Seeliger macht das Rennen
Überraschend deutlich haben die FGL-Mitglieder Sabine Seeliger zu ihrer OB-Kandidatin gekürt: Zweidrittel der Stimmberechtigten votierten für die 43jährige promovierte Biologin, nur ein Drittel der Stimmen entfiel auf ihre Konkurrentin Christiane Kreitmeier. In der zweistündigen Kandidaten-Vorstellung gestern Abend, in Präsentation wie Befragung, erwies sich Seeliger als die Standfestere.
Mit 28 von 42 Stimmen hat die Freie Grüne Liste (FGL) Sabine Seeliger als Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl am 1. Juli nominiert. Ihre Mitbewerberin Christiane Kreitmeier kam auf 14 Stimmen. Ein in dieser Höhe überraschendes Ergebnis. Zwar galt Seeliger als Favoritin, doch das 2/3-1/3-Ergebnis überraschte selbst ausgebuffte Kommunalpolitiker, von denen viele – trotz des populären Fußball-Termins – zur gestrigen Kandidaten-Kür erschienen waren.
Ausschlaggebend dürfte Seeligers persönliche Präsentation gewesen sein – kompetent und ehrlich, ungekünstelt und dennoch routiniert. Auch ihre Erfahrung als Wahlkämpferin – sie holte als Bundestagskandidatin schon vor Jahren mehr Erst- als Zweitstimmen – und damit ihre Chancen, auch bürgerliche Wähler anzusprechen, wird viele Grüne überzeugt haben. Christiane Kreitmeier hingegen musste sich mehrmals ihr Abstimmungsverhalten als Gemeinderätin vorhalten lassen und konnte damit nicht punkten. (Einen ausführlichen Bericht gibt es morgen auf seemoz).
Weiterer Link;
Grüne Gewitterwolken
Na ja, das waren interessante Minuten im Seerhein-Restaurant. Die Linke (Reile und Koch waren ja da) hat ja schon ein wenig ausgelotet, ob – z.B. nach dem 1. Wahlgang – eine grüne Kandidatin von links evtl. zu unterstützen wäre. Aber da kam wenig von beiden Frauen, die hauptsächlich dann auf die Kindertauglichkeit der Stadtverwaltung abhoben. Dem linken Flügel der FGL gehören wohl beide nicht an – oder?
Dann das erneute Waterloo eines angeblich grünen Oberbürgermeisters. Nachdem die Findungskommission unter Marco Walter – einem erklärten OB Frank Gegner – 35 Kandidaten analysiert hatte und 2 Konstanzerinnen übrig blieben, monierte OB Frank Intransparenz und undemokratisches Verfahren. Offensichtlich hatte der OB Kandidaten zur Bewerbung ermutigt, allerdings fielen sie durch. Das gefiel ihm gar nicht, aber Walter bügelte ihn mit dem Hinweis auf „nichtöffentliche Gemeinderatssitzungen gibts ja auch“ und „zugesicherte Vertraulichkeit für die Bewerber“ ab.
Generell scheint die FGL fest in der Hand von starken Frauen zu sein. Das Podium jedenfalls wies nur Frauen auf und es standen ja auch nur zwei Kandidatinnen zur Auswahl. Aktuell starker Mann scheint nur Marco Walter zu sein, der auch in der Kernwahlkampfkommission von Seeliger auftaucht. Dagegen boten die anwesenden FGL-Stadträte ein ernüchterndes Bild: In Ehren ergraut wie der OB, könnte man sagen. Da ist wenig Power vorhanden, abgeschliffen von der Ratsroutine.
Mit Sabine Seeliger hat die FGL wieder eine OB-Kandidatin von vor Ort aus dem Hut gezaubert. Attraktiv im Aussehen, geschult im Auftreten und im Umgang mit den Medien, nach einer Auszeit könnte so der ehemalige Jungstar der Grünen (Bundestagskandidatur) ein ganz erfolgreiches Comeback feiern. Dabei ist ihre kommunalpolitische Substanz eher oberflächlich, eine Fachfrau aus der Verwaltungsebene ist sie wahrhaftig nicht. Aber darauf kommt es heutzutage ja nicht mehr an, da ist eher Internetpräsenz und smartes Lächeln in die Kameras gefragt. Keine Frage: Seeliger wird vorne mitmischen.