Theater Konstanz: Der Wolf fällt ein

Der baden-württembergische Justizminister Guido Wolf (CDU) will morgen, Freitag, das Theater Konstanz beehren. Das Theater freue sich darüber, heißt es in einer aktuellen Presseerklärung. Angeblich geht es um das Projekt „Theater hinter Gittern“. Wirklich nur darum?

Theater und andere kulturelle Einrichtungen sind die ersten Institutionen, denen es an den Kragen geht, wenn angesichts schrumpfender Einnahmen und leerer Kassen empfindliche Etatkürzungen drohen. So auch jetzt, auch in Konstanz. Für die kommenden Haushaltsberatungen werden bereits die Messer gewetzt und Einsparungen von mindestens zehn Prozent alleine im Kulturbereich sind zu befürchten. Viele angedachte Projekte werden dem Sparkurs zum Opfer fallen.

Nun kommt also Minister Guido Wolf um die Ecke, begleitet von seinem weithin unbekannten Konstanzer Parteifreund Levin Eisenmann, der sich um ein Landtagsmandat bewirbt. Zufall? Eher nicht, denn die CDU, bei den letzten Landtagswahlen nahezu bis auf die Knochen abgenagt, träumt auch in Konstanz davon, das Direktmandat wiederzugewinnen, auf das sie jahrzehntelang quasi ein Abo hatte. Aber wer kennt schon Levin Eisenmann? Also, dachte man sich wohl in CDU-Kreisen, sei es wohl clever, Jungspund Eisenmann mit dem CDU-Promi Wolf auf die Bühne zu wuchten, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen.

Nicht wenige vermuten dahinter eine Wahlkampfwerbung für die CDU durch die Hintertür. Die Theaterleitung wird vehement dagegen protestieren und darauf verweisen, dass „Theater hinter Gittern“ – eine erfolgreiche Kooperation mit vier Strafvollzugseinrichtungen in Baden-Württemberg, und einst in Gang gesetzt vom ehemaligen Intendanten Christoph Nix – sehr wohl auch den Justizminister interessieren werde. Und wenn in dessen Schlepptau auch der hiesige Kandidat Eisenmann seine Visitenkarte abgibt, kann man wohl kaum was dagegen haben.

Stimmt. Aber den Geruch der CDU-Unterstützung hätte sich das Theater ersparen können. Um auf das Projekt und auch die derzeitige Situation der Spielstätte aufmerksam zu machen, wäre es ein Leichtes gewesen, auch die bereits nominierten LandtagskandidatInnen der anderen Parteien einzuladen. Eigentlich kein Hexenwerk.

Anzumerken bliebe noch: Ohne das Engagement von Christoph Nix und Denis Ponomarenko hätte es „Theater hinter Gittern“ wahrscheinlich gar nicht gegeben. Aber die Motoren dieses landesweit erfolgreichen Projekts wurden für die morgige Veranstaltung nicht mal eingeladen. Das darf man auch schäbig nennen.

H. Reile (Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg)