Isoliert hinter Gittern
Die coronabedingten Einschränkungen des sozialen und gesellschaftlichen Lebens wecken derzeit bei vielen Empfindungen des Isoliert-Seins. Wie aber erleben Menschen hinter Gittern die Pandemie? Was macht diese Zeit mit Eingesperrten, die ihrer Straftaten wegen bereits isoliert leben? Einen Eindruck davon kann eine Kunstinstallation auf dem Konstanzer Münsterplatz vermitteln, die ab diesem Sonntag zu begehen ist.
Der Frage, wie sich Isolation auf das Leben von Menschen auswirkt, ist das „Theater hinter Gittern“ nachgegangen, zusammen mit Inhaftierten der Justizvollzugsanstalten Schwäbisch Gmünd, Adelsheim und Ravensburg. Das von Angehörigen des Jungen Theaters Konstanz gebildete Projektteam verfolgt seit nunmehr fünf Jahren das Anliegen, Kunst und Öffentlichkeit in Räume zu bringen, in denen sie sonst kaum existieren, Freiheitsentzug auf theatrale Freiräume treffen zu lassen.
Kunstinstallation im Container
Herausgekommen beim aktuellen Projekt ist eine Installation, die künstlerische Arbeiten zum Thema „Isolation“ zeigt. Die in halbjähriger Gemeinschaftsarbeit während Schreib- und Gestaltungswerkstätten in drei baden-württembergischen Gefängnissen entstandenen Texte und Bilder von Häftlingen werden in Konstanz jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. Die Werke geben seltene Einblicke in das Leben hinter Gittern und laden Besucher:innen zum Sehen, Hören und Erleben ein. Auf dem Konstanzer Münsterplatz muss dazu ein 13 Quadratmeter kleiner Container betreten werden, der das Innere einer Haftzelle simuliert.
„Wir dürfen nicht aufhören, Kunst zu machen“
Trotz des pandemiebedingten Probenverbotes in den Einrichtungen sei es dem Projektteam ein besonderes Anliegen gewesen, die künstlerische Arbeit im Gefängnis weiterzuführen, erklären die Theaterpädagog:innen in einer Medieninformation zur Container-Installation. Warum, begründen sie so:
„Der Austausch über Kunst und Kultur impliziert die Auseinandersetzung mit sich und der Welt, mit sozialen und gesellschaftlichen Themen, was Insass*innen sowie Externe in ihrem Bewusstsein und Denken nachhaltig beeinflussen kann. Mit der Kunstinstallation möchten die Theaterpädagoginnen ein Zeichen der Solidarität setzen und der marginalisierten Gruppe von Menschen in Gefängnissen, als Teil unserer Gesellschaft, mehr Präsenz geben.“
MM/jüg (Bild: Theater Konstanz)
Zeitraum der Installation: 20. 06. 2021 bis 19. 07. 2021; Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 15.00 bis 19.00 Uhr; Eintritt kostenlos.
Besuchsregelung: Der Besuch ist zu den bestehenden Öffnungszeiten ohne Voranmeldung möglich. Zur Gewährleistung der Hygieneschutzbestimmung darf der Container von max. 1 Person betreten werden.
Weitere Informationen: www.theaterkonstanz.de/theaterhintergittern