Ohren, Möhren, Apotheken und resiliente Historiker
In der Wessenbergstraße in Konstanz ist der M*-Apotheke das M abhandengekommen. Anscheinend waren es wieder einmal Leute leid, dass grundlos rassistische Symbolik und Begriffe ohne Kontextualisierung im öffentlichen Raum herumstehen. In einem Interview mit dem Südkurier rechtfertigt der Leiter der Städtischen Museen Tobias Engelsing nun diese Darstellungen. Damit reproduziert er aber Stereotypen von systemischem Rassismus – und outet sich dabei als handwerklich ungeschickter Historiker.
[* Disclaimer: Das hier soll ein einigermaßen sachlich argumentierender Text sein, der sich mit Diskursen um den M*-Begriff und Darstellungen befassen will. Man könnte also dafür argumentieren, dass man „M*“ in diesem Zusammenhang auch ausschreiben könnte. Es ist ja kein „verbotenes Wort“ und hier geht’s ja um den Diskurs. Wenn allerdings erhebliche Menschengruppen sich aufgrund der Geschichte dieses Begriffs diskriminiert fühlen und sich dafür aussprechen, dass sie diesen nicht mehr so normalisiert sehen möchten, dann ist das zu respektieren. Wir können Leuten doch nicht vorschreiben, wovon sie diskriminiert sein dürfen und wovon nicht. Das wäre ja völlig absurd.]
Wenn man einen Experten zu einem Thema befragt, muss der doch Tacheles reden und Recht haben (wie es die Überschrift im Südkurier vermuten lässt). Und mit Tobias Engelsing, seines Zeichens promovierter Historiker und Leiter der Städtischen Museen, hat man doch den optimalen Mann dafür gefunden, der ohne gefühlte Wahrheiten erklärt, wo M* herkommt und wo dieser Begriff den abwertend und rassistisch sein soll. Engelsing stellt sich auf die Seite der echten, richtigen Wahrheit, legt die Fakten auf den Tisch und diesen ganzen gefühlten Rassismus von geschichtsvergessenen verzogener Gören und Blagen ad acta. Warum er als Weißer Mann da besonders für geeignet sein soll, systemischen Rassismus gegenüber PoC nachzuvollziehen, und warum er dafür unsachliche Polemik und ein Bilderbuchbeispiel für Boomer-Whataboutism braucht, ist nicht ganz klar. Er sollte ja doch eigentlich der Experte für die Fakten sein. Er, der promovierte Doktor mit Vermittlungsauftrag in den Museen. Doch dazu gleich mehr.
Mauren, Berber und Araber – kein Who’s Who der Geschichte
Engelsing versucht im Interview, die Herkunft des Begriffs M* zu skizzieren. Denn M*-Darstellungen auf Häusern, Wappen etc. sind älter als die Kolonialzeit und gehen zum Teil bis in die Antike und ins Mittelalter zurück. Der Begriff leite sich, so Engelsing, von den Mauren her, einem nomadischen Berbervolk aus Nordafrika. Damit impliziert er, dass die Bezeichnung eines Volkes und entsprechend auch das davon abgeleitet M* nicht rassistisch sein können. Doch warum sollte das bei vorkolonialen Darstellungen nicht auch möglich sein?
Denn, wie üblich in mittelalterlichen und antiken Quellen, sind Herkunftsbezeichnungen und -zuschreibungen keineswegs eindeutig – es gibt zu der Zeit ja auch noch keine Nationen. Wenn ein antiker Geschichtsschreiber eine Menschengruppe als „mauroi“ bezeichnet, dann ist das keine präzise Angabe von Herkunft und Nationalität, sondern eine Zuschreibung. Und mit dieser Zuschreibung gehen immer auch assoziierte charakterliche Attribute einher – in diesem Falle klassische Fremdheitsnarrative der lateinisch-griechischen Literatur: Nomadentum und dergleichen. Das ist nicht ungewöhnlich in der Historiographie. (Man denke an die Germanen beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus, die so, wie dieser sie beschreibt, auch nie existiert haben. Vor allem waren sie kein einheitlicher Stamm mit übergreifender kultureller Identität.) Bezeichnung in den Quellen als „mauroi“ und dergleichen dienen vor allem dazu, Gruppen gewisser Herkunft zu pauschalisieren und als andersartig zur Gruppe des Autors selbst darzustellen. Das Interessante dabei ist, dass wir bereits in Antike und Mittelalter Zuschreibungen finden, die wir problemlos als rassistisch kategorisieren können.
Derlei Darstellungen und Bezeichnungen haben sich in den letzten Jahrhunderten weiterentwickelt. Sie basieren aber alle grundsätzlich darauf, einen bestimmten Menschenschlag aufgrund seiner Herkunft zu identifizieren und mit pauschalen Attributen auszustatten. Diese Attribute werden intrinsisch auch im Alltagsgebrauch auf Einzelpersonen übertragen, obwohl die mit derlei Bezeichnungen gar nichts am Hut haben. Sie entstehen eben nicht aus sich heraus, sondern werden aktiv von Zeitgenossen geformt und weitergetragen.
Diese stereotypen Darstellungen sind inhaltlich unsinnig: Angebliche Nordafrikaner werden mit äußerlichen Attributen versehen, die sonst eigentlich eher für BewohnerInnen von Subsahara-Afrika und der „Südsee“ reserviert sind: pechschwarze Hautfarbe, dicke, volle, manchmal rote Lippen, fette, goldene Ohrringe. Ganz zu schweigen von den Kohorten an Bastrockträgern mit Speeren und Buschmannschilden. Dabei sind diese Attribute nicht nur antiquiert, sondern auch historisch inakkurat. Selbst wenn man zusammenfabuliert, dass das M*-Wort von den nordafrikanischen Mauren kommt, ändert das nichts daran, dass kein Maure, historisch wie zeitgenössisch, jemals so rumgerannt ist. Das sind Fieberträume irgendwelcher Almans (historische und zeitgenössische, wohlgemerkt!), die sich vorstellen, wie die exotischen Buschmänner (und -frauen) exotisch durch den Busch rennen. Und die dabei ach so spannend, aufregend und fremd sind. M*-Darstellungen und Beschreibungen sind für mitteleuropäische RezipientInnen als Objekte geschaffen worden, an denen die sich ästhetisch und (kunst-)geschichtlich aufgeilen können.
Exotische Wunderheiler und rassistischer Stereotyp
Engelsing tut aber so, als wären diese Zuschreibungen in historisches Blei gegossene Fakten. Er sagt, der M*-Begriff gehe auf eine Herkunftsbezeichnung zurück, auf die Eroberung Spaniens durch die Araber. Und diese Araber hätten den tumben Mitteleuropäern ganz tolle, neue medizinische Skills nahegebracht. Und weil das dann die allerbesten gewesen wären, würden sich heute noch Apotheken nach dem M*-Wort benennen und die entsprechenden Darstellungen und Figuren überall hinstellen.
Diese Darstellungen sind aber keine akkuraten Repräsentationen von zuweisbarer Herkunft. Sie sind stereotype Pauschalisierungen. Die historischen Mauren sind aufgrund der diffusen Quellenlage keiner konkreten historischen Region zuzuordnen. Wenn Engelsing aber Mauren, Berber und Araber in eine Linie bringt, damit dann etymologisch den M*-Begriff herleitet und diese Herleitung als Grundlage dafür nimmt, dass dieser Begriff ja auch positiv besetzt oder eine schnöde Herkunftsbezeichnung sei, dann reproduziert er damit die (system-)rassistischen Quellennarrative, die bestimmte Menschen als „anders“, „fremdartig“ oder „exotisch“ darstellen. Wir haben es hier in den Quellen mit ganz gewöhnlichen sogenannten Alteritätsnarrativen zu tun, neudeutsch: Othering. Personen werden als „anders“ bezeichnet, weil sie nicht „zu uns“, zu einer „normalen“ Gruppe gehören.
Diese Andersartigkeit wird anhand stereotyper Attribute und Charakteristika verfestigt. Das Spannende ist hier, dass diese pauschalisierenden Darstellungen nicht unbedingt negativ oder offen diskriminierend sein müssen. Das macht sie aber nicht weniger rassistisch und sozial ausgrenzend, Stichwort: benevolenter Rassismus. Und in der Tat wird der M*-Begriff im Vergleich zum N*-Wort verhältnismäßig positiv besetzt. Das bezeugen auch die von Engelsing genannten Beispiele.
Engelsing bringt in diesem Kontext kulturelle Aneignung ins Spiel. (Westliche) Apotheken, die sich mit M*-Darstellungen und -Begriffen schmücken, würden dieses Narrativ aufgreifen und als traditionelle Werbebotschaft übernehmen. Das sei aber doch positiv, ja sogar „eine Würdigung […] der fremden Kultur“. Aber die stereotype Darstellung von Menschen anhand ihrer fiktionalisierten Herkunft mit fiktiven körperlichen und geistigen Eigenschaften kann nie würdigend sein. Sie ist immer rassistisch und muss als solche bezeichnet und kontextualisiert werden.
PoC als Heilige und Heilige Könige?
Die christliche Kunst der letzten zwei Jahrtausende ist voller Darstellungen von Schwarz gelesenen Menschen mit bestimmten, kanonisierten Attributen. Engelsing erwähnt im Interview als positive M*-Darstellungen auch die Heiligen Drei Könige und den Heiligen Mauritius. Erstere haben ja bereits Karriere im Rahmen der Blackfacing-Debatte bei den SternsingerInnen gemacht. Erstaunlich ist hier immer wieder das Argument, dass ein schwarz angemalter König doch Aufgeschlossenheit und Verbundenheit mit Afrika demonstrieren solle. Der dunkelhäutige Melchior sei doch die Würdigung des Kontinents und demonstriert, dass wir alle als ChristInnen doch zusammengehören und über Gott und die Welt verbunden sind. Oder war’s Caspar? Oder nicht doch Balthasar? Das ist man sich nicht ganz einig, wer jetzt wer sein soll. Die Kirchentradition im Übrigen auch nicht. Allem Anschein nach beruht sogar die Tradition, dass einer der Heiligen Drei Könige dunkelhäutig ist, auf einem Übersetzungsfehler. Aber in jedem Falle ist doch dieser dunkelhäutige König ein Zeichen für positive Darstellung von PoC in der christlichen Kunst. Er ist ja reich, anerkannt und, nunja, ein König. Oder?
Das Problem ist, dass diese Darstellungstradition eine „Weiße“ ist. Sie erhebt einen ikonographischen Anspruch über einen ganzen Kontinent, ohne dass dieser Kontinent irgendwas mitzureden hätte. Über die Darstellung von PoC in der christlich-westlichen Kunsttradition wird in pauschalisierender Weise (alle sehen ja gleich aus) verfügt – und zwar von Weißen. „Die Leute aus Afrika“ werden auf ihre Hautfarbe und Herkunft reduziert. So ist das Main Feature vom im Interview genannten Heiligen Mauritius auch, genau, richtig geraten: seine Herkunft und seine Hautfarbe, auf die er, ähnlich wie der dunkelhäutige König, ikonographisch eingedampft wird. Die angebliche Herkunft des Mauritius steckt ihm hierbei sogar schon im Namen.
Engelsing und die Geschichtswissenschaft
All diese ikonographischen Charaktere, Attribute und die damit zusammenhängende Tradition sind nicht naturgegeben. Sie werden von uns, den Leuten vor uns und den Leuten nach uns stets neu interpretiert, neu gelesen und in neue Zusammenhänge gebracht. Es ist also die Aufgabe von HistorikerInnen, diese Darstellungen und Begrifflichkeiten ordentlich aufzuarbeiten und zu kontextualisieren. Da bleibt es nicht aus, dass man die jeweilige Lesart auch ein bisschen an den aktuellen Zeitgeist anpassen muss. Forschung entwickelt sich weiter und erschließt so neue Zusammenhänge und Methoden. Denn Geschichte ist keine absolute Wissenschaft. Sie dient nicht der absoluten Wahrheitsfindung und verfolgt nicht den Anspruch, „Recht zu haben“. Sie untersucht soziale Zusammenhänge und Zeugnisse der Vergangenheit, prüft diese von vielen verschiedenen Seiten und Blickwinkeln. Geschichte fördert keine Fakten zutage, sie bietet ihren AnwenderInnen das methodische Handwerkszeug, um ihre Quellen durch deren Kontextualisierung zum Sprechen, zum Sprudeln zu bringen.
Diese Kontextualisierung bleibt in dem – freilich verkürzten – Interview aus. Stattdessen ergeht sich Engelsing in inhaltlich nicht zusammenhängenden, fiktionalisierten Kausalketten, die mit dem eigentlichen Problem der Sache – rassistisches Othering in historischen Kontexten und deren Nachwirkungen heute – nichts zu tun haben. Stattdessen relativiert er soziologisch erforschte historische Diskriminierungsmechanismen und alltagsrassistische Erfahrungen von PoC, die er selbst als Weißer Mann nicht nachvollziehen kann. Denn selbst, wenn Engelsings etymologische Herleitungen ein Beleg dafür wären, dass wir es hier nicht mit intrinsisch rassistischen Begriffen und Traditionen zu hätten; spätestens mit der Kolonialzeit werden diese Darstellungsformen und ihre Nutzungshorizonte explizit rassistisch und diskriminierend. Das Aufgreifen der entsprechenden Begriffe und Darstellungen ist damit für immer verbrannt und kann, ja darf, nicht normalisiert werden.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet Tobias Engelsing vom Südkurier als ExpertIn präsentiert wird. Er hat keinen persönlichen Bezug zum Thema – im Gegensatz zu den ganzen PoC in diversen kulturellen Einrichtungen und der Uni vor Ort, die das Zeug studiert haben. Wir haben an der Uni hier sogar Geschichtsprofessuren, die sich explizit mit Akkulturationsmechanismen im Mittelalter und der Kolonialzeit beschäftigen. Warum hätte man nicht einfach eineN von denen fragen können?
Engelsing ist nämlich nicht nur nicht in der Lage, historische Zusammenhänge ordentlich zu kontextualisieren, und hat dazu keinen sonderlich methodisch reflektierten Umgang mit Quellen. Er hat auch kein Konzept davon, was es bedeutet, mit historischen Zeugnissen und Monumenten im öffentlichen Raum umzugehen – was als Museumsleiter durchaus etwas befremdlich wirkt. Historische Zeugnisse und Quellen stehen niemals für sich selbst. Sie wirken niemals aus sich heraus. Es braucht professionelle Anleitung und Kontextualisierung von Denkmälern im öffentlichen Raum. Es braucht reflektierten Umgang mit Sprache, dass dort Begriffe wie das M*-Wort nicht mehr ohne jeden Zusammenhang stehen können. Der M*-Begriff war niemals ohne Gschmäckle und war niemals ohne die Markierung von Menschen als anders und nicht zugehörig zur „normalen Gesellschaft“ in Gebrauch. Engelsing müsste das als promovierter Historiker wissen (Alternativ hätte er es in recht kurzer Zeit anhand der historischen Quellen prüfen können.), und Engelsing müsste als Leiter einer geschichtsvermittelnden Anstalt diesen Diskurs und diese Debatte auf einer methodisch stabilen Ebene im Austausch mit den Leuten in die Welt tragen. Müsste …
Wer aber dafür eintritt, dass solche Mahnmale rassistischer Ressentiments ohne jede Erklärung stehen bleiben sollen, sieht (Alltags-)Rassismus als etwas an, das ihn nicht betrifft. Engelsing geht hier aber noch weiter: Er diffamiert alle, die für eine gerechtere Welt eintreten und sich gegen historisch bedingten Alltagsrassismus stellen als „Wortführer von Identitätspolitik und Antirassismus“. Allein, dass jemand auf die Idee kommt, „Antirassismus“ in einem pejorativen Zusammenhang zu benutzen, ist bestürzend. Dass sich Engelsing als Experte in einem Interview aber nicht zu schade ist, AktivistInnen vorzuwerfen, dass sie mit ihrem Konsumverhalten genauso moderne Ausbeutungsverhältnisse unterstützten, hat genau gar nichts mit dem Thema zu tun und ist ein Paradebeispiel für abstoßendsten Boomer-Whataboutism. Und es ist bezeichnend, auf welcher intellektuell-argumentativen Ebene diese Debatte mittlerweile geführt wird.
Engelsing spricht von Identitätspolitik und Bilderstürmen und realisiert dabei einfach nicht, dass seine eigene Identitätspolitik und die völlige Ignoranz gegenüber Alltagsrassismus und Diskussionskultur überhaupt erst die Schärfe dieser Debatte entzündet haben. Wir reden hier nur deswegen von umgestürzten Statuen und Denkmälern, weil es den Verantwortlichen jahrelang scheißegal war, dass da Völkermörder und rassistischer Mist in den Städten rumstehen. Trotz aller Forderungen nach Kontextualisierungen gab es niemals irgendwelche Bestrebungen, damit in irgendeiner Form umzugehen. Der Scheiß steht und hängt weiter rum, weil das ist ja nur Geschichte, die muss man nicht erklären. Die muss man fühlen. Am eigenen Leib.
Jonas Haas (Text und Bilder). Der Autor des Textes hat in Konstanz Geschichte und ein bisschen was außenrum studiert und sich in seinem Studium eingehend mit Quellenmethodik und Akkulturationsprozessen, auch im Rahmen der Post-Colonial Studies, beschäftigt. In dieser Rolle schreibt er hier. Weiße Kartoffel, die er ist, hat er versucht, persönliche Wahrnehmungen von Alltagsrassismus nicht im Detail zu bewerten, weil er dafür nicht die richtige Person ist. Stattdessen hat er sich auf das verlegt, was er gelernt hat.
Mehr zum Thema auf seemoz:
23.03.21 | I wie Identitätspolitik, M wie Ohrenapotheke – Rhetorische Keulen der Macht
»Der Philosemitismus oder die Verherrlichung von Ausländern ist vollkommen bescheuert. Ausländer haben genauso das Recht, Arschlöcher zu sein wie wir Deutsche, und sie sind’s ja auch oft genug.« Sagte mal der leider früh verstorbene Kabarettist, Autor und Lästerlinke Matthias Beltz. Wer früher stirbt hat das Glück kein alter weißer Mann mehr werden zu müssen. Oder doch?
Die meisten Kommentare hier fallen dann wohl unter die Kategorie Altersarroganz. Traurig zu lesen, wie einige laute Menschen nicht (mehr) in der Lage sind zu akzeptieren, dass wir stets im Heute leben – und in der Gesellschaft Dinge kontinuierlich anders verhandelt werden müssen. Eine Einsicht, die ich mir, und allen anderen für das Alter wünsche.
Volle Zustimmung, Herr Braun, mir scheint, der ganze Genderwahn und diese scheinheilige „political correctness“ sind nix als Ablenkungsmanvöver, es gibt wahrhaft Wichtigeres zu tun. Im Übrigen bin ich so aufgewachsen und erzogen, dass ich Respekt vor Menschen habe. Daran hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert, mein Freundeskreis ist international – das einzige, was sich geändert hat: vor dummen, egoistischen und selbstgerechten Menschen, vor Ar……..ern, habe ich keinerlei Respekt, ganz egal, wo sie herkommen. Wie sieht es eigentlich aus mit den Berlinern, Amerikanern, mit Granatsplittern und Wienerlen etc., die es in den Bäckereien und Metzgereien zu kaufen gibt – noch? Meine Güte, lasst doch den Mohr im Schlafrock, an der Apotheke, im Dorf!
Buchempfehlung: Generation: beleidigt! Die Auswüchse der linken Sprachpolizei von Caroline Foureste, französische Publizistin
Schillers Mohr bleibt der Mohr, die Mohrenapotheke bleibt auch und das Mohrenköpfle aus Schwäbisch-Hall ein gutes Bier,
Sind wir alle aus dem tumben Volk aus Sicht der sogenannten Weltverbesserer so dämlich, um das nicht selbst geschichtlich einordnen zu können?
@ Waldemar Merck
Wenn solche Diskussionen schon früher geführt worden wären, dann wäre der Welt das ganze dunkle Kapitel, von dessen Ende Sie interessanterweise nur schreiben, vielleicht erspart geblieben.
Diese Diskussion zeigt auf, dass es unserer Gesellschaft, auch der von Konstanz, einfach zu gut geht. Kann sich jemand eine derartige Diskussion am Ende des 2. Weltkrieges vorstellen, wo es wirklich noch Probleme in einer ganz anderer Größenordnungen zu bewältigen gab?
@Abla Chaya
Ihre Quelle – „Nur für Abonnenten“ und rums, hat mich mein Ex-Arbeitgeber ausgesperrt. Aber keine Bange, es gibt auch ein Leben ohne Südkurier.
Für den Fall, daß Sie was nicht verstanden haben: Es ging in meinem Beitrag darum, daß Schiller dieses böseböseböse M-Wort verwendet hat. Die Redewendung drumrum ist wohl geläufig und der ursprüngliche Text war mir nicht mal bekannt, deshalb der Link.
Wichtig ist bloß, daß auf die Art eine uralte Rassistensau der Maske beraubt wurde.
Sie dürfen mir meinetwegen einen Nazihintergrund unterstellen; das scheint eine Ihrer leichtesten, routiniertesten Übungen zu sein. Meine nähere Umgebung weiß, was sie von mir zu halten hat. Sie dagegen bleiben mir sehr gern fern.
ob zu alt, zu weiß, zu männlich ist mir persönlich eigentlich sch…egal – viele dieser Kommentare hier sind einfach unterirdisch, mit welchen Identitätshinter- und Vordergründen auch immer sie gestrickt wurden. Vielleicht sind es auch nur die tradierten „Expertisen“ eigener Nazihintergründe, soll ja bei Deutschen Familien vorkommen? Ebenso die am M-Wort vor sabbernder Lust strotzende, saudämliche Glosse von Stadelmeier in der FAZ, lieber Herr Stirbl!
siehe da:
https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/kolonialismus-in-konstanz-und-der-apotheken-streit-was-eine-schwarze-figur-mit-einem-konstanzer-sklavenhaendler-aus-dem-16-jahrhundert-zu-tun-hat;art372448,10782288
Nebenbei: Darf jetzt Friedrich Schiller nicht mehr aufgeführt werden – egal, ob der Mohr seine Schuldigkeit oder seine Arbeit getan hat?
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/sprichwortgespenst-schiller-schafft-11706667.html
@Ralph R. Braun: das ist der bislang beste Kommentar zum Geschwurbel von Herrn Haas. Tobias Engelsing ist in seinem Text dagegen bei den Fakten und nachvollziehbaren Erklärungen geblieben. Das das in der kruden Gedankenwelt von militanten Gender-Aktivisten nicht verstanden wird, wundert freilich nicht. In der vermeintlichen Selbstfindung kann man sich leicht restlos verirren.
War lange beruflich in Asien, da wurde man vor 20 Jahren auch von manchen Personen beleidigt…. das muss man halt akzeptieren.
Wie geschrieben, was macht ein M/F/D mit dem Nachnamen Mohr ?
Mal was zum ersten April
https://www.youtube.com/watch?v=cH3fLYGomDQ
@Ralph R. Braun
Chapeau!
@Ralph R. Braun
Ihr Beitrag hat mich, „herrInnlich“ vergnügt an etwas erinnert:
https://www.youtube.com/watch?v=6M6hvc5vZOQ
Klar, daß gegen Rassismus angegangen werden muß. Sinnvoller aber als ein M von einem Apothekennamen zu klauen, wäre das Eintreten gegen Heckler & Koch z.B. und das Erinnern an Kolonialismus und die Erklärung kapitalistischer Mechanismen.
Ohne den Zwang, ein Fremdwörterbuch benutzen zu müssen; Gruppenarbeit zum „Kapital“ ist zielführender. Ohne die bei Betroffenen zwangsläufige Scham zu erröten, wenn F-J. Strauß zitiert wird „Haben Sie eigentlich Abitur?“
Bin ich zu alt, um diesen Artikel zu verstehen? Zu wenig vertraut mit der Diskussion um Identitätspolitik? Es hat mich viel Mühe gekostet, den Text bis zum Ende zu lesen. *Wörter kontextualisiert und methodisch reflektiert, akkurate Repräsentationen ikonographischer Charaktere, fiktionalisierte Kausalketten und … rassistisches Othering. Mit schwirrt der Kopf. Wie sagte mein Opa seelig: „Du hast den Krieg nicht erlebt, also halt’s Maul.“ Lieber Herr Hass, hätten Sie nicht, nach Ihren eigenen Maßstäben, als „weiße Kartoffel“ besser geschwiegen, statt phrasendreschend auszuteilen? Guter Journalismus, selbst als Polemik, liest sich anders. Und der Redaktion empfehle ich mehr Mut, in die Beiträge redigierend einzugreifen, oder die Veröffentlichung schlechten Handwerks auch mal zu verweigern.
Nur mal ne Frage: Was ist eigentlich mit Leuten, die mit Nachnamen Mohr heißen? Sollen die sich etwa umbenennen müssen, nur weil der Begriff in irgendeiner Form offenbar rassistisch ist?
Tja Schulz, schwarze Frauen und Männer sind gerade nicht aufzutreiben. Fasnet ist um.
Ich bin dafür, dass wir Deutsche nur noch in Naziposen abbilden –
und es ist auch viel verständlicher, als die komplizierte böse Kartoffel oder gar der diffamierende Alman – die Alemannen, waren ja überhaupt die ärmsten
Ja und das Nazi-Sein haben sie sich sogar selber ausgesucht, gar nicht so lange her, neuere Geschichte und so. Und dass man ihnen das geklaut hat, war schließlich fremdbestimmt, so richtig, mit Bomben und so. Also zurück zu den historischen Ursprüngen: Barbaren und Nazis … Leute, Leute, so zumindest sind manche Kommentare hier durchaus zu verstehen und zu interpretieren, .
Oder wie Max Czollek es so schön vorgeschlagen hat, wir sprechen fortan von „Deutschen mit und ohne Nazihintergrund“?
sehe ich das falsch, oder lässt sich das auf den einfachen Nenner bringen: hier wirft ein weißer Mann einem anderen weißen Mann vor, als solcher für eine Definition von Rassismus nicht legitimiert zu sein?…und keine schwarze Frau und kein schwarzer Mann kommt hier tatsächlich zu Wort!
Die Diskussion ist ja schon lustig. Ich möchte aber mal grundsätzlich bezweifeln, dass man Rassisten Rassismus wissenschaftlich erklären kann. Genau so sinnlos, wie Querdenkern mit Denken zu kommen oder Boomern (wie mir) das Gendern näher zu bringen.
Hä? Seit wann ist Herr Engelsing kein Boomer? Klar ist er das! Das ist doch auch keine Beleidigung, das ist lediglich eine Bezeichnung seiner Generation.
Wie? Das wird abwertend und beleidigend benutzt? Echt? Ja, sag mal! Jetzt haut es mich aber um! Sowas geht mit Wörtern? Ist ja ein Ding!
Zu beachten wäre aber auch, dass im Bereich der Pharmazie die Bezeichnung [https://de.wikipedia.org/wiki/Alembik#Weiterentwicklung Mauren-Kopf] auf eine Apparatur bezogen wird, die als Trennvorrichtung für Flüssigkeitsgemische in leicht abgewandelter Form bis heute verwendet wird. Die Form der Apparatur erinnert an einen Turban, daher der Name Mohren-Kopf. Der Name Mohren-Apotheke kann demnach auch für eine Tradition stehen, in der das Verdienst arabischer Ärzte für die Entwicklung der modernen Pharmazie gewürdigt wird.
@Michael Dreier Dienstag, 23. März 2021 um 11:03 ·
„..Haben wir denn keine anderen Probleme?“
Na, klar haben wir die, z.B. das
„Für die Armen bleibt nichts übrig.
Wem gehören die Covid-19-Impfstoffe? Die globale Knappheit der zu einem Grossteil mit Steuergeldern finanzierten Impfung wäre nicht nötig, sagt Mohga Kamal-Yanni, Expertin für globale Gesundheitsfragen in Oxford. Um zu verhindern, dass das Virus weiter mutiert und Hunderttausende Menschen unnötig sterben, müsse man handeln, wie damals in der HIV-Krise – und das Monopol der Pharmakonzerne brechen..
…
In der Bekämpfung der Pandemie fehlt ein globaler Ansatz, ein globales Denken. Und das ist fatal, denn Viren kennen keine Ländergrenzen. Die Regierungen reicher Industriestaaten haben im vergangenen Jahr sehr viel Geld in die Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen investiert. Diese finanzielle Unterstützung scheint allerdings an keine Bedingungen geknüpft worden zu sein – ausser, dass man sich Millionen von Impfdosen für die eigene Bevölkerung gesichert hat. Die USA haben das gemacht, Grossbritannien, die EU-Länder, Kanada: Millionen von potenziellen Impfdosen für sich selbst. Statt einer globalen Vision entwickelte man den Covax-Mechanismus, eine Plattform, mit der Impfstoffe für Entwicklungsländer beschafft und finanziert werden sollen.
Warum wird jetzt, ein halbes Jahr nach der Gründung dieser Covax-Plattform, trotzdem von einer «Impf-Apartheid» gesprochen?
Dieser globale Mechanismus kann funktionieren. Das grundlegende Problem jedoch ist der globale Mangel an Impfstoffen. Wir haben schlicht nicht genug Impfdosen. Womöglich gibt es genügend Dosen für Europa, aber das bedeutet gleichzeitig, dass für die ärmeren Länder keine Dosen übrig bleiben….“
https://www.republik.ch/2021/02/26/fuer-die-armen-bleibt-nichts-uebrig
Die Frage stellt sich mir immer wieder, wenn ich über dererlei Themen lese……..Haben wir denn keine anderen Probleme?
Ich habe hier noch interessante Links gefunden zum Thema
https://de.wikipedia.org/wiki/Mohrenapotheke
@Antje Boll, Gendergerechte Sprache ist nicht barrierefrei. Nicht-Muttersprachler, Blinde- und Sehbehinderte, Autisten, etc. haben hier keinen Zugang, bzw. zumindest Erschwert.
@Jonas Haas, ich glaube das Hauptproblem ist die Globalisierung der Debatte. Rassismus und insbesondere das Gedenken an bspw. den Holocaust hat in Deutschland eine andere Grundlage. Sie zeigen das auch indem sie von Post-Colonial Studies sprechen und eben nicht vom deutschen Postkolonialismus. Und dadurch kommt es dann auch zur Misinterpretation von philosophischen Theorien.
Ich kann bspw. einen Foucault nicht auf den strukturellen Rassismus gegen PoC in den USA anwenden. Das passiert aber wenn bspw. gesagt wird „es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“. Der deutsche Antirassismus hat eigentlich gelehrt, dass Rassismus Alles und Jeden zur Grundlage haben kann. Ein Martin Niemöller hat dies sehr schön formuliert. Oder eine Auschwitzüberlebende, die mal in meiner Schule zu Gast war, erzählte, dass sie lange Zeit ihrem Vater nicht verzeihen konnte, dass die Familie nicht geflüchtet ist. Irgendwann hat sie dann aber verstanden wie unvorstellbar es für ihren Vater gewesen ist, dass er als Weltkriegsveteran und angesehener Beamter zum Opfer seiner Nachbarn und Freunde werden würde.
Wenn sie also Fremdbezeichnungen als problematisch empfinden und ggfs. sogar rassistisch, dann kann ich dieser Tradition folgend nicht verstehen wie sie Wörter wie Boomer, Kartoffel oder Alman verwenden können. Gerade ihr Kommentar spricht hier Bände.
Ich habe mich aber erst dazu entschieden hier zu kommentieren als die entsprechenden Kommentare unter mir kamen. Sie fordern (zurecht) eine Debattenkultur erwähnen dann aber bereits in der Einleitung die Nicht-Eignung von Herrn Engelsing aufgrund seiner Hautfarbe. Sie folgen damit einem linksidenditären Totalitarismus der sich in Kommentaren mit dem Vergleich zur WDR-Talkshow zeigt.
Eine derart antidemokratische Haltung kann aus meiner Sicht niemals zu etwas Besserem, geschweige denn zu einer Verbesserung der Situation von Minderheiten führen. Es ist wichtig Menschen wie Jean-Pierre im BLM-Gespräch zuzuhören, gleichzeitig ist es aber im Sinne der Debattenkultur auch wichtig totalitäre Haltungen wie „Das heißt, sie müssen verstehen lernen, dass sie manchmal halt auch kein Mitspracherecht haben.“ zu benennen. Denn wiederum Jean-Pierre sagt auch wohin das führt: „Die Leute sind irgendwie satt und sagen: ‚Oh schon wieder dieses Rassismus-Zeug, ich bin doch nicht rassistisch‘ und so weiter.“
Und damit bin ich dann auch am Punkt den ich machen wollte. Die Diskussion um die Mohrenapotheke und das Verschwinden des M bewirkt genau das Gegenteil von der eigentlichen Intention. Und das ist der Grund warum Engelsing den Begriff Antirassismus in diesem Fall nicht positiv verwendet.
Ich möchte aber noch erwähnen, dass es mich immer freut wenn sich jemand die Zeit nimmt und bspw. bei seemoz seine Gedanken festhält. Und sich somit auch öffentlich zur Diskussion stellt. Just my two cents als Lederhosentragende Kartoffel.
PS: Es gab zum Thema der Repräsentation neulich eine interessante Diskussion im Presseclub, hier ein Ausschnitt. https://twitter.com/ARD_Presseclub/status/1371117173507260419
Die Statue mag rein künstlerisch nicht schlecht sein, aber sie als nicht rassistisch zu bezeichnen ist ein starkes Stück. Zu ihrer Zeit war sie bestimmt nicht als Satire des zu Grunde liegenden Weltbilds gedacht.
Zeugnisse des historischen Rassismus sollten nicht ausgemerzt werden, bitte jedoch hinterfragt und kommentiert.
Gut, dass sich der Autor doch in einem Kommentar zu Wort gemeldet hat und sich positiv zu der Sprachkritik geäußert hat. Am Thema historischer Rassismus geht die Diskussion jedoch bedauerlicherweise vorbei..Leider ist das Ganze hier nicht so schön wie eine Talkshow zu Zigeunersoße, aber mindestens so beschämend.
Oh Gott, das ist ja fast so schön wie eine WDR-Talkshow hier…
Gunder Haschker: Genau, mehr Worte über über diesen sich ausbreitenden Unsinn zu verlieren, wäre Zeitvergeudung!
Zu „Diskriminierung“: Hat sich einer(ich lass´dass gendern)dieser „Spezialisten“ schon einmal Gedanken gemacht, dass wir Älteren und Alten keinen Bock darauf haben, pauschal der „Risikogruppe“ zugeordnet zu werden?
@ Antje Boll: Vielen Dank für die konstruktive Kritik!
Ich als Weißer Cis-Mann bin sicherlich in vielen Punkten meiner individuellen Wahrnehmung befangen und versuche deswegen jeden Tag aufs Neue, meine Sichtweise auf die Welt zu hinterfragen. Auch wenns schwierig und anstrengend ist, bin ich der festen Überzeugung, dass es diese Mühe wert ist.
Gendergerechte Sprache ist auch für mich nicht eben ein Pappenstiel, nichtsdestoweniger finde ich die Debatte darum notwendig. Dass auch mir (und allen Redaktionen auf der Welt) in diesem Rahmen Fehler passieren, wie Sie anmerken, bitte ich zu entschuldigen. Gendern ist eben ein Prozess, kein Reglementarium, sondern soll vor allem anstoßen, das eigene Handeln jeden Tag aufs Neue zu hinterfragen.
Der Text befasst sich eben auch mit Alltagsrassismen, die einen systematischen Unterbau haben. Das ist ein nicht ganz banales wissenschaftliches Thema, das viel Vorwissen und sehr viel Bereitschaft zum Diskutieren braucht; von allen Seiten. Ich ermuntere alle, sich die entsprechenden Positionen anzulesen und darüber offen in einem Umfeld zu diskutieren – und sich in diesem Rahmen auch auf die zuweilen etwas eigentümlich anmutenden Begrifflichkeiten einzulassen. Sprache ist Fluss und Wandel und manchmal müssen wir Sachen ausprobieren, um zu gucken, was gut funktioniert und was nicht.
Der Begriff „Boomer“ wird (auch hier) häufig als altersdiskriminierend aufgefasst. Darüber muss diskutiert werden und diesen Einwand nehme ich sicherlich auch mit auf (genau wie das Problem, Fachtermini und anderssprachige Bezeichnungen erklären zu müssen).
„Boomer“ bezeichnet hier allerdings keine Generationszugehörigkeit. Er steht (in überspitzt humoristischer Weise – ähnlich zu meiner ironischen Selbstbezeichung als „Weiße Kartoffel“) für die Resilienz und die Weigerung, neuen Ideen gegenüber offen zu sein und das eigene Verhalten zu hinterfragen. „Boomer“ als Bezeichnung ist der Reflex auf dieses herabschauende Handeln und Denken, das sich einer Diskussion verschränkt, weil verschiedene Positionen nicht abgewägt und angehört werden. Herr Engelsing pauschalisiert hier in einer Weise eine junge Generation (ausgerechnet, diejenige, die konstruktive wissenschaftsbasierte Debatten losgetreten hat) und diffamiert als angeblicher Experte zu einem Thema völlig ohne Kontextbezug eine Menschengruppe, von der er keine Ahnung hat, wer sie sind. Und dieses Verhalten ist „Boomer“-haft. Ich benutze „Boomer“ im eindeutigen Bezug auf eine Aussage, die von allen jederzeit nachgeprüft werden kann (der entsprechende Link befindet sich im Artikel) und ich konkretisiere auch genau, was ich mit „Boomer“-haft eigtl. meine. Nämlich seinen Whataboutism (für den es leider keine deutsche Übersetzung gibt).
Ich würde Herrn Engelsing (und auch einen der Kommentatoren weiter vorne) nicht pauschal als „Boomer“ bezeichnen. Außer sie tun etwas, das die „Boomer“-Cliches 1:1 reproduziert. Dann erlaube ich mir sowas mal als kontextbezogene, überspitzt-sarkastische Pointe – völlig unabhängig, welcher Generation die entsprechende Person zugeordnet wird.
Ich schreibe und beantworte eigentlich keine Kommentare hier. Einfach weil sie für gewöhnlich eh nicht sinnvoll sind. Aber manchmal taucht ja ein kleines bisschen konstruktive Kritik auf, die beide (alle?) Seiten einen Schritt weiterbringt. Vielen Dank dafür!
Die Mohrenstatue finde ich nicht rassistisch oder diskriminierend. Sie ist ansprechend und künstlerisch gestaltet, vielleicht etwas martialisch, aber was soll‘s. Wenn jetzt schon die Darstellung eines Schwarzen rassistisch ist, dann wird die ganze Sache paradox. Das verschämte Herumdruxen um die Hautfarbe, ist zwar gut gemeint, führt aber zu neuer Diskriminierung und zementiert die Herabminderung.
In den USA gibt es nach der neuen Sprachregelung keine Schwarzen mehr, sondern Afro-Amerikaner. Daneben gibt es noch Latinos, Asiaten und Nativ-Amerikans. Alle diese Ethnien sind mit einer geografischen Herkunft versehen. Allerdings gibt es keine Euro-Amerikaner oder Kaukasio-Amerikaner, sondern einfach nur Weiße. Ohne jeden Zusatz sind sie das Original, die anderen sind bloß Bindestrich-Amerikaner. Aus einer gut gemeinten Überlegung heraus, ist eine neue Diskriminierung entstanden.
Warum darf ein Schwarzer nicht einfach ein Schwarzer sein?
Der senegalesische Soziologe Shaik Anta Diop hat es so ausgedrückt (Das Original finde ich gerade nicht, ich gebe es sinngemäß wieder): Die Weißen sind komische Leute. Von Natur aus sind sie rosa. Kommen sie in die Sonne, werden sie braun. Wenn sie wütend sind, werden sie rot. Wenn sie frieren, werden sie blau. Und sind sie krank, werden sie gelb. Aber mich nennen sie farbig.
Natürlich müssen wir wachsam sein und jede Form von Rassismus oder Diskriminierung bekämpfen. Aber die Mohrenapotheke und die Mohrenstatue sind der falsche Anlass.
Nordafrikaner*innen Araber*innen und Mitteleuropäer*innen kennt der Autor des Textes wohl nicht. Wenn gendern, dann doch bitte immer und nicht nur manchmal, wie es gerade gefällt.
Die vielen nicht allgemein bekannten Anglizismen stellen in meinen Augen ebenfalls eine Barriere gerade für ältere Mitbürger*innen dar.
Die Sprache ist eines der Hauptwerkzeuge für Diskriminierung und selbst „woke“ Autor*innen stolpern gerne in ihre selbst ausgelegten Fallen. Es ist nicht einfach, alles korrekt zu machen. Aber wenn jemand so despektierlich über sogenannte Weiße Männer und Boomer (also ältere Menschen) herzieht, sollte er sich schon an die eigene Nase fassen.
Diskriminierung funktioniert auch anders herum und steht einem offenen, verständnisvollen Dialog entgegen.
Ich fühle mich durch den Begriff „Boomer“ diskriminiert und aufgrund meines Alters sozial ausgegrenzt. Ich bitte sie, diesen Begriff zukünftig nichtmehr zu verwenden.
Was mir fehlt ist nicht, dass Figuren von den Hauswänden entfernt werden, das hielte ich für Unsinn. Doch es gab bisher keine Aufarbeitung dieser Symbolik in Konstanz. Eine Tafel mit einem entsprechenden Text an der Hauswand würde es besser tun als Bilderstürmerei.
An G. Haschker danke für den Tipp bezüglich des Rechtschreibfehlers. Was den sogenannten „Gutmensch“ angeht, so sagt die Vokabel mehr über den Verfasser, als über die, die sich an dem unkommentierten Mohren stören.
…wusste gar nicht, dass Melchior Grippe hatte…:-)
Lasst den Mohren an seinem historischen Platz, die Apotheke wird nicht bankrott gehen, wenn sogenannte Gutmenschen dort nicht mehr einkaufen… was für ein Schwachsinn!
Danke für diesen Artikel. Danke auch für das Foto vom Mohren an der Apotheke, obwohl ihn jeder kennt. In einem stimme ich nicht ganz überein. Dieser Mohr hat keine Ähnlichkeit mit den Grippendarstellungen des Melchior. Dieser ist natürlich, genau wie die anderen beiden „Könige“ in der Regel stereotypisch dargestellt, aber sicher nicht so wie der Apothekenmohr. Wenn man an das Gleichnis vom Samariter denkt und dessen Adressaten in seiner Zeit, so spricht das Evangelium doch eine andere Sprache als Rassismus. Leider nur wurde das wohl viele Jahrhunderte völlig ignoriert und das Christentum als Rechtfertigung für Rassismus, Ausbeutung und Unrecht heran gezogen. In einer Mohrenapotheke kaufe ich nicht ein, seit über 30 Jahren nicht, seit ich in Konstanz lebe. Aber das reicht nicht, die „Ohrenapotheke“ gefällt mir schon besser, doch deutlich besser wäre ein gescheiter erweiterter Diskurs in der Stadtgesellschaft.