Im Rathaushof eröffnet eine (irr)witzige Apotheke
Haydn als Opernkomponist? Ja, er hat tatsächlich mehr als ein Dutzend Opern komponiert, doch sind diese weitgehend vergessen. Darunter dürfte „L’Anima del Filosofo“ aus Mozarts Todesjahr 1791 die musikalisch bedeutendste sein, während die heitere „Lo Speziale (Der Apotheker)“, 1768 nach einer Vorlage von Carlo Goldoni komponiert, in den letzten Jahren wiederbelebt wurde. Sie steht in diesem Jahr auf dem Programm der Konstanzer RathausOper.
Die Handlung dieser unterhaltsamen Oper ist schnell erzählt, schließlich ging es darin nicht um die letzten Dinge, sondern um einen vergnüglichen musikalischen Abend für einige erheblich besser gestellte Herrschaften: Im Haus des alten Apothekers Sempronio lebt die junge, anmutige und vor allem reiche Grilletta, sein Mündel. Der gierige Sempronio will sie heiraten, vor allem, um an Ihr Geld zu kommen. Den Dienst in der Apotheke verrichtet derweilen Sempronios Gehilfe Mengone, der dort nur aus Liebe zu Grilletta arbeitet und von seinem Beruf herzlich wenig versteht, während sein Chef lieber Zeitung liest.
Grilletta und Mengone lieben sich insgeheim, der junge Mann ist jedoch zu schüchtern, der Angebeteten einen Antrag zu machen. Und dann ist da noch der verschlagene Stutzer Volpino, der zur reichen Stammkundschaft der Apotheke gehört, und es natürlich ebenfalls auf Grilletta abgesehen hat. Im Ränkespiel der drei so verschiedenen Verehrer geht es schnell drunter und drüber. Genug Stoff für eine unterhaltsame Komödie, in der es viele Verkleidungen und Täuschungen und am Ende (natürlich) ein Happy End gibt.
An der Epochenschwelle
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„Lo Speziale“ beruht auf einem Libretto, das Carlo Goldoni 1755 verfasste. Die Oper wurde 1768 zur Eröffnung des Opernhauses auf Schloss Esterházy in Ungarn uraufgeführt, wo Haydn als erster Kapellmeister das Orchester und die Oper leitete – er arbeitete insgesamt 30 Jahre lang für die Esterhazys. Das Werk steht musikalisch am Übergang zwischen Barock und Frühklassik, was sich etwa am barocken Basso continuo zeigt (das bei Haydn später weitgehend in Wegfall kam) sowie daran, dass die Orchestereinleitung als „Sinfonia“ und nicht wie bald darauf üblich als „Ouvertüre“ bezeichnet wird.
Klassik voraus
Man erinnert sich: Im selben Jahr brach James Cook zu seiner ersten großen Reise mit der „Endeavour“ auf, Goethe feierte gerade seinen 19. Geburtstag, und Carl Philipp Emanuel Bach trat als Telemanns Nachfolger den Job als städtischer Musikdirektor und Kantor in Hamburg an. In diesem Jahr starben neben vielen anderen auch Johann Joachim Winckelmann und sein Mörder Francesco Arcangeli (ersterer an zahlreichen Stichverletzungen, letzterer wurde daraufhin gerädert) sowie Laurence Sterne, sterblicher Autor des unsterblichen „Tristram Shandy“. Bis zu Beethovens Geburt war es damals noch vier Jahre hin, und Haydn (1732-1809) konnte noch weitere 41 Jahre lang leben und sich künstlerisch erheblich weiterentwickeln.
In Konstanz wird die Oper an sechs Abenden von einem 11-köpfigen Orchester plus vier SängerInnen im Rathaushof gespielt. Das ist natürlich eine sehr ansehnliche Spielstätte. Aber ob das Rathaus auch wirklich ein glaubwürdiger Ort ist für den schlussendlichen Sieg der Liebe über Habgier und reiche Taugenichtse, darf getrost bezweifelt werden.
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Was: „Lo Speziale (Der Apotheker)“, Opera buffa von Joseph Haydn, ins Deutsche übersetzt von Peter Brenner. Wer: Musikalische Leitung: Eckart Manke, Inszenierung: Daniel Grünauer, Bühne: Alisa Amrei Fechter, Kostüme: Joachim Steiner, Lichtdesign: Shara Werschke, Korrepetition: Bernhard Renzikowski, Produktionsleitung: Ruth Bader. Mit: Elisabeth Wimmer (Grilletta, hübsches reiches Mündel), Roberto Gionfriddo (Sempronio, Apotheker), Maximilian Vogler (Mengone, Gehilfe Sempronios), Alice Hoffmann (Volpino, Lebemensch und Taugenichts). Wann: Freitag, 13. August 2021, 20.45 Uhr; Sonntag, 15. August 2021, 20.45 Uhr; Montag, 16. August 2021, 20.45 Uhr; Mittwoch, 18. August 2021, 20.45 Uhr; Freitag, 20. August 2021, 20.45 Uhr; Samstag, 21. August 2021, 20.45 Uhr. Wie: Kartenverkauf ab sofort. Auf Grund der COVID-19 Pandemie erfolgt der Ticketverkauf ausschließlich per Mail oder Telefon. Senden Sie eine E-Mail mit Ihrer Wunschvorstellung und der Anzahl der benötigten Eintrittskarten an tickets@rathausoper.de – Sie erhalten eine Bestätigung Ihrer Reservierung. Für telefonische Reservierungen wählen Sie bitte +49 176 51155 964. Zur Verfügung stehen 85 Tickets, die in Tischgruppen zwischen 1 und 5 Personen vergeben werden können. Unterstützungs-Ticket: 40 €, Kategorie 1: 35 €, Kategorie 2: 25 €, Ermäßigt: 19 €. Weitere Informationen unter www.rathausoper.de.
Text: MM/red (Bild: Veranstalter)