Demonstration anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen

Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Aus diesem Anlass  ruft das Kollektiv „Gegen Gewalt an FINTA*s“ in Konstanz am 25. November 2021 zu einem Demonstrationszug vom Webersteig zur Marktstätte mit anschließender Kundgebung auf.

Wir veröffentlichen den Aufruf des Kollektivs nachfolgend im Wortlaut.

Demo anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an FINTA*s
Konstanz, 25.11.2021

Anmerkung: Wir verwenden anstelle des Begriffs „Frauen“ den Begriff „FINTA*“ (F= Frauen, I= inter, N= non-binär, T= transgender, A= agender). Damit wollen wir unseren Protest inklusiver gestalten und aus dem stereotypen, binären Geschlechtersystem ausbrechen. 

Schluss mit Gewalt an FINTA*s – und zwar jetzt.

Noch immer gehört für FINTA*s im Alltag die Angst vor verschiedenster Gewalt dazu. Noch immer müssen wir unseren Alltag nach dieser richten – wir planen z.B., wie wir möglichst nicht alleine nach Hause kommen oder haben Angst, zuhause von der Gewalt erwartet zu werden. Wir sagen: Schluss damit, und zwar jetzt! Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an FINTA*s veranstalten wir darum am Donnerstag, den 25.11.2021, eine Laufdemonstration mit anschließender Kundgebung in Konstanz, auf der unterschiedlichste Themen aufgegriffen werden. Start ist um 17.45 Uhr am Ende der Fahrradbrücke (Webersteig), Ende an der Marktstätte.

Schon lange ist klar, dass Gewalt gegen FINTA*s Alltag ist. Jeden Tag gibt es Versuche, eine FINTA* aus einer Beziehung zu ermorden – jeder dritte Versuch endet tödlich. Alle 72 Stunden ein Femizid. Jede 3. FINTA* erlebt im Laufe ihres Lebens körperliche und/oder sexuelle Gewalt. 50.000 FINTA*s kamen laut einer Studie der UN im Jahr 2017 weltweit wegen ihres Geschlechts um. Allein in diesem Jahr wurden 103 FINTA*s Opfer eines Femizids.

Und jedes Jahr wieder zeigen sich alle empört über diese hohen Zahlen. Und dennoch passiert nichts. Im Gegenteil: Die Politik und Justiz und mit ihnen die Gesellschaft verharmlosen Gewalt an FINTA*s häufig extrem, was das gesellschaftliche Problembewusstsein massiv verringert.

Zahlreiche Fälle werden als „Familiendrama“ oder „Beziehungsdrama“ abgestempelt. Intime, emotionale oder physische Beziehungen zwischen Opfer und Täter*in werden viel zu oft strafmildernd berücksichtigt; Ursachen und Auswirkungen des Femizids ignoriert. Der Zugang zu Hilfsangeboten für schutzbedürftige FINTA*s ist noch immer limitiert, Plätze sind häufig zu wenig.

Es ist unser aller Aufgabe, das grausame Schweigen endlich zu brechen. Wir müssen jetzt handeln, auf die hohe Zahl aufmerksam machen und Femizide endlich klar als das benennen, was sie sind: geschlechtsspezifischer Mord. Denn wenn wir gesamtgesellschaftlich einen klaren Umgang mit Femiziden zeigen, dann können wir auch strukturelle Diskriminierung enttarnen. Der lapidare Umgang von Politik und Justiz mit geschlechtsspezifischer Gewalt darf nicht weiter unter dem Deckmantel der Unfehlbarkeit und des guten Willens voranschreiten.

Es gilt, das ursächliche Problem bei der Wurzel zu greifen: Wir müssen augenblicklich patriarchale Strukturen eindämmen, bekämpfen und zerschlagen. Nur dadurch werden Täter*innen nicht mehr derzeitig vorherrschende misogyne, patriarchale Denkmuster übernehmen und reproduzieren.

Lasst uns gemeinsam Betroffene unterstützen, indem wir ihnen nicht nur strukturell, sondern auch gesamtgesellschaftlich mit Respekt begegnen, ihre Gewalterfahrungen nicht mehr länger verharmlosen und Täter*innen keinen Raum mehr bieten, mit ihren Taten ohne großartige Folgen davonzukommen.

Lasst uns das Problem beim Namen nennen, denn ein Femizid ist und bleibt ein Femizid.

Setzt gemeinsam mit uns ein lautes, starkes Zeichen und schließt euch unserem Protest am 25.11.2021 an. Denn: FINTA*s, die kämpfen, sind FINTA*s, die leben!

MM