Engagiert und widerspenstig: Wer wars? (54)
Die subversive Romantikerin
War es eine kluge Entscheidung, mit achtzehn zu heiraten und die perfekte Ehefrau zu geben? Zwischen Wickeltisch und Country Club, wo sich allsamstäglich die jungen Mütter der Oberschicht zum Kaffeeklatsch trafen, kam sie um vor Langeweile. Dabei lag so vieles im Argen in Nicaragua, und der seit dreißig Jahren regierende Somoza-Clan erstickte jede Opposition mit roher Gewalt. Mit einundzwanzig wechselte sie heimlich die Seiten und schloss sich der Sandinistischen Befreiungsfront FSNL an.
Bereits als Kind hatte die 1948 in Managua geborene Tochter aus gutem Haus für die siegreichen kubanischen Revolutionäre geschwärmt. Ihre katholische Erziehung und die verbreitete Furcht vor den „gefährlichen Kommunisten“ ließen die Begeisterung jedoch bald schwinden. Gehorsam besuchte sie in Madrid eine von Nonnen geführte Oberschule, absolvierte in den USA eine einjährige PR- und Journalismus-Ausbildung (gegen ein Medizinstudium hatte der Vater votiert), heiratete und bekam ihr erstes Kind.
Danach war aber Schluss mit Folgsamkeit. 1970 veröffentlichte sie Gedichte, die, wie sie sagte, aus ihr herauspurzelten wie „Kaninchen aus dem Zylinderhut“, deren erotische Botschaft das erzkatholische Nicaragua jedoch empörte. Dass sie als Kundschafterin und Kontaktfrau der im Untergrund operierenden SandinistInnen schießen lernte, Strategen und Waffen chauffierte und Material gegen das korrupte Regime zusammentrug, kam erst 1975 ans Tageslicht, als sie nach einer spektakulären Aktion der FSNL untertauchen musste. Wegen subversiver Tätigkeit zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, fand die „Klassenverräterin“ Zuflucht in Mexiko und Costa Rica, wo sie unermüdlich für die sandinistische Revolution warb.
Erst 1979, nach dem Sturz Somozas und inzwischen Mutter dreier Kinder, kehrte sie nach Nicaragua zurück. Sie übernahm in der neuen Regierung die Presse- und Medienarbeit und baute das internationale Solidaritätsnetz aus, um einen Einmarsch der USA zu verhindern. Bis sie den Machismo der Politkader nicht mehr ertrug und sich ganz dem Schreiben widmete.
Wie heißt die mit vielen Literaturpreisen geehrte Befreiungsaktivistin, die etliche Sympathien verspielte, als sie sich 1986 ausgerechnet in einen „Gringo“ verliebte?
Text und Bildcollage: Brigitte Matern
Die Auflösung erscheint am kommenden Montag.