„Wir sind hier ausgebildet – wir wollen hier die Festanstellung“
Es geht den Metallern nicht nur um mehr Geld. Fast noch wichtiger sind den Gewerkschaftern, die gestern beiderseits des Bodensees im Warnstreik waren und heute weiter streiken werden, die Berufsaussichten ihrer jungen Kolleginnen und Kollegen, die nach der Ausbildung eine Festanstellung im Betrieb bekommen sollen. Und es geht um Mitbestimmung bei der Leiharbeit. Dafür ließen auch 270 Siemens-Beschäftigte in Konstanz die Arbeit ruhen.
In der Tarifauseinandersetzung in der Metallindustrie will die IG Metall auch in der Region weiter Druck auf die Arbeitgeber ausüben. Deswegen wurden gestern die Firmen Claas Guss in Bad Saulgau und Siemens in Konstanz (s. Foto) bestreikt. Bis zur nächsten Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern am kommenden Dienstag werden weitere Warnstreiks folgen, kündigte Enzo Savarini von der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben an. Claas-Beschäftigte wollen sich auch am kommenden Dienstag an der zentralen IG-Metall-Kundgebung in Friedrichshafen beteiligten.
Raoul Ulbrich, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Singen, wurde da schon konkreter. Er kündigte für den heutigen Freitag neue Warnstreiks bei Allweiler in Radolfzell und in den drei Werken von Alu Singen an.
Bei Siemens in Konstanz legten am Donnerstag 270 Beschäftigte zeitweilig die Arbeit nieder und zogen vor das Haupttor in der Bücklestraße. Claus Schreijäck, Betriebsratsvorsitzender am Standort Konstanz, sprach sogar von nahezu 500 000 Metallern, die sich in den letzten Tagen und Wochen bundesweit an den Warnstreiks beteiligt hätten. Schreijäck bekräftigte nicht nur noch einmal die Gewerkschaft-Forderungen dieser Tarifrunde:
- – Mitbestimmung bei der Leiharbeit
- – die unbefristete Übernahme der Auszubildenden
- – eine Entgelterhöhung von 6,5 Prozent.
Sondern er verwies wie andere Gewerkschafter auch auf die verheerenden Folgen der Leiharbeit (prekäre Arbeitsverhältnisse, Lohndumping) und der Jugendarbeitslosigkeit (Null-Perspektive im Arbeits- und Familienleben). Betriebsrat Volker Schmitz zum Beispiel berichtete von jung verheirateten Kollegen, denen die Bank einen Kredit verweigerte, weil sie keinen Arbeitsvertrag mit Festanstellung vorweisen konnten. Und die Auszubildenden, allesamt IG Metall-Mitglieder, griffen auch selbst zum Mikrophon und unterstrichen ihre Forderungen so humorvoll wie eindringlich: „Wenn wir nicht für diesen Betriebs ausgebildet sind – wer sonst?“
Autor: hpk
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