Uni-Projekt: Klima-Schnelltest für Korallen
Ein Projekt von Professor Christian Voolstra an der Uni Konstanz zur mobilen Testung von Korallen wird nun international gefördert. Die Tests sollen die Hitzebeständigkeit von Korallen ermitteln und daraus ableiten, wie es um die einzelnen Bestände in Zeiten des Klimawandels bestellt ist, aber auch wie diese Bestände gezielter vor der Klimaerwärmung geschützt werden können. Denn Korallen sind essentielle Biotope – ihr Aussterben hätte für die Weltmeere dramatische Konsequenzen.
Korallenriffe als Opfer und Bastion des Klimawandels
In den vergangenen 50 Jahren ist rund die Hälfte der weltweiten Korallen gestorben. Eine Erwärmung des Klimas um 1,5 Grad Celsius könnte nach aktuellen Prognosen dazu führen, dass Korallen bis zum Ende dieses Jahrhunderts nahezu ausgestorben sind. Schuld daran sind die Überfischung der Meere weltweit, die Nahrungsketten und Biotope zerstört, aber auch die steigenden Wassertemperaturen, verursacht durch den Klimawandel.
Denn Korallen sind Nesseltiere, die mit winzigen Algen in Symbiose leben und so Kalkskelette und die berühmten farbenfrohen Unterwasserlandschaften ausbilden. Doch Temperaturschwankungen und die Zerstörung von Arten und Lebensräumen durch die Fischereiindustrie lassen die Korallen ausbleichen und in dramatischer Geschwindigkeit aussterben. Aus Wunderwelten werden Skelettwüsten und Friedhöfe; der menschengemachte Klimawandel zerstört die jahrtausendealte Symbiose.
Das Problem daran ist, dass Korallenriffe nicht nur schön aussehen und Tauchtouris als Unterhaltungsobjekte dienen sollen. Sie sind Lebensraum für bedrohte Arten, für wirtschaftlich relevante Fischbestände, schützen Küstenregionen vor Sturmfluten und sind ein Schatz für die Untersuchung biochemischer Prozesse, aus denen in der Vergangenheit zum Beispiel Medikamente entwickelt worden sind. Nebenbei tragen sie dazu bei, chemische Stoffe sowie Flora und Fauna in den Meeren im Lot zu halten.
Korallenriffen als Ökosystemen kommt eine zentrale Bedeutung zu, wenn es darum geht, die Balance im Meer zu halten. Ihre voranschreitende Zerstörung gilt als Kipppunkt im Kampf gegen der Klimawandel. Ihr Verschwinden würde also die Klimaveränderungen ihrerseits weiter verstärken – bis an den Punkt, an dem diese Veränderungen unaufhaltsam geworden sind.
Wie man ein Korallenriff rettet …
Die naheliegende Antwort darauf ist, dass Korallenriffe um jeden Preis geschützt werden müssen. In der Vergangenheit gab es bereits Bestrebungen, Ökosysteme wie das Great Barrier Reef in ihrem Bestand zumindest zu erhalten und zu sichern. Doch hier endet die Reise nicht: Jedes Grad im Meer zählt, aber auch den Zerstörungen durch die Fischerei der großen Industriestaaten muss Einhalt geboten werden. Nachhaltige Industriefischerei kann es nicht geben – auch wenn uns die Tausenden Siegel auf den Thunfischdosen und die ach so vertrauensvollen Fischhändler:innen anderes erzählen wollen. Die Rettung der Meere findet damit auch auf unser aller Teller statt.
Doch die Forschung geht hier noch einen Schritt weiter. Weil Korallenriffe so notwendig für die Meere sind, gibt es Bestrebungen, die Widerstandsfähigkeit verschiedener Arten zu nutzen und genau diese Arten in bedrohten Riffen anzusiedeln.
Tests, wie sie in Konstanz mitentwickelt worden sind, tragen ihren Teil dazu bei, Korallenriffe zu stabilisieren und an die schon eingetretenen Effekte des Klimawandels anzupassen. Denn einige Korallen kommen besser mit den steigenden Temperaturen zurecht. Ihnen kommt also eine Schlüsselrolle beim Erhalt der Riffe in den sich immer stärker aufheizenden Meeren zu.
Christian Voolstra möchte mit den Tests herausfinden, welche Faktoren zu dieser Hitzeresistenz beitragen und wie diese Widerstandsfähigkeit aktiv gefördert werden kann. Das von ihm mitentwickelte mobile Testsystem CBASS soll dabei helfen, weltweit hitzeresistente Korallen zu identifizieren, um diese zu erforschen und zu schützen.
Korallen-Stresstest „aus der Box“
Mit diesem Testsystem können Korallen mit einer Testbox innerhalb eines Tages vor Ort auf ihre Hitzebeständigkeit getestet werden. Diese Boxen können leicht hergestellt und schnell reproduziert werden – das sichert ein breites Anwendungsspektrum. Die Bauanleitung ist gratis hier einzusehen, wenn sich eine:r berufen fühlen mag … Das Projekt wird nun von der Paul G. Allen Family Foundation gefördert, die unter anderem Projekte zum Schutz von Ozeanen und Tierwelt und zur Eindämmung des Klimawandels unterstützt.
MM/jh (Bild: Christian Voolstra)
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