Alno in Pfullendorf: „Der Widerstand der Kollegen ist gebrochen“
Beim Küchenhersteller Alno in Pfullendorf werden zum Jahresende bis zu 150 Arbeitsplätze abgebaut. Das schreibt ein in dieser Woche vereinbarter Sozialplan fest. Ob Kollegen auch mithilfe betriebsbedingter Kündigungen aus dem Betrieb gedrängt werden, kann Betriebsrats-Chef Zweifel derzeit nicht abschätzen. „Aber die gestrige Betriebsversammlung bewies: Der Widerstand der Kollegen ist gebrochen“.
Alno-Vorstand Jörg Deisel, der das Unternehmen mittlerweile von Düsseldorf aus regiert und der wohl meistgehasste Mann in Pfullendorf ist, hat sein Ziel fast erreicht: Von derzeit rund 800 Beschäftigten sollen bis zum übernächsten Jahr höchstens 420 übrig bleiben. Offiziell gilt für Pfullendorf noch bis 2012 ein Standort-Sicherungsvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen nur im Einvernehmen mit dem Betriebsrat erlaubt (Seemoz berichtete mehrmals). Ein solches „Einvernehmen“ ist mit Abschluss des Sozialplanes wohl erzielt – und ab 2013 sollen nur noch etwa 300 Menschen bei Alno-Pfullendorf beschäftigt sein. Die nächsten Kündigungswellen kommen also bestimmt.
Wie bei solchen Rausschmissen inzwischen üblich, wird den betroffenen Kolleginnen und Kollegen der Übergang in eine Beschäftigungsgesellschaft angeboten: Ab 1. September können sie sich bei fast vollständigen Bezügen für ein Jahr weiterbilden lassen; wer allerdings dieses Angebot nicht annimmt, muss wohl mit der Kündigung rechnen. Von Freiwilligkeit spricht dann bei diesem Angebot auch niemand mehr in Pfullendorf.
„Der Frust unter den Beschäftigten ist kaum beschreibbar“, klagt Betriebsrat Hermann Zweifel. „Auf der Betriebsversammlung jedenfalls war die Mutlosigkeit fast greifbar.“ Was sicher auch damit zu tun hat, dass Politik und Privatinitiativen in Pfullendorf ihren Widerstand gegen den Arbeitsplatz-Abbau nahezu gänzlich eingestellt haben. Der sture Vorstandschef Deisel hat die Probleme, so scheint’s, erfolgreich ausgesessen.
Autor: hpk