Ein Netzwerker soll es für die SPD im OB-Wahlkampf richten
Noch ein Kandidat, der neunte bisher: Für die SPD geht Sven Zylla ins Rennen um den Oberbürgermeister-Posten in Konstanz – der bislang einzig ernst zu nehmende Konkurrent für Sabine Seeliger (Grüne). Der hünenhafte Schnellredner wirft als Pluspunkte in die Waagschale: Er stammt aus der Region, kennt Konstanz nicht nur aus seiner Studienzeit, hat Verwaltungserfahrung zuhauf und Gemeinderat in Gailingen war er auch schon. Nur mit Detail-Kenntnissen zur Konstanzer Lokalpolitik hapert es noch. Dennoch: Da zieht ein Schwergewicht in den Wahlkampf, wodurch der erstmals richtig spannend wird
Neben solchen gleichsam offiziellen Empfehlungen sprechen auch informelle Kontakte für den Kandidaten. So geriet die gestrige Pressekonferenz, auf der sich Zylla im „Wessenberg“ vorstellte, fast zu einer Wiedersehensfeier unter einstigen Kollegen: Denn Zylla war sieben Jahre lang während seiner Konstanzer Studienzeit freier, journalistischer Mitarbeiter beim Südkurier in Singen und kennt aus seiner Arbeit im SPD-Kreisvorstand Konstanz (von 1992-96) viele Sozialdemokraten vom Bodensee – mit einer Konstanzer Bloggerin, selbst SPD-Mitglied, ist er selbstredend „per Du“. Somit scheint ihm die freundschaftliche Unterstützung zumindest eines Teils der Konstanzer Medien gewiss.
Mit lokalpolitischen Interna kennt sich Zylla nicht aus
Der gebürtige Hamburger wuchs in Gailingen am Hochrhein auf, hat dort und in Singen die Schule besucht, in Konstanz erfolgreich Verwaltungswissenschaft studiert und ist seitdem fast ausschließlich in Staatsdiensten beschäftigt – zunächst in der Staatskanzlei Kiel unter Ministerpräsidentin Heide Simonis, gegenwärtig im Rang eines Regierungsdirektors im Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern.
Nur mit lokalpolitischen Interna, das gibt Zylla offen zu, kennt er sich bislang nicht allzu gut aus. Zwar benennt er „soziales Miteinander, Wohnen und Verkehr“ als seine Kernthemen in Konstanz. Doch mit Aussagen wie: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass alle Konstanzerinnen und Konstanzer sich auch in Zukunft hier wohlfühlen können“ sind Wähler nur schwerlich zu ködern (kein anderer Kandidat würde anderes sagen). Auch solche Kernsätze wie, er wolle sich für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen und gleichzeitig privaten Bauherren die Möglichkeit erhalten, durch Nachverdichtung zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, lässt an Beliebigkeit nichts zu wünschen übrig. Das gilt auch für seine Aussagen in Sachen: Verkehr: „Mobilitätsangebote für alle müssen so ausgebaut werden, dass jeder und jede gut in Konstanz ankommt und vorankommt“. Als wollte dem irgendwer widersprechen. An konkreten Lösungsansätzen fehlt es dem Kandidaten offensichtlich. Höchstens der City-Maut erteilt er eine klare Absage.
Die SPD ist hoch zufrieden mit ihrem „Super-Kandidaten“
Die SPD zumindest ist hoch zufrieden mit ihrem „Super-Kandidaten“, wie Hanna Binder, Stadträtin, Mitglied der SPD-Findungskommission und langjährige Bekannte des Kandidaten, stolz verkündet. Für die Finanzierung des Zylla-Wahlkampfes würden „die Rücklagen der Parteikasse voll ausgeschöpft.“ Ob es allerdings Unterstützung von anderen bürgerlichen Parteien für den Kandidaten Zylla geben wird, ist noch offen: Gespräche sind erst für die kommenden Tage vorgesehen. Sven Zylla wenigstens hat seinen Jahresurlaub geopfert und wird in den folgenden sechs Wochen eifrig Wahlkampf vor Ort machen – man und frau sollten sich auf den Wochenmärkten vorsehen.
Ein Netzwerker und ein Beamter also. Wie schon in den vorigen OB-Wahlkämpfen präsentiert die SPD einen Auswärtigen, der in Parteikreisen bestens bekannt und mit Verwaltungsfragen reichlich vertraut ist – für einen Einheimischen aber hat es nicht gereicht.
Der Zweikampf mit Sabine Seeliger dürfte spannend werden: Die stadtbekannte Grüne gegen den trotz allem ortsfremden Verwaltungsprofi. Wenn man sich recht erinnert: Schon 1996 wurde der völlig unerfahrene Horst Frank nur deshalb gewählt, weil er Konstanzer ist. Sollte das erneut zum wahlentscheidenen Kriterium werden?
Die Bewerbungsfrist für weitere Kandidaten übrigens endet am 4. Juni, die OB-Wahl in Konstanz ist dann am 1. Juli, eine mögliche Zweitwahl zwei Wochen später.
Autor: hpk
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Das Geschäft mit dem OB-Wahlkampf
Danke seemoz, für den doch wesentlich objektiveren Artikel als derjenige heute im SK. Bei dem frage ich mich so langsam, ob man ganz parteiisch unbedingt den Förster (U. Burchardt) unterstützen möchte…. Anstatt wie hier, ein paar mehr der interessanten Hintergrundinfos über Sven Zylla zu erwähnen, wird auf der gleichen Seite im SK zum wiederholten Mal über den Förster berichtet….
„….durch Nachverdichtung zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.“
Nee, der kann in Zukunft für mich keine weiteren Wohlfühlimpulse bringen und der kann auch vor dem Wahlkampf soviel schwätze was er will, nachher kommt dann die Rechnung und der Satz: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. Der wird sich schell der festgefahrenen Beamtenmentalität im Rathaus anpassen. Sabine Seeliger kennt diese Strukturen und es ist zu hoffen, dass sie diese aufweichen kann.
Schade, seine Bewerbung kann man auch über den SK kaufen. Alle die dies tun sind für mich bereits unglaubwürdig. Eine lügt, behauptet sie gehört zur SPD, SPD widerspricht usw., was ist wahr in diesen Beschreibungen und was nicht? Ich wähle solche Leute nicht.