LINKE Konstanz: BürgerInnengespräch zur Zukunft der Kreiskliniken
Am 18. Juli will der Kreistag einen „Grundsatzbeschluss zum Gutachten zur bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Konstanz sowie zur Entwicklung des GLKN“ fassen. Die Schließung des Stühlinger Krankenhauses durch den „Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN)“ ist schon beschlossene Sache, die Kliniken in Radolfzell und Singen sollen laut eines nur in Teilen öffentlichen Gutachtens wahrscheinlich durch einen Großklinik-Neubau ersetzt werden. Aber warum gibt es zu diesen Plänen bisher so wenig Gegenwehr bzw. wie stehen die BürgerInnen, Beschäftigten und PatientInnen in der Region zu den anstehenden Entscheidungen?
Diesen und anderen Fragen will die „LINKE Kreisverband Konstanz“ in einem BürgerInnengespräch am kommenden Mittwoch nachgehen. Für die heutige Verwaltungs- und Finanzausschuss-Sitzung um 14 Uhr liegt außerdem ein umfangreicher Änderungsantrag der Kreislinken vor, der hier aufgerufen werden kann.
Nachfolgend die Pressemitteilung im Wortlaut:
Der Kreisverband der LINKEN Konstanz lädt alle Betroffenen, Interessierten und Engagierten zu einem offenen Gespräch ins Milchwerk Radolfzell am Mittwoch, den 13. Juli, um 19 Uhr, ein. Da wir der Meinung sind, dass in den bisherigen Planungen die Perspektive der Bevölkerung und speziell jene der Beschäftigten zu wenig Raum gefunden hat, wollen wir gerne mit diesen in einen Dialog treten.
Uns geht es vor allem darum zuzuhören: Welche Erfahrungen haben die Menschen mit den Kliniken bislang gemacht, welche Hoffnungen haben sie angesichts der Umstrukturierungen, welche Befürchtungen? Was ist den Betroffenen bei der medizinischen Versorgung wichtig, was sind die Grundgüter? Welche Interessen haben die Beschäftigten, wie kann sie die Kommunalpolitik bei ihrer Arbeit unterstützen? Wo sehen sie Chancen, wo Risikien in den verschiedenen Vorschlägen? Welche Infrastruktur braucht eine gute medizinische Versorgung, wieviel räumliche Nähe und moderne Technik ist notwendig? Oder ist es nicht statthaft, hier überhaupt abzuwägen?
Professionelle Gutachten können aus unserer Sicht nur ein Aspekt der politischen Bewertung sein: Der andere Teil besteht in den lokalen Erfahrungen, Bedürfnissen und Notwendigkeiten – sowohl der Betroffenen, als auch des Klinikpersonals. Gemeinsam mit den LINKE-Vertreter*innen aus dem Kreistag sollen diese Sichtweisen aufgenommen und auf der zentralen Sitzung des Kreistags am 18. Juli in die Diskussion eingebracht werden.
Wann: 13. Juli, 19 Uhr Wo: Milchwerk Tagungsraum 3 (Werner-Messmer-Straße 14, Radolfzell. Dort dann der Nebeneingang am roten Kubus).
MM/ans; Bild © Tobias Braun
(…) Wer sich auf das Risiko einer Großklinik einlassen möchte, sei gemahnt, dass der Betrieb lange Anfahrtzeiten und Leerfahrten bedeutet. Geburten wohl nur mit Kaiserschnitt, der besseren Planbarkeit wegen, möglich sind und je nach Auslastung auch eingeleitet werden, weil die Gewinnmarge ausschlaggebend ist, oder das Risiko einer Geburt auf der „Straße“ bedeutungsschwer wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ewig lange Fahrt- und Hubschrauber-Flugkosten tatsächlich Gesamtkosten dämpfend sind und frage mich, ob dahingehend jemals Kostenrechnungen durchgeführt wurden.
Wo sich alles konzentriert, fehlt bald schon Wohnraum für das Personal, zu bezahlbaren Preisen, in der Nachbarschaft. Die raren Arzt- und Facharztpraxen auf dem Land werden deutlicher abnehmen als bisher.
Obwohl das Singledasein in der Zukunft an Bedeutung gewinnt, soll es auch in den kommenden Jahrzehnten vorkommen, dass Angehörige einen Krankenbesuch wünschen, ohne dass sie zeitgleich zu bezahlbaren Preisen eine Übernachtungsmöglichkeit in Kliniknähe anmieten müssen.
Vieles liegt nicht im Verantwortungsbereich des Pflegepersonals, dem ich ausdrücklich wünsche, das alle Lobspender:innen sich den Streiks der Beschäftigten anschließen und damit ihre aufrichtige Solidarität, auch für eine Klinik vor Ort bekunden.