Des Malers großes Schweigen
Der Maler Curth Georg Becker wurde 1904 in der Scheffelstraße in Singen geboren und starb 1972 ebenfalls in Singen. Er gehörte zum Kreis von Malern wie Macketanz, Heckel und Dix. Zwei seiner Bilder wurden 1937 im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und zerstört. 1940 wurde Becker zum Kriegsdienst eingezogen, aus dem er 1946 zurückkehrte. Seine Biographie wirft Fragen auf, die der Autor Gerd Zahner in seinem neuen Theaterstück „Verlorene Bilder“ verarbeitete. Erste Aufführung am 26.4. in der Singener GEMS.
Becker hatte ein Atelier in Berlin. Bei einem Luftangriff auf den Anhalter Bahnhof im Februar 1945 wurden 170 seiner Bilder zerstört. Seine Frau wollte sie in Sicherheit vor der heranrückenden Roten Armee bringen.
Der Autor Gerd Zahner schreibt zu seinem Stück „Verlorene Bilder“:
Wir haben kein Bewusstsein für Babyn Jar und Rowno. Sie sind von uns nicht erfasst und aufgenommen. Die Kunst hat es nicht bearbeitet, die Aufarbeitung ist nie vollzogen. Künstler wie Becker schwiegen. Sie haben es gesehen und schwiegen. Sie entwarfen für sich eine andere Geschichte. Ein Stück deutscher Verdrängung spiegelt sich in Curth Georg Becker, der der Ateliernachbar von Paul Klee war, zu den großen Höri-Malern zählt und der als Professor nach dem Krieg StudentInnen unterrichtete. Über 30 000 Menschen wurden von der SS vor einem Leichengraben erschossen. Kinder, Frauen, Männer. Rowno ist das zweite Babyn Jar. Und einer der großen Künstler schweigt. Er trauert um seine verlorenen Bilder und begreift nicht, dass die Bilder von Rowno, die nie geschaffenen Bilder des Schreckens, die schmerzhaft verlorenen Bilder sind.
Der Autor Gerd Zahner hat schon zahlreiche Theaterstücke verfasst, von denen viele in Kooperation mit dem Kulturzentrum GEMS zur Aufführung gelangten. Unter anderem „In den Wiesen der Aach“, „Die Reis“ und als bisher letztes „Max Maddalena36“.
Die Regie führt Mark Zurmühle, der mit dem Ensemble des Stadttheaters Konstanz und in Kooperation mit der GEMS bereits das Stück „Die Reis“ von Gerd Zahner in der Singener Scheffelhalle inszenierte.
Autor: Gerd Zahner
Regie: Mark Zurmühle
Schauspieler: Georg Melich, Andreas Klumpf
Filmaufnahmen in Berlin: Aaron Bircher
Eine Produktion des Kulturzentrums GEMS, Singen
Weitere Aufführungen: 27.4., 28.4., 29.4. und 30.4.2022. Beginn jeweils um 20 Uhr.
Normalpreis: 15.- € / ermäßigt & Förderverein: 10.- €
Preise außerhalb der GEMS zzgl. Gebühren!
Onlinetickets auf reservix.
Text: Medienmitteilung
Bild: Privat. Es zeigt eine Szene bei der Theaterprobe in der GEMS.