Opfer-Gedenken und NPD-Verbot
Alljährlich treffen sich Antifaschisten auf dem KZ-Friedhof Birnau nahe Überlingen. Dieses Jahr am Samstag, 12. Mai, 17 Uhr. Es geht auf der Gedenkstätte nicht nur um die Erinnerung an die 97 dort begrabenen KZ-Opfer, sondern regelmäßig auch um aktuelle, antifaschistische Forderungen: Seit Jahren nun schon um das Verbot der NPD und um „die Abschaffung des V-Leute-Unwesens“. Der Staat muss endlich zur wehrhaften Verteidigung der Demokratie kommen, so die Organisatoren.
Immer um den 8. Mai herum, dem Tag der Befreiung vom Faschismus und dem Ende des 2. Weltkrieges, rufen VVN-BdA, Gewerkschaften und andere Antifaschisten zu diesem Gedenktag auf. Häufig kommen Gäste aus dem Ausland – 2012 wie schon im Vorjahr z.B. der Turiner Liedermacher Carlo Pestelli -, immer halten Anifaschisten die Gedenkrede. Dieses Mal Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).
Sie treffen sich an einem geschichtsträchtigen Ort. Hier sind 97 KZ-Häftlinge begraben, die 1944 bei Schachtarbeiten in Überlingen umgebracht worden waren. 800 Häftlinge aus dem KZ-Dachau waren gezwungen worden, Stollen bei Goldbach zu graben, in denen die ausgebombten Rüstungsbetriebe aus Friedrichshafen untergebracht werden sollten (auf dem Stollenaushub befindet sich heute der Campingplatz Überlingen). Immer noch steht die genaue Zahl der Toten nicht fest, aber 97 von ihnen wurden im Degenhardter Wäldchen in einem Massengrab verscharrt. Der französischen Militärbehörde war es 1946 zu danken, dass die Leichen auf die damals neu errichtete KZ-Gedenkstätte Birnau umgebettet wurden.
Deshalb auch finden sich regelmäßig vor der Gedenkveranstaltung Gäste und Interessierte zu einer Stollenführung im Goldbacher Stollen mit dem Überlinger Historiker Oswald Burger ein: 12.Mai, 14 Uhr, am Stolleneingang Obere Bahnhofsstraße in Überlingen.
Und sicherlich werden auch in diesem Jahr nicht nur die Hauptrednerin Cornelia Kerth, sondern auch die Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden auf die akute Gefahr rechter Gewalt hinweisen. Es geht um ein Verbot der Neonazi-Partei NPD, es geht darum, vor dem Bundesverfassungsgericht ein neues Verbotsverfahren einzuleiten – dazu hatten 2007 bereits 175.445 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift den Bundestag aufgefordert. Und es geht um die Abschaffung des V-Leute-Unwesens. Denn klar ist längst: Diese V-Leute sind keine Spitzel des Verfassungsschutzes, sondern bezahlte Nazis. Auch auf diese Weise kann die NPD sich zu 37 Prozent aus Steuergeldern finanzieren.
Autor: PM