Südkurier: Kandidierenden-Runde ohne Linke?
Mit Befremden hat Antje Behler, Landtagskandidatin der Linken im Wahlkreis Konstanz-Radolfzell, auf die Mitteilung reagiert, der Südkurier plane die Konstanzer Podiumsrunde zur Landtagswahl ohne die Vertreterin der Linken. Zu Wort kommen sollen bei der corona-bedingt online veranstalteten Diskussionsrunde lediglich Kandidat:innen von schon im Landtag vertretenen Parteien, so der Bescheid an Behler aus Redaktionskreisen.
Für die Linke-Kandidatin ist das ein grober Verstoß gegen demokratische Gepflogenheiten. Die Podiumsrunden des örtlichen Monopolblatts nehmen einen festen Platz im Wahlkampfgeschehen aller Parteien ein, weil sie auf große öffentliche Resonanz stoßen. „Der Ausschluss einer Partei verzerrt deshalb die politische Meinungsbildung“, ist Behler überzeugt. Eine der Linken-Politikerin als Trostpflaster angebotene Kleinveranstaltung zusammen mit der Klimaliste ändere daran nichts, sondern befördere noch den Eindruck, politisch am Katzentisch zu sitzen. „Gerade in Pandemiezeiten, in denen ein normaler Wahlkampf nicht möglich ist“, betont die Linke-Kandidatin, „ist es umso wichtiger, alle zu Wahlen antretenden Parteien gleich zu behandeln“. Dazu gehöre auch, „allen Parteien die gleiche Plattform zu bieten“.
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Nicht schlüssig ist für Antje Behler zudem die Entscheidung des Südkurier, die Linke wie eine unbedeutende Kleinstpartei zu behandeln. „Wir sitzen im Bundestag, sind in mehreren Länderparlamenten vertreten, stellen in Thüringen einen Ministerpräsidenten und haben gute Aussichten, auch in Baden-Württemberg den Sprung in den Landtag zu schaffen“, sagt Behler. „Ich fordere daher den Südkurier auf, diese Entscheidung rückgängig zu machen – im Sinne der Demokratie und aller demokratischen Parteien.“
MM/jüg (Foto: Privat)
Dass es auch anders geht zeigt die „Online-Podiumsdiskussion zur Demokratie in Baden-Württemberg im Wahlkreis Konstanz“, die am letzten Freitag stattfand. – „Am 29.1.2021 diskutierten die Wahlkreiskandidierenden Nese Erikli (Grüne), Levin Eisenmann (CDU), Petra Rietzler (SPD), Jürgen Keck (FDP) und Antje Behler (Die Linke) online über Weiterentwicklungen der Demokratie in Baden-Württemberg. Mehr-Demokratie-Landesgeschäftsführerin Sarah Händel moderierte die Veranstaltung.“ https://www.youtube.com/watch?v=xl6xcUsLJvA
Herr Schuster,
meine Bezeichnung „Journalisten-Darsteller“ hat sich Rau neulich bei der OB-Wahl redlich verdient. Ein Journalist, der den Beruf ernsthaft betreibt, betreibt keine subtile Manipulation, sondern berichtet umfassend und unvoreingenommen.
Nachdem der SK eine Monopolstellung innehat, ist es nicht akzeptabel, Bewerber um die Landtagsmandate auszuschließen von einer Diskussionsrunde, die eben dieser SK veranstaltet. Und nein, ich würde nicht aufschreien wegen der Einladung an verkappte Nazis. Das einzige Mittel gegen Polit-Müll ist die Enthüllung der dahintersteckenden „Ideen“, Interessen und Geldgeber.
Den Passus mit der Fünf-Prozent-Hürde würde ich an Ihrer Stelle nochmals durchlesen. Eventuell hilft das zum besseren Verstehen.
Zudem habe ich die dunkelsten Zeiten mit „– in vagen Umrissen, zugegeben –“ zusammenhängend erwähnt.
Vielleicht setzen Sie sich mal mit dem Begriff der „marktorientierten Demokratie“ der Kanzlerin auseinander. Oligarchie ist die treffendere Bezeichnung. Lea Fleischmann hat von „Demokratie spielen“ gesprochen. Ebenfalls zu empfehlen die Stellungnahmen von Prof. Gabriele Krone-Schmalz zum Thema Journalismus und Paul Sethe zum Thema Pressefreiheit.
Fazit: Demokratie ist was anderes als unser uns umgebendes System. Demokratie beginnt unter anderem mit einer Presse, die von hehren Ansprüchen nicht schwadroniert, sondern sie erfüllt.
Herr Stribl,
jetzt muss ich mich doch noch mal melden.
Vorab:
Wenn wir schon das Glück haben, weltoffene Plattformen wie Seemoz zu haben, dann sollten wir – und das unabhängig von meiner eigenen Einschätzung zu Herrn Rau –das nicht auf die unterste Ebene stellen und Menschen als „Journalistendarsteller“ beschreiben, die ihren Beruf ernsthaft betreiben und davon leben, glaube auch, dass sie sich ernsthaft Gedanken zur momentanen Lage machen.
Es bleibt ja jedem unbenommen, sich über die Leistung oder je nach eigener Präferenz nicht ausreichende Berichterstattung oder nicht der eigenen Meinung entsprechenden Artikel zu äußern. Gerade da hilft Seemoz und das schätze ich.
Zum Kern
Nur mal kurz zur Überlegung des eigentlichen Themas. Ich hatte im letzten Post geschrieben:
„Wenn man sich also dazu entscheidet eine Diskussionsrunde nur mit den im Landtag vertretenen Parteien zu machen, soweit ok.
Wenn man sich dazu entscheidet eine Diskussionsrunde mit allen Kandidaten der im Wahlkreis antretenden Kandidaten zu machen, auch soweit gut, fände ich persönlich besser.“
Wenn der Südkurier meinen zweiten Vorschlag aufnehmen würde, müsste dann auch der Landtagskandidat der AFD dabei sein. Würden Sie dann nicht aufschreien, nach dem Motto: „Südkurier gibt Rechten einen Plattform“?
Die Fünf-Prozent-Hürde ist doch ein vorgeschobenes und letzten Endes “billiges“ Argument, die allein durch Ihre Wortwahl „selbstherrlich, etc-“, in sich selbst zusammen fällt.
Vollständig daneben nehme ich aber wahr, wenn hier in diesem Zusammenhang an „dunkelste Zeiten“ dieses Landes erinnert wird. Sorry, welch ein Geschichtsverständnis haben Sie? , oder glauben Sie tatsächlich, dass wir uns nicht in einer Demokratie bewegen?
Harald Schuster
@Harald Schuster
Sie sind hier im falschen Film, salopp formuliert.
Es geht nicht um small-talk, ein Schwätzchen oder einen Plausch, sondern um eine Diskussionsrunde zur Landtagswahl.
Selbstverständlich bleibt es Rau oder einem anderen Journalisten-Darsteller frei, mit wem er parliert, selbst wenn er Wohlbehagen oder auch ein „Igitt“ dabei empfindet. Sich aber selbstherrlich zur Fünf-Prozent-Hürde zu ernennen, hat mit Demokratie nichts zu tun. Im Gegenteil, dieses betreute Denken erinnert – in vagen Umrissen, zugegeben – an die dunkelsten Zeiten des Landes.
Hallo Zusammen,
Jetzt macht doch alle mal halblang.
Es steht doch jedem zu, mit wem er sich unterhalten will.
Wenn man sich also dazu entscheidet eine Diskussionsrunde nur mit den im Landtag vertretenen Parteien zu machen, soweit ok.
Wenn man sich dazu entscheidet eine Diskussionsrunde mit allen Kandidaten der im Wahlkreis antretenden Kandidaten zu machen, auch soweit gut, fände ich persönlich besser.
Aber bitte hört endlich auf, das alles als machtpolitisch, geldgeil, oder Machtstrukturen unterstützend zu geiseln, Unterstellungen, ohne namentliche Nennung zu generieren. Das bringt doch nichts.
Dieses, auf Seemoz mittlerweile dauerhaft stattfindendes Bashing, einer der wenigen noch existierenden Tageszeitungen, empfinde ich persönlich „unterirdisch“. Sorry, das zu sagen, aber ist mein liebgewonnenes Seemoz nicht auch sehr polemisierend und nur in eine Richtung denkend?
Habe selbst bereits vor einigen Jahren nach über zwanzig Jahren Abonnements Bezug die Zeitung gekündigt, weil mir der tatsächlich inhaltlich journalistisch Inhalt fehlt(e), habe mich anderem zugewandt.
Verstehe aber viele Menschen in meinem Lebensumfeld, die das nichts so sehen und weiterhin den Südkurier beziehen. Da wird viel zu häufig vergessen, was das „Haptische“ für Menschen am frühen Morgen bedeutet.
Dass der Südkurier sich im Online-Bereich selbst ein Bein stellt (nur ein Artikel am Tag frei lesbar), ist ein anderes Thema, trotzdem schade und sicherlich nicht zukunftsweisend. Die haben nach wie vor vieles noch nicht kapiert.
Aber das ist ein anderes Thema.
Wissend, das meine Meinungsäußerung g vielen ideologisch sehr verhaftenden Lesern meines Kommentars nicht passen wird, nehme in Demut alle Kommentare hin (Beschimpfungen erwartet, inclusive), werde mich aber in dem Thema nicht weiter äußern.
Nehme an, dass das auch falsch ist, denn ich bin ja dann im „demokratischen Sinne“ nicht diskussionsbereit……`?!?? Das halte ich aus.
Viele Grüße
Harald Schuster
zu Peter Stribl
ich stimme nicht zu. Die Lösung wäre keine
Alternativrunde, sondern ein „no-go“ zur Planung des Südkuriers der Parteien, egal welcher. Wo sind die Grünen? Ich würde es sogar der CDU zutrauen ,wenn sie denn den Mut hätte, für Demokratie und gegen Monopole einzustehen.Aber vielleicht haben sie Angst, das glaube ich nicht wirklich. Wir werden sehen, ob sie wirklich Angst haben oder den Mut für Demokratie einzustehen, ich hoffe darauf.
Welch traurige Demonstration des Verfalls journalistischer Gepflogenheiten. Dies ist leider nur eine weitere von vielen Offenbarungen der hässlichen Fratze der Macht und gleichzeitig ein Spiegel für uns Linke, wenn es um den eigenen Umgang mit Splitterparteien wie diePIRATEN, diePARTEI, WIR, dieBASIS… geht.
Es ist vermutlich sinnlos, an demokratische Sitten in den Chefetagen des SK zu appellieren. Nachdem die AfD bereits im Landtag vertreten ist, wurde und wird wohl auch auf diesen Fakt hingewiesen ohne eine Spur schlechten Gewissens, wohl aber wissend um Mit“verantwortung“. Auch juristisch dürfte das nicht folgenlos bleiben, abgesehen davon, wessen Recht das Recht ist.
Eine Lösung wäre eine Alternativ-Diskussionsrunde, veranstaltet meinetwegen von seemoz und der Initiative „Konstanz gestalten“. Wenn die Grünen und die SPD Konstanz, das Junge Forum und die Linke Liste diese Veranstaltung mittragen würden, wäre das ein unübersehbares Signal sowohl politisch als auch medial.
Ein Signal an die übergeordneten Hierarchien der Grünen wie auch der SPD, daß die „marktkonforme ‚Demokratie'“ für unbehagliches Rumoren sorgt. Ein Signal auch an den Südkurier, daß sich das Wahlvolk wie auch deren Vertreter nicht weiterhin am Nasenring des Kapitals durch die Arena ziehen lassen.
Als Zeitung, die Wahlkampf für den Selbigen macht und es feiert, dass dieser wiedergewählt wurde und sich in der Öffentlichkeit dankend dafür hinstellt bleibt dieser doch auch nichts anderes übrig als weiterhin hörig unter dem schwarz-braunen Banner der CDU herzukriechen, wenn sie weiterhin ihre Meldungen herausbringen möchten. Wäre doch schlimm wenn plötzlich die größten Gönner wegbrechen würden.
Mit seiner Monopolstellung hat der Südkurier eine demokratische Verpflichtung, der er definitiv so nicht nachkommt. Es ist davon auszugehen, dass das nicht auf dem Mist der Lokalredaktionen gewachsen ist, sondern mit Sicherheit aus der Chefetage kommt.
Da man sich in der Vergangenheit unter dem Deckmantel des demokratischen Diskurses nicht gescheut hat, auch der Afd ein Podium zu bieten, lässt dies tief blicken.
Ich würde eher vor Scham in den Erdboden versinken, als an dieser Veranstaltung teilzunehmen, ganz egal welcher Partei ich vielleicht angehören könnte. Ob unsere zukünftigen Politiker, bzw. die es werden wollen, Mut haben und Rückgrat beweisen oder einknicken, darauf werde ich achten, bei meiner Wahlentscheidung. Ich hoffe, viele andere auch.
Trauriger als der Mummenschanz des Südkurier ist leider die hier zu Tage tretende Hoffnung auf die Solidarität und demokratische Ehrbarkeit der anderen Parteien. Als ob die OB-Wahl nicht stattgefunden hätte. Wo sich schon jedes hilfreiche Einschreiten der ehernen Kommunistenjäger der konservativen Seite, den Drachentötern in den blumigen Worten Biermanns, von sich aus als Extremismus der falschen Seite des Hufeisens verbietet, scheint der Rettungsanker SPD ein sicheres Indiz für den eigenen Untergang zu sein. Ein fast schon schönes Bild von der stolzesten Partei der Arbeiterschaft, wie sie für die Kleinen aufstände, aber nicht über diesen, sondern für und mit ihnen kämpfte für die gemeinsame Sache eines besseren Lebens. Leider war, ist und bleibt dies Bild eine Chimäre, die Illusion einer Partei auf „unserer“ Seite. Wir müssen aufhören, zu träumen. Indes liegt meine Hoffnung auf der Offenheit anderer Resonanzräume, die die Kanalfunktion des Südkurier früher oder später gänzlich erübrigen werden. Zwar ist die Reichweite im Raum des Virtuellen noch begrenzt, gleichwohl wird diese sich eher verallgemeinern als der SK politisch neutral oder die SPD sozialdemokratisch wird.
Der Südkurier: tendenziös, blutleer, werbekundenbasiert. Wer liest das Blättchen wirklich noch in Erwartung eines informationellen oder gar intellektuellen Mehrwertes? Die paar Eingeborenen, die noch Südkurier lesen, interessieren sich wahrscheinlich in erster Linie für Todesanzeigen. Wen wundert also diese plumpe Parteienselektion? Wer die Verlagshistorie kennt, wird sich nicht wundern.
Nix (indirekter) Rat an die eingeladenen Parteien, der Diskussion fernzubleiben, ist der einzig richtige Weg. Es würde diesem Blättchen seine reale Bedeutungslosigkeit aufzeigen.
Alle Parteien sollten sich im BoFrost treffen und dort eine digitale Podiumsdiskussion durchführen, moderiert von, meinetwegen, Tobias Engelsing, Christoph Nix, Anselm Venedey…
Da muss doch was gehen.
Klagen und die anderen auffordern der Runde fern zubleiben, mal sehen was spdcdugrün machen…
Als in den 80er-Jahren Wahlergebnisse zum Bundestag eintrafen und in einem Schwarzwaldkaff eine Stimme für die Grünen gemeldet wurde, sagte der damalige Regionalredakteur Glofke: „Der (/die gabs wohl nicht in seinem Wortschatz) wird jetzt gesucht.“ Diese Äußerung fiel im Raum der Textmettage.
Ist zwar einige Jahre her und die Grünen haben sich in den „verantwortlichen“ Ebenen von Friedenstauben zu Stealthbombern gemausert. Die Denkweise in den höheren Etagen des Südkurier dürfte sich aber kaum geändert haben. Daß sich der Adressat der Abneigung geändert hat, wen überrascht es schon.
Eine Arbeitskollegin sagte mir noch vor dieser Zeit, der Textteil des SK wäre nur eine Verzierung für die Inserate. Das muß wohl insoweit korrigiert werden, als der Textteil die Speerspitze der Groß-Anzeigenkunden ist. Mit der Folge der manipulativen Propaganda für den Neoliberalismus.
Wen wundert es, daß auf diesem Kurs der Wert der Demokratie vor die Hunde geht? Zumal die Nachkriegsgeschichte in der BRD und speziell in BaWü ohnehin nicht den Geist der Freiheit und des Fortschritts atmete.
Ich rate denen, die weiterhin mit rot-rot-grün liebäugeln, jetzt sehr gut das Verhalten von GRÜNEN und SPD zu beobachten.
Das Verhalten des SK ist undemokratisch. Dem Wähler sind alle Parteien in Wort und Schrift zu präsentieren, soweit sie keinen grundgesetzlichen Widerpart das Wort reden. Für mich wieder eine Bestätigung in meiner Ablehnung des SK.
…wenn alte CDU-Netzwerke ihre Muskeln spielen lassen, kommt sowas raus. Deshalb sollte Die Linke aufmüpfiger und angriffslustiger werden – auch wenn es nervt.