Drei Sterne für die Konstanzer Grillmeister
Sie wissen noch nicht, wo Sie am Wochenende Ihre Würstchen grillen können? Ein besonders heimeliger Grillplatz, gedacht auch für Jugendliche, befindet sich auf dem Great-Lakes-Gelände. Gehen Sie doch mal hin, solange das Plätzchen noch ein Geheimtipp ist. seemoz hat vorab eine Ortsbesichtigung vorgenommen und diverse Eindrücke gesammelt.
Man muss schon länger suchen, bis man diesen Grillplatz der edleren Sorte überhaupt entdeckt. Hinweisschild? Fehlanzeige. Ein Loch im Zaun gewährt Einlass. Zumindest denen, die noch halbwegs beweglich sind. Ein Rollstuhlfahrer kommt da nicht durch, ein Kinderwagen auch nur mit viel Geschick. Na ja, dieses beschauliche Fleckchen Erde ist ja überwiegend für Jungvolk gedacht, das sich bevorzugt da aufhält, wo tote Hose herrscht. Hauptsache, weit weg vom Rest der Welt. Ein in der Tat idealer, ja exklusiver Treffpunkt.
Der Ort des Grauens am 19.Juli 2010, 9.30 Uhr: Ein fast gänzlich eingezäunter Schotterplatz. Brackige Pfützen, zerdepperte Glasflaschen rundum. Abfalleimer, eventuell getrennt für Glas und Plastik, gibt es nicht. Warum auch? Das juvenile Pack schmeißt doch seinen Müll sowieso in die Botanik.
Irgendwo eine Toilette? Dumme Frage, nächste Frage. Entweder grillen oder pinkeln – beides geht nicht. Auch noch Ansprüche stellen, oder wie? Wunderbare Lage, direkt am Seerhein. Ein kühles Bad kurz vor der ersten Bratwurst? Geht auch nicht, da ist ein Zaun vor. Immerhin Sicht aufs Wasser. Das sollte reichen. Wie bitte? Ihr wolltet nur Eure mitgebrachten Getränke im Rhein kühlen? Pech gehabt, Pickelbacken! Stellt Euch nicht so an: Warmes Bier hilft bei Erkältungen.
Bei momentan 35 Grad tagsüber kann man sich hier richtig wohlfühlen. Kein Baum weit und breit, Schatten war nicht in der Planung. Wegen der Zusatzkosten. Hier brutzelt kein Schweinebauch, zumindest kein tierischer. Ein streunender Hund kommt vorbei und kackt auf einen groben Steinbrocken, der Grillplatzbesuchern als Sitzgelegenheit dienen soll. Auch schon egal. Der Wind treibt Plastiktüten über die Brache. Ein Grillplatz zum Abhängen, Chillen und Träumen? Wohl eher ein Jugendentsorgungsprogramm aus der Zynikerkiste.
Auch das noch: Diese undankbaren Jugendlichen wollen da anscheinend nicht hin, war kürzlich dem Ortsblatt zu vernehmen. Das versteh´ jetzt einer! 8000 Euro wurden investiert in dieses Zukunftsprojekt am Müllarsch der Stadt und rund 50 Jugendliche (!) sollen bei der Planung ein Wort mitgeredet haben. Entweder erlitten die während der Platzbesichtigung einen spontanen Hitzeschock oder sie standen massiv unter Drogen.
Mittlerweile hat sich sogar bei den Grillmeistern der Konstanzer Stadtverwaltung die Erkenntnis durchgesetzt, dass die für diese Location vorgesehenen Jugendlichen doch lieber weiter vorne im Herose-Park sind, wo sich auch andere aus ihrer Altersgruppe aufhalten. Unglaublich, damit konnte man nicht rechnen. Außerdem gibt es dort ungehinderten See-Zugang, eine Toilette und Mülleimer. Und ja, hier hätte ein schöner Grillplatz für alle entstehen können, direkt am Wasser, unter schattenspendenden Bäumen. Aber das wollte man nicht, denn die Anwohner am Seerhein fürchteten um ihre Nachtruhe.
Doch um genau diese ist es offensichtlich gar nicht so schlecht bestellt. Letztes Jahr noch war die Rede von vagabundierenden, nächtlichen Gewalttätern und ein privater Securitydienst wurde in Trab gesetzt. Kaum Negativmeldungen aber dieses Jahr. Erstaunliches war von den sogenannten Nachtwanderern zu hören, die seit geraumer Zeit im Herose-Park bis in die frühen Morgenstunden Sozialpatrouille schieben. Man habe seit Wochen keinen größeren Ärger verzeichnet, insgesamt sei es dort friedlich. Angeblich, so eine durchaus interessante Zusatzinformation, sollen Anwohner des öfteren völlig grundlos die Polizei benachrichtigt haben, um die Diskussion über außer Rand und Band geratene Jugendliche am Kochen zu halten.
Unser „Grillplatz“ auf dem Great-Lakes-Gelände ist eh nur als Übergangslösung gedacht, denn dort wird in Bälde gebaut. Was spricht dagegen, für nächstes Jahr einen Grillplatz, der diese Bezeichnung auch verdient, für Jung und Alt im vorderen Bereich des Herose-Parks zu planen? Es wäre einen Versuch wert.
Autor: H.Reile
Bilder: HP Koch
Der Rückgang der Negativmeldungen ist sicherlich auch ein Ergebnis des Securitydienstes, der von den Anwohnern des Seerheins finanziert wird. Die Stadt ist ja offensichtlich nicht gewillt oder nicht in der Lage nachts am Seerhein für Ruhe zu sorgen.
Es fällt mir schwer zu glauben, das Anwohner grundlos bei der Polizei anrufen. Solche Aussagen sollten Sie zukünftig vielleicht vor dessen Veröffentlichung eingehender überprüfen. Ich bin gerne bereit Ihnen meinen Balkon einmal für eine Nacht zur Verfügung zu stellen, damit Sie sich selbst ein Bild der Situation zwischen 24:00 und 6:00 machen können.