Takeda Konstanz ist abgewickelt
Es gibt nur Verlierer. Zwar zeigten sich Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsleitung auf einer gestrigen Pressekonferenz zufrieden mit dem neu abgeschlossenen Sozialplan. „Doch“, so Betriebsrats-Boss Rolf Benz, „damit wird keiner der 700 Arbeitsplätze gerettet“. Immerhin hat der deutsche Takeda-Chef Gilbert Rademacher sein Ziel erreicht: Mit seinem Angebot zum frühzeitigen Ausscheiden setzte er die Arbeitnehmer-Seite unter Druck – ein Sozialplan zu kaum besseren Bedingungen ist jetzt das Ergebnis.
Kernpunkte der neuen Vereinbarung, mit der Takeda Konstanz in spätestens drei Jahren abgewickelt ist: Ein Abfindungsfaktor von 1,5 Bruttomonatsgehältern; Höchstbetrag einer jeden Abfindung: 250 000 Euro; Einrichtung einer Transfergesellschaft sowie Finanzierung eines Härtefonds; Laufzeit jeweils bis zum 31.12. 2015.
„Ganz schnell Klarheit, Orientierung und Rechtssicherheit“ wollten Betriebsrat und Gewerkschaft schaffen. Doch außer in der Einrichtung einer Transfergesellschaft, bei der ohnehin die Arbeitslosenversicherung den Großteil der Kosten trägt, unterscheidet sich die jetzt unterschriebene Regelung kaum vom Angebot der Takeda-Geschäftsführung vor wenigen Wochen – fälschlich vielerorts „Turboprämie“ genannt.
Höchstens die Regelung eines Härtefonds, in Sozialplänen allerdings ohnehin üblich, für Kinderreiche und Schwerbehinderte oder für Arbeitnehmer „ mit Vermittlungshemmnissen“ kann sich der Betriebsrat auf die Fahnen schreiben. Zur finanziellen Ausstattung sowohl von Härtefonds wie Transfergesellschaft wollten allerdings beide Seiten keine Aussagen machen. Bei einem Bruttodurchschnittsverdienst der Takeda-Beschäftigten von 4000 bis 4200 Euro und einer Beschäftigungsdauer von annähernd 10 Jahren sind die Quoten jedoch für jedermann leicht ermittelbar.
Am heutigen Donnerstag will der Betriebsrat das Verhandlungsergebnis auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung vorstellen, am Freitag dann die Außendienst-Mitarbeiter in einer Telefonkonferenz informieren. Die „Trennungsgespräche“ sollen bis zum 19.3. erledigt sein, das Arbeitgeber-Angebot bleibt bis dahin weiterhin gültig.
Und gleichsam als Abgesang bekannte der Betriebsratsvorsitzende Benz auf eine Journalisten-Frage, dass auch er sich „ein besseres Ergebnis der Auseinandersetzung um die Arbeitsplätze gewünscht“ hätte. Doch bei einem solch‘ miesen gewerkschaftlichen Organisationsgrad und bei derart geringer Streikbereitschaft wäre ein besseres Ergebnis als das vom Betriebsverfassungsgesetz vorgeschriebene eben nicht möglich gewesen. Und sogar Geschäftsführer Rademacher beklagte schließlich die „Entsolidarisierung der Gesellschaft“. Es blieb dem Manager überlassen zu fragen: „Vielleicht ist bei dem einen oder anderen Mitarbeiter durch diese Erfahrung ja die Bereitschaft gewachsen, im nächsten Job doch noch in die Gewerkschaft einzutreten“.
Autor: hpk