Was Sie schon immer über Juden wissen wollten…
…aber nie zu fragen wagten. Hanno Loewy, rühriger Leiter des Jüdischen Museums Hohenems in Vorarlberg und Lehrbeauftragter an der Konstanzer Uni, hat den Titel seiner Ausstellung bei Woody Allen (s.Foto) geklaut. Sonst aber ist alles original: Ab 27. März gibt es Filme, Ausstellungen, Diskussionsrunden und Buchpräsentationen rund um das Thema „Was Sie schon immer über Juden wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“.
Wie sehen Juden aus? Sind Juden besonders geschäftstüchtig? Können Juden heimisch werden? Darf man über den Holocaust Witze machen? Warum ist es so schwer, über Israel zu diskutieren? Rund um das Judentum gibt es viele Fragen, manche sind tabuisiert, manche scheinen es nur zu sein. Wo ein Geheimnis vermutet wird, suchen viele schnell nach dem „Jüdischen“. Manche Fragen sind unbequem für den Fragenden, manche politisch nicht korrekt und manche peinlich. Dabei sind die Antworten oft gar nicht so schwer.
Gemeinsam mit den KünstlerInnen Yael Bartana (Amsterdam/Berlin/Tel Aviv), Zoya Cherkassky (Tel Aviv), Adi Nes (Tel Aviv), Tamar Latzman (New York), Zbigniew Libera (Warschau), Bradley Meinz (Los Angeles), Shmuel Shapiro (Kißlegg), Harley Swedler (New York/Paris), Tamir Zadok (Tel Aviv), mit Woody Allen, Roseanne Barr und Sidney Lumet soll im Jüdischen Museum Hohenems versucht werden, diesen und anderen Fragen nachzugehen, mit Bildern, Skulpturen und Büchern, mit Filmen, Videos und Vorträgen. Natürlich sind nicht alle Künstler vor Ort – aber ihre Werke sind es schon.
Zum Beispiel die Woody-Allen-Filme. Fünf seiner besten Streifen „voller jüdischer Stereotypen“, wie Hanno Loewy sagt, werden im Mai im Spielboden Dornbirn gezeigt. Und eine Lesung aus Allen-Werken gibt es obendrein: 5. Juni im Jüdischen Museum Hohenems. Oder im April eine Diskussionsrunde unter dem Titel: Was unsere Besucher schon immer von uns wissen wollten. Fragen an Jüdische Museen und Fantasien über Juden. Ein Gespräch mit Cilly Kugelmann (Berlin), Felicitas Heimann-Jelinek (Wien) und Katarina Holländer (Zürich).
Und ebenfalls im April (Do, 26. April 2012, 19.30 Uhr, Jüdisches Museum Hohenems): Von Auschwitzlüge bis Zuwanderungstsunami – Argumente gegen Vorurteile. Ein Abend mit Nina Horaczek und Sebastian Wiese. Die beiden Autoren haben in ihrem jüngst erschienen „Handbuch gegen Vorurteile“ gezeigt, wie man Ressentiments und Halbwahrheiten sachlich begegnen kann. Zum Beispiel zu: Ausländerpolitik, Islam, EU und Nationalsozialismus. Zu diesen Themen hat jeder eine Meinung. Zu diesen Themen haben aber auch Vorurteile Konjunktur: Oft ist man sprachlos ob der geäußerten Meinungen, hat aber objektive Daten und Fakten nicht zur Hand. Dem Leser des vorliegenden Handbuchs gegen Vorurteile wird das nicht mehr passieren.
Am Wochenende 5./6. Mai gibt es eine Literarische Viertelführung mit Museumsdirektor Dr. Hanno Loewy durch das Jüdische Viertel von Hohenems. Lesend und schauend spazieren Sie durch ein einmaliges Ensemble jüdischer Geschichte und Kultur in Europa. Im Gepäck sind jüdische Autoren von Jean Améry bis Stefan Zweig und zudem Briefe und Tagebücher aus der Sammlung des Museums. Sowie einen Rundgang über den Jüdischen Friedhof. Die Dauerausstellung des Jüdischen Museums ist überdies jederzeit zu besichtigen.
„DNA-DAN-NAD-NDA-AND-ADN“ – eine Videopublikation der Züricher Künstlerin Marina Belobrovaja wird vorgestellt am 14.Juni, 19.30 Uhr, im Jüdischen Museum. Auf ihrer Suche nach dem „gewissen jüdischen Etwas“ hat die Künstlerin Statements aus der Schweiz, Deutschland, Israel und der Ukraine zusammengetragen, die während der gesamten Ausstellungsdauer bis in den Oktober hinein im Foyer des Museums gezeigt werden.
„…and Europe will be stunned“. Auf der 54. Biennale in Venedig bildete Yael Bartanas Trilogie den offiziellen Beitrag Polens auf dieser Weltausstellung der Kunst. Mit dem ersten Teil Nightmare ist die Künstlerin am 19. Juni in Hohenems präsent. Im Spielboden Dornbirn werden alle drei Filme der Trilogie gezeigt.
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 25. März 2012, 11 Uhr, im Salomon Sulzer-Saal in Hohenems statt. Die Ausstellung endet am 7. Oktober 2012. Programm, Preise und Öffnungszeiten unter www.jm-hohenems.at. Anmeldungen und Reservierungen unter Tel: 43(0)557673989 oder E-Mail: office@jm-hohenems.at
Autor: PM/hpk