Heute ist Weltfahrradtag
Jubel, Trubel, Heiterkeit, und die Radverkehrsbeauftragten in aller Welt haben schon ganz rote Bäckchen vor lauter Stolz über ihren Ehrentag. Doch das wichtigste Thema aller Radelnden ist und bleibt seit Jahren dasselbe: Mehr Sicherheit im Radverkehr, damit der Blutzoll auf unseren Straßen geringer wird. Aber Spaß gibt es natürlich auch, und dafür wird in Singen nächste Woche für Zweiradfans ein veritabler Pumptrack aufgebaut.
Neuer Pumptrack-Spaß in Singen
Jung und Alt können ab Donnerstag, 9. Juni, mit dem Rad oder Skateboard auf dem 68 Meter langen modularen Pumptrack in Singen über Bodenwellen und durch Steilkurven fahren. Wer den Schwung des Parcours mitnimmt, braucht hierfür noch nicht einmal in die Pedale zu treten. Ein Pumptrack ist, so steht es in Wikipedia, eine ursprünglich speziell für Mountainbikes geschaffene Strecke. Das Ziel ist es, darauf, ohne zu treten, allein durch Hochdrücken des Körpers aus der Tiefe „am Rad Geschwindigkeit aufzubauen. Der oder die Radfahrerin steht dabei auf den Beinen und sitzt nur kurz zum Starten im Sattel. Um ein Fahrrad durch pumpendes Drücken effizient beschleunigen zu können, benötigt es einen spezifischen Abstand der einzelnen Wellen, die etwa Sinuskurven darstellen, sowie spezifische Kurvenradien.“ Doch auch alle, die lieber ganz klassisch in die Pedale treten, kommen auf dieser Bahn voll auf ihre Kosten.
Die Stadt Singen bietet den Pumptrack auf Wunsch zahlreicher Jugendlicher an. Damit steht den Singenerinnen und Singenern eine weitere attraktive und beliebte Outdoor-Freizeitmöglichkeit zur Verfügung. „Und das Tolle“, heißt es in einer Medienmitteilung der Stadt, „an dem Singener Pumptrack: Er ist mobil, sodass er an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet – auch in den Ortsteilen – aufgestellt und mit allen gängigen Rollsportgeräten befahren werden kann.
Erste Station ist der Singener Rathausplatz ab Donnerstag, 9. Juni. Um 16 Uhr findet die Eröffnung des Pumptracks mit Radfahrern des Velo-Clubs und der Stadtverwaltung statt. Alle sind herzlich eingeladen, den neuen Pumptrack dann einmal selbst auszuprobieren.“
Mehr Sicherheit im Radverkehr!
Der ADFC Baden-Württemberg fordert zum heutigen Weltfahrradtag konsequentere Kontrollen von Überholabständen und kritisiert die mangelnde Bereitschaft der Behörden, die bestehenden Regelungen zu überwachen.
Sicherheit im Radverkehr? Fehlanzeige. Wie eine aktuelle Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt, halten Sicherheitsbedenken viele Menschen vom Radfahren ab: 42 Prozent der Befragten halten es für zu gefährlich. „Das zeigt ganz deutlich, dass viel mehr für die Sicherheit von Radfahrenden getan werden muss“, sagt Benedikt Glitz vom ADFC Baden-Württemberg. Dazu gehören nicht nur sichere Radwege und ein durchgängiges Radnetz, sondern auch regelmäßige und konsequente Kontrollen der bestehenden Regeln seitens der Polizei.
Abstände werden nicht eingehalten
Wie etwa die gesetzlichen Regelungen zum Mindestüberholabstand, den Autofahrende gegenüber Radfahrenden einhalten müssen: Die laut Straßenverkehrsordnung (StVO) klaren Vorgaben von 1,50 Meter inner- und zwei Meter außerorts werden in der Realität viel zu selten eingehalten – und ebenso wenig von den zuständigen Behörden kontrolliert.
Der ADFC hat in Baden-Württemberg Abstandsmessungen mit dem OpenBikeSensor durchgeführt und über 7.500 Überholvorgänge dokumentiert. Das Ergebnis ist erschreckend. Innerorts wurde bei der Hälfte aller Überholvorgänge der Mindestüberholabstand nicht eingehalten – außerorts sogar bei vier von fünf. „Fehlender Abstand ist gefährlich, fühlt sich gefährlich an und hält Menschen vom Radfahren ab“, so der ADFC. Ursache für dieses gefährliche Verhalten ist zum Teil die Unkenntnis der Autofahrenden, eine falsche Einschätzung des tatsächlichen Abstands und eine mangelnde Einsicht. Aus Sicht des ADFC müssen Kontrollen so lange regelmäßig durchgeführt werden, bis sicheres Überholen von Radfahrenden selbstverständlich ist.
Handeln, statt auf Unfälle zu warten!
Der ADFC fordert daher die Polizeibehörden auf, regelmäßiger und konsequenter Verstöße zu kontrollieren und zu sanktionieren. „Es gibt kein Regelungsproblem, allerdings leider ein Einstellungsproblem – die Polizei sieht in zu geringen Überholabständen vielerorts kein Problem und kontrolliert deswegen nicht oder zu wenig“, so Glitz. Auf die ADFC-Initiative, gemeinsame Aktionen zu den Themen Überholabstand und sicherer Radverkehr durchzuführen, reagierten von 13 baden-württembergischen Polizeidirektionen lediglich drei.
Das zuständige Innenministerium erachtet auf Anfrage Abstandskontrollen nur unfallbezogen für sinnvoll. „Doch dann ist es für viele Radfahrende schon zu spät, denn ein Unfall beim Überholen endet viel zu leicht tödlich. Und die Angst hält Menschen von vornherein vom Radfahren ab“, gibt der ADFC zu bedenken. Daher gelte es jetzt zu handeln.
Infos zur ADFC-Kampagne „Das Rad kommt – mit Sicherheit“ gibt es hier.
Texte: MM/red, Bild: Pumptrack.de, zur Verfügung gestellt von der Stadt Singen