Lotte Eckener – Tochter, Fotografin und Verlegerin

Im 2005 erschienenen Flyer „Frauenleben in Konstanz“ wurde Lotte Eckener als eine von zwölf „Pionierinnen des letzten Jahrhunderts“ gefeiert. Das war‘s aber schon. Jetzt erinnern ein Buch und eine Ausstellung im Hesse-Museum Gaienhofen an die Tochter des Luftschiffpioniers Hugo Eckener, die sich als Fotografin und Verlegerin einen Namen machte. Die Initiatoren von Buch und Ausstellung haben den Antrag gestellt, eine Straße nach Lotte Eckener zu benennen.

Das Hesse-Museum in bewährter Kooperation mit der literarischen Gesellschaft „Forum Allmende“ widmet sich in der aktuellen Ausstellung der Fotografin und Verlegerin Lotte Eckener (1906-1995). Eckener wurde als jüngstes von drei Geschwistern in Friedrichshafen geboren. Sie ist die Tochter des berühmten Luftschiffpioniers Hugo Eckener.

Nach der Schulzeit im Paulinenstift, einer Bildungsstätte Höherer Töchter in Friedrichhafen, besuchte Lotte Eckener in Staatlichen Höheren Fachschule für Photographie in München. Es heißt, der Vater habe bei ihr die Freude an der Fotografie geweckt. Nach dem Studium orientierte sie sich nach Berlin und arbeitete im Atelier von Alexander Binder. Binder war als Mode-Fotograf und Portrait-Adresse in der Hauptstadt geschätzt. Während Lotte Eckener in der Werbung modernes Porzellan inszenierte, fotografierte sie Menschen, die zur Kunst, Film- und Literaturszene Berlin gehörten, darunter etwa Josef von Sternberg und Carl Zuckmayer, der sie ermunterte, ihr erstes Buch im Verlag von Bruno Cassirer zu veröffentlichen: „Die Welt der Bäume. 31 Photographien nach den schönsten deutschen Bäumen. Mit Gedichten von Walter Bauer“ (1934).

Zur Ausstellung ist eine lesenswerte Begleitpublikation erschienen: Lotte Eckener. Tochter, Fotografin und Verlegerin, Dorothea Cremer-Schacht/Siegmund Kopitzki (Hg.), UVK Verlag München, 2021, ISBN 978-3-7398-3108-4, 18 Euro; erhältlich im Museum sowie im Handel.

Noch vor der Veröffentlichung des ersten Bildbandes kehrte sie Berlin den Rücken und entdeckte für sich New York.  Hier entstanden fotografische Kompositionen, aus denen eine zeittypische Begeisterung für die „Neue Welt“ spricht, in der ihr Vater, der „Magellan der Lüfte“, seine größten Triumphe feierte – New York bereitete dem Atlantik-Überquerer mit dem Zeppelin LZ 126 bereits 1924 den ersten Konfettiregen. Auch Lotte Eckener war von den Luftschiffen begeistert. Ihre Aufnahmen sind mehr als nur ein Liebesbeweis der Tochter an das Werk ihres Vaters. Sie gelten als Dokumente und ästhetische Leitbilder des technischen Zeitalters.

Nach dem New-York-Abenteuer ging Lotte Eckener 1932 nach Rom, studierte dort die Schönen Künste und untersuchte mit dem Auge der Kamera die antike Architektur. Im Jahr darauf verließ sie die ewige Stadt und begleitete den Vater nach Java und Bali und erkundete mit ihm Kairo und Umgebung.

Dauerhaft zurück am See, rückte die Portraitfotografie in den Hintergrund. Ihr Interesse galt nun vor allem der Landschaft im Dreiländereck Bodensee. Ihr erstmals 1935 veröffentlichter Bildband „Bodensee. Landschaft und Kunst“ wurde ein Publikumsrenner, der insgesamt 14 neu verlegt wurde. Auch sakrale Bildnisse und Skulpturen, insbesondere Madonnen gehörten zu ihren favorisierten Sujets. 1949 gründete sie gemeinsam mit Marlis Schoeller ihren ersten Bildverlag, den sie nach dem frühen Tod der Kollegin mit Martha Koch als „Simon & Koch“ Verlag weiterführte. Fünf eigene Publikationen sowie etwa 30 hervorragend gestaltete Bildbände zu Kunst und Landschaft gingen daraus hervor, darunter „Künstler auf der Höri“, mit Bildern von Max Ackermann, Erich Heckel, Walter Herzger, Helmuth Macke,  Rosemarie Schnorrenberg. „Simon & Koch“ war der erste von Frauen gegründete Buchverlag im Nachkriegsdeutschland, der auf der Buchmesse in Frankfurt vertreten war. Nicht nur die hiesige Bevölkerung wurde für den Verlag zur Zielgruppe, vor allem der wachsende Tourismus, der der Fotografie eine neue Chance bot.

Es ist die erste Ausstellung, die sich nicht nur der Fotografin Lotte Eckener nähert, sondern auch weniger bekannte biografische Details und ihre Verlagstätigkeit präsentiert, die sie   1967 einstellte. Eckener entwickelte am See ein gewaltiges Netzwerk. Der Maler Otto Dix war ein Freund, Hermann Hesse widmete ihr ein Gedicht.

Kuratiert wurde die Ausstellung Lotte Eckener – Tochter, Fotografin und Verlegerin“ wie das dazugehörige gleichnamige Buch von Dorothea Cremer-Schacht und Siegmund Kopitzki.

Hesse Museum Gaienhofen


Finissage am 27.6.2021 mit Begleitveranstaltung um 11 Uhr „Spazierfahrt in der Luft.
Literarische Zeppelinaden“, Lesung mit Franz Hoben und Siegmund Kopitzki.