Gewerkschafter im öffentlichen Dienst stellen sich quer
Die Gewerkschaft ver.di lässt am kommenden Montag in Konstanz die Muskeln spielen: Kitas, Nahverkehr und Rathäuser könnten rechtzeitig vor der nächsten Verhandlungsrunde am 27./28. März bestreikt werden. Aus Singen und Konstanz werden MitarbeiterInnen des öffentlichen Dienstes zur zentralen Streikkundgebung in die Landeshauptstadt fahren. Aber erst am Wochenende entscheidet sich, welche Dienste und Betriebe in welchem Umfang vom Ausstand betroffen sein werden.
„Am Montag, 26.3., finden noch Abiturprüfungen statt, auch an der HWTG wird geprüft: Wir werden nicht verhindern, dass Schüler und Studenten rechtzeitig zu ihren Terminen kommen“, betont Berthold Maier, Geschäftsführer im ver.di-Bezirk Schwarzwald-Bodensee. Die Andeutungen des örtlichen ver.di-Chefs lassen jedoch vermuten, dass außer den Technischen und den Entsorgungsbetrieben bei diesem Warnstreik auch Busse und Fähren, Rathäuser und Kindertagesstätten betroffen sein könnten. Ansonsten jedoch wollen die Gewerkschafter versuchen, die Streik-Auswirkungen für die Bevölkerung „so gering wie möglich“ zu halten, bestätigt Maier.
Derzeit diskutieren die Gewerkschafter in den Betrieben, wer von ihnen wie lange am kommenden Montag warnstreikt – mit einer Entscheidung ist vor dem Wochenende kaum zu rechnen (seemoz wird rechtzeitig berichten). Sicher ist bislang, dass am kommenden Montag um 8 Uhr in Konstanz und Singen mehrere Busse nach Stuttgart starten werden, um die Streikenden zur zentralen Streikkundgebung mit Gewerkschaftschef Frank Bsirske zu bringen. Sicher ist überdies, dass sich die Gewerkschafter auch in Konstanz und Singen auf einen längeren Streik vorbereiten. Und sich gerüstet fühlen.
„Gerecht geht anders“ oder „Wir sind es wert“ wird dann wieder auf den ver.di-Transparenten stehen. Wie am gestrigen Dienstag in Heilbronn, wo 1500 Busfahrer, Erzieherinnen, Krankenpfleger und Rathausmitarbeiter im Streik waren. Am morgigen Donnerstag liegt der Streikschwerpunkt in Freiburg; auch in anderen badischen Kommunen, darunter Karlsruhe, ruft ver.di zu Arbeitsniederlegungen auf. Am kommenden Montag dann in Singen, Konstanz und Stuttgart.
Die Gewerkschaft will die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen, die am 28. und 29. März in Potsdam fortgesetzt werden, zu einem neuen Angebot bewegen. Sie fordert 6,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber – Bund und Kommunen – haben ein Stufenmodell angeboten, das nach ihrer Rechnung im zweiten Jahr auf ein Lohnplus von 3,3 Prozent hinauslaufen würde. Das jedoch hält ver.di für „völlig unzureichend“. Denn, so Landesbezirksleiterin Leni Breymaier auf einer Kundgebung in Heilbronn: „Die Wirtschaft boomt. Wenn jetzt kein Geld für den öffentlichen Dienst da ist, hat das etwas mit der gewollten chronischen Unterfinanzierung des Staates zu tun. Wir stehen hier, weil wir das nicht hinnehmen.“
Autor: hpk
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