Luftfilter für Pflegeheime – wo bleiben die Schulen?

Besserer Schutz gegen Corona: Die Spitalstiftung Konstanz hat für ihre Pflegeeinrichtungen jüngst 18 Raumluftreiniger angeschafft. Die Geräte filterten nahezu alle Viren und Bakterien aus der Luft, heißt es aus der Stiftungsverwaltung zur Begründung. Das bringt die Stadtverwaltung in einige Erklärungsnot: Sie hatte im November nach einer Anfrage der Linken Liste Konstanz (LLK) abgelehnt, solche Geräte für die Konstanzer Schulen anzuschaffen. Begründung aus dem Rathaus damals: Die Wirksamkeit der mobilen Luftreinigungsgeräte sei bislang „noch nicht eindeutig nachgewiesen“.

In einer Medienmitteilung der Stiftungsverwaltung vom 2. Juni liest sich das ganz anders. Anlass für den Kauf sei die Corona-Pandemie gewesen, „denn die Geräte filtern nahezu alle Viren und Bakterien heraus – also auch das Corona-Virus“. Der Mitteilung zufolge wird die komplette Raumluft am Aufstellungsort sechsfach umgewälzt und gereinigt. Der in den Geräten verbaute Hocheffizienzfilter (für Expert:innen: HEPA H-14) arbeitet mit einem Abscheidungs-Wirksgrad von 99,995 Prozent, verteilt die gereinigte Luft ohne Zugwirkung optimal in den Räumlichkeiten und läuft zudem geräuscharm. Schädlichen Viren und Bakterien wird durch tägliches Erhitzen auf 70 Grad der Garaus gemacht.

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Für Stiftungsdirektor Andreas Voß sind die rund 70.000 Euro teuren Geräte auch eine Zukunftsinvestition: „Uns ist es wichtig, aus der Corona-Pandemie Schlüsse zu ziehen und Maßnahmen zu treffen, die zukünftig die Bewohnerinnen und Bewohner schützen, alle Angehörige, nicht zuletzt unsere Mitarbeitenden.“ Die Profi-Luftreiniger schützten ebenso vor dem tückischen Norovirus, auch wenn eine Infektion nie ganz ausgeschlossen werden könne, ergänzt „Feelgood-Manager“ Marcello Cofone, und auch Asthmatikern und Pollenallergikern würden die Geräte Erleichterung verschaffen.

Auf all diese Eigenschaften hatte auch LLK-Stadträtin Anke Schwede im November 2020 für ihre Fraktion in einer Anfrage an die Stadtverwaltung verwiesen. Gestützt auf verschiedene wissenschaftliche Studien wollten die Ratslinken wissen, ob das Rathaus beabsichtige, solche Luftreiniger in hiesigen Schulzimmern einzusetzen, die Viren bekanntlich beste Verbreitungsmöglichkeiten bieten. Im Rathaus wiegelte man damals ab. Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport teilte schriftlich mit, das Thema sei „natürlich im Schulbereich angekommen und wird auch in der Arbeitsgruppe im Städtetag BaWü regelmäßig aufgerufen“. Die Wirksamkeit der mobilen Luftreinigungsgeräte sei indes „bislang noch nicht eindeutig nachgewiesen“. Deswegen ziele das „Betriebskonzept an unseren Schulen … weiter auf die Vorgaben zum Lüften ab“. Er verwies auf „notwendige Prüfungen“, deren Ergebnisse noch nicht vorlägen. Passiert ist seitdem: Nichts.

Das vorausschauende Handeln der Stiftungsverwaltung führt diese Rathaus-Behauptungen jetzt ad absurdum. Für die Stadträt:innen, aber auch die Öffentlichkeit sollte es Anlass sein, in Sachen Lufthygiene-Maßnahmen an Schulen noch einmal energisch nachzubohren. Denn auch wenn die Infizierten-Kurve derzeit nach unten zeigt, Corona-Entwarnung geben Epidemiologen noch längst nicht. Und einig ist sich die Fachwissenschaft ohnehin, dass Covid-19 gewiss nicht die letzte Seuchengefahr war, mit der wir uns herumschlagen müssen.

MM/jüg (Bild: Ralf Veit, Einrichtungsleiter am Luisenheim, mit einem der Luftreinigungsgeräte; Foto Spitalstiftung Konstanz)

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20.11.20 | Ohne Filter