180 Kinder stürmen das Rathaus
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fand am Theater Konstanz ein deutschlandweit einmaliges Projekt statt. Wie lernt man Demokratie? Einfach machen! Jenseits von Nationen und Institutionen beginnt Demokratie immer genau dort, wo Probleme diskutiert, Verbesserungsvorschläge gesucht und Entscheidungen getroffen werden. Warum also nicht in Grundschulklassen? Ein Rückblick über die Abschlusskundgebung des Demokratieworkshops „Fantasia“:
Das Theaterkollektiv TheaterAnsicht (Flo Staffelmayr und Julia Meinx) aus Wien hat gemeinsam mit dem Jungen Theater Konstanz (JTK), Schauspieler Georg Melich und Grundschulklassen aus Konstanz zum Thema Demokratie recherchiert.
Mehr Rechte für Kinder, mehr Mitsprache – die Kinder haben ihre ganz eigenen Forderungen zusammengestellt. Welche Themen sind ihnen wichtig? Was bewegt sie? Was möchten sie gerne ändern? Ursprünglich war geplant, in der ganzen Stadt Theaterszenen zu zeigen, die sich mit den erarbeiteten Themen der Kinder befassen. Doch das Wetter machte dem Stationentheater einen Strich durch die Rechnung. Deshalb wurden die Szenen in der Spiegelhalle gezeigt. Danach aber ging es raus in die Stadt.
Denn die Forderungen mussten raus in die Welt! Rund 180 Schülerinnen und Schüler haben sich am Freitag, 1.7. von der Spiegelhalle des Theaters auf den Weg zum Rathaus gemacht. Die jungen Demokratinnen und Demokraten waren nicht zu übersehen und zu überhören. Sie sind viele und sie fordern laut ihre Rechte ein und ihr Recht auf Demokratie!
Um 12.30 Uhr stürmte die Kundgebung das Rathaus und 180 hochmotivierte Kinder „besetzten“ den Sitzungssaal. Hier, wo die Entscheidungen für die Stadt getroffen werden, traten die Kinder für ihre Forderungen ein. Vergangenen Freitag hatten diejenigen eine Stimme, die normalerweise keine Stimme, aber eine klare Haltung haben. All jene, die nicht wählen dürfen, aber hier in dieser Stadt leben. „Kinder haben das Recht mitzubestimmen, in allen Angelegenheiten, die sie betreffen. So steht es in den Kinderrechten geschrieben.“, so Moderator Georg Melich.
Gefordert wurde von den Kindern selbst u.a.:
Ein Verbot von unnötigem Müll!
Einen offenen Brief an Putin, den Krieg zu beenden!
Begleitpersonen für geflüchtete Menschen!
Faire Preise bei Lebensmitteln!
Mehr Aufklärung über Rassismus und Diskriminierung an Schulen!
Die Gründung eines Schülerrates!
Gratis Fahrräder in der Stadt!
Verbot von Legebatterien!
Oberbürgermeister Uli Burchardt begrüßte den Einsatz der Kinder. Bleibt zu hoffen, dass er sich mit deren Forderungen auseinandersetzt.
So kann Demokratie beginnen und weiterbestehen: „Das fordern wir – jetzt und hier!“
Text und Bild: Theater Konstanz
@ Peter Groß
???
Natürlich gibt es Ausnahmepolitiker*innen, was ist aber wenn die sich nicht durchsetzen können oder ungeeignete Kandidat*innen über eine Parteiliste den Posten bekommen. Im Bodenseekreis haben wir Vetterleswirtschaft und Großmachtphantasien von Mandatsträgern im Überfluss kennengelernt.
Die Folgen sind ein überdimensionierter „Welterbebau“ (vergleichbar dem BoFo), der Geschäftsführerposten bei einer GmbH die augenscheinlich nur dazu dient einem Altbürgermeister ein beträchtliches Zubrot zu sichern, den Umbau der Alten Schule zu einem Gemeindetreffpunkt mit Einkaufsgelegenheit, altersgemischtem Wohnen umzubauen zu verweigern.
In den Gemeinden von Langenargen (immer mehr Sitzungen finden ohne Bürgermitsprache statt) bis Bodman-Ludwigshafen haben viele die Gremien und Verwaltungen als Selbsversorgungsunternehmen fürchten gelernt. Das betrifft die Echt Bodensee Card ebenso wie das Festhalten am Flughafen FN, weil das einige Wirtschaftbosse so wollen. Unser Kampf für die Demokratie hat mehrere zehntausend Euro an Antwalts- und Gerichtskosten erfordert. Wir haben zwar gewonnen aber unsere wie auch die Gemeindekassen wurden geleert. Seit 2016 haben wir zunehmend erfolglos Gemeinderatssitzungen und Bürgerversammlungen besucht. Seit den letzten Wahlen geht nur noch der „halbe Ort“ an die Urne.
Unnötigen Müll kann man verbieten, er bleibt ohne vernünftige Konzepte (Leihgeschirr) in der Welt. Helfen könnte die sachgerechte Entsorgung über mehr Abfallbehälter (auch für Zigarettenkippen).
Was sind faire Preise? Wo hungernde Mensche von den „Tafelläden“ abgewiesen werden?
So ein „Leuchtturmprojekt“ mag dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg viele Medienberichte und sonstige Veröffentlichungen bringen. Aber eine Schande bleibt, dass beispielsweise jedes Jahr Lehrer*innen und Pädagog*innen in den Ferien nicht beschäftigt und bezahlt werden, statt im Rahmen einer Demokratie fördernden „Volksuniversität“ Bildung für alle Bevölkerungsschichten anzubieten.