Heimatpflege auf dem Münsterplatz

Heimat ist Geschmackssache, schrieb mir ein Freund kürzlich ins Gästebuch. Und dass „Heimat“ zum Motto des Konstanzer Kulturfestes gewählt wurde, das nächsten Samstag auf dem Münsterplatz steigt, ist wohl in erster Linie dem Heimatblatt zu schulden, das als Hauptsponsor auftritt und diesen ominösen Begriff seit Monaten über seine Zeitungsseiten treibt. Dabei präsentieren sich auf dem Kulturfest Menschen aus aller Herren Länder. Wo ist deren Heimat? Denn: Das Wort „Heimat“ kennt keinen Plural.

Der Fotograf aus Serbien, der in wunderschönen Bildern sein Konstanz zeigt, in dem er schon seit 20 Jahren lebt, die Gruppe Capoeira de Angola, die auf der Freilichtbühne auftritt, der junge Pianist kroatischer Eltern, der gebürtiger Konstanzer ist – wo ist deren Heimat? Und ist das überhaupt wichtig? Vielleicht ist nur wichtig zu wissen, wo man zuhause ist.

Freuen wir uns also auf ein buntes Fest der Weltkulturen, die alle in Konstanz beheimatet sind. Von 10.30 bis 21 Uhr gibt es am Samstag, 12.5., auf und rund um den Münsterplatz jede Menge Musik, Kunstausstellungen, Tanzvorführungen, Lesungen und Diskussionen, Führungen durch Ausstellungen und durch die Stadt. Das Angebot reicht von den unvermeidlichen Fahnenschwingern aus der Niederburg bis zum World Friends Quartett, einem Projekt der Musikwerkstatt Musambara, von Gospelsingers bis zum indischen Bollywood. Und die Band „Schwestergaby“, die um 20 Uhr auf der Münsterbühne das Finale einläutet, ist auch nicht gerade für treudeutsche Melodien bekannt.

Auch was die Veranstalter betrifft, ist alles aufgeboten, was in Konstanz in Kultur macht: Stadttheater und Volkshochschule, Schulen und Musikvereine, Initiativen und politische Gruppen. Und auch deshalb können wir das mit der Heimat getrost vergessen.

Autor: hpk