„Schäm dich, Europa!“
Etwa 150 FriedensfreundInnen kamen am vergangenen Sonntag im Konstanzer Stadtgarten zusammen, um für Frieden und weltweite Abrüstung zu demonstrieren. Die Kundgebung war der Abschluss der von den Naturfreunden organisierten Wanderung „Frieden in Bewegung“, die quer durch die Republik führte und nun am Bodensee endete. Mehrere RednerInnen forderten eine sofortige Reduzierung der Militärausgaben und auch der bekannte Liedermacher Konstantin Wecker schickte eine Grußbotschaft.
Schäm dich Europa – erst sätest du Kriege
überall in der Welt und dann brachten die Siege
deinen Herrschern und Fürsten Reichtum und Ehre
und es starben Millionen als Schlachtvieh deiner Heere
Du hast so viel Besitztümer an dich gerissen
Macht und Besitz sind dein gieriges Ziel
auch heute noch müssen wir alle uns schämen
denn wir machen doch mit bei diesem schäbigen Spiel
und nun fliehen die Ärmsten vor deinen Gewehren
und du lässt sie ersaufen in verseuchten Meeren
und hortest den Reichtum in Ländereien
statt ihn zu verteilen und die zu befreien
die niemals dem Hagel der Bomben entrinnen
die ihr herstellt und verkauft mit enormen Gewinnen
es ist doch genug da für all diese Armen
schäm dich Europa du hast kein Erbarmen
Schäm dich Europa – so lang ist es nicht her
da fiel dir das Atmen noch unheimlich schwer
von Kriegen zertrümmert, vom Faschismus zerstört
alles gemordet was zum Menschsein gehört
Du hast dich besonnen, viele gute Ideen
erwuchsen dem Grauen, manche blieben bestehen
du hattest die Chance zu einem wirklichen Sieg:
Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.
Was ist nur geworden aus den großen Gedanken
Jetzt sieht man sie allerorts doch wieder schwanken
Rassisten, Faschisten wie konnts soweit kommen
haben in Parlamenten Sitze gewonnen
Schäm dich Europa. Wie konnte das sein?
Hat dich die Hoheit des Markts so verblendet?
Die an Menschlichkeit glauben lässt du allein
Du hast die schönsten Ideen geschändet.
Konstantin Wecker
Siehe auch Ravensburger Appell.
Text & Bilder: Holger Reile, die eindrucksvolle Rede des bekannten Rüstungskritikers Jürgen Grässlin reichen wir nach.