Dialog mit Fred
Eigentlich waren die Veranstaltungen zum 150-Jahr-Jubiläum schon fürs vergangene Jahr geplant – dann kam Corona. Doch das wird nun nachgeholt, schließlich ist der 1870 gegründete Ortsverein Medien + Kunst Konstanz die älteste, noch bestehende Gewerkschaftsorganisation in der Region. Und so gibt es jetzt gleichzeitig eine Buchvernissage und eine Filmpremiere im Konstanzer Zebra-Kino. Einige wenige Plätze sind noch frei.
Ein verstaubter Dachboden irgendwo in Konstanz. Links steht ein voll beladener Karren, dahinter ein Schrank mit den Bänden der Marx-Engels-Werke und Bildern von Konstanzer GewerkschafterInnen. Daneben hängt eine alte Reliefkarte der Region. Über einer Stange geworfen ist das rote Banner des Konstanzer Ortsvereins der IG Druck und Papier. Nebenan rattert einer jener Fernschreiber, über die am Abend des 8. November 1939 die Nachricht von der Verhaftung des Hitler-Attentäters Georg Elser in Konstanz nach Berlin getickert wurde.
Und zwischendrin sitzt die Volkstheaterfigur Hanswurst in einem Ohrensessel, daneben Kumpel Fred, die Ratte. Beide unterhalten (und streiten) sich über die Stationen der lokalen Gewerkschafts- und ArbeiterInnengeschichte von der Badischen Revolution 1848 bis heute. Wie war das damals, als sich die kleinen Leute zu wehren begannen, um mehr zu bekommen, als bloß die Krümel vom Tisch der Reichen? Weshalb galt Konstanz mal als Hort der Freiheit? Wann und wo rauften sich Lohnabhängige in den folgenden Jahrzehnten zusammen, um politische Rechte, soziale Gleichheit und Geschwisterlichkeit durchzusetzen? Und was können wir daraus lernen?
Unterbrochen wird der Dialog von sechs Interviews mit GesprächspartnerInnen, die von prekären Verhältnissen heute erzählen, von Arbeitskämpfen und von ihren Versuchen, Tag für Tag Solidarität zu leben.
[the_ad id=“78703″]
Grundlage des Films von Albert Kümmel-Schnur und André Beckersjürgen ist das kürzlich erschienene Buch „Druck.Machen – eine etwas andere Stadtgeschichte von Konstanz“, das an diesem Abend ebenfalls der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Dabei wird Karin Kaiser von der HTWG das Gestaltungskonzept erläutern und erzählen, wie die StudentInnen ihres Kommunikationsdesign-Kurses die Inhalte des Buches bereicherten.
Buch und Film sind Teil eines Jubiläumsprojekts des ver.di-Ortsvereins Medien + Kunst Konstanz, das im Frühjahr 2022 mit einer Ausstellung, mit Konzerten, Debatten und Vorträgen, Stadtführungen sowie einer Filmreihe fortgesetzt wird. Mehr dazu steht auf der Website des Ortsvereins. Veranstaltet wird die Doppelvernissage am Dienstag, den 19. Oktober, 18.30 Uhr im Zebra-Kino (Joseph-Belli-Weg 5, Konstanz) von der Initiative Demokratiegeschichte Konstanz, vom ver.di-Ortsverein Medien + Kunst Konstanz und vom Bildungsverein seemoz e.V.
Aufgrund der aktuellen Corona-Beschränkungen ist die Platzzahl begrenzt; zudem gilt die 3-G-Regel.
Eine Voranmeldung per Mail an mail[at]druck-machen.net ist erforderlich.
Text und Foto: pw