versicherungsjob und reichte 1962 die Scheidung ein.

Zu jener Zeit war ihre Exilheimat Südafrika, wo sie als Zwölfjährige mit ihrer jüdischen Familie Zuflucht gefunden hatte, gerade in das Bewusstsein der internationalen Öffentlichkeit gerückt. Bei einer Anti-Apartheid-Demonstration im Township Sharpeville waren 69 Schwarze erschossen, Hunderte verletzt worden; die internationale Presse fragte sich nun, was dort eigentlich los war. Die frischgebackene Wirtschaftsredakteurin der „Financial Mail“ wusste das genau, denn mit Empörung hatte sie miterlebt, wie die burische Nationale Partei ihr rassistisches Menschenbild Schritt für Schritt in Gesetzesform goss.

Sie wurde Korrespondentin unter anderem des „Guardian“ und der „Financial Times“, interviewte GewerkschaftsführerInnen, Staatsmänner und Kämpfer der Befreiungsbewegungen (die später oftmals selbst Präsidenten und Minister wurden) und galt bald als verlässliche Expertin für das südliche Afrika. Währenddessen hielt sie, ob sie nun gerade in London, Köln, Lusaka, Harare, Lüdinghausen oder auf der Isle of Wight wohnte, ihre Tür weit offen für ExilantInnen und Oppositionelle, und wurde so eine „hochbewährte Interpretin afrikanischen Denkens, afrikanischer Ziele und Strategien“, wie die Schriftstellerin Nadine Gordimer über sie schrieb.

Wer ist die couragierte Publizistin und Ehrenpräsidentin der Schweizer Anti-Apartheid-Bewegung, die Nelson Mandela kurz vor seiner Verhaftung am Küchentisch interviewte und wegen ihrer regierungskritischen Berichterstattung in zwei Ländern Einreiseverbot erhielt?

Brigitte Matern (Text und Bildcollage)

Die Auflösung erscheint am nächsten Montag.