Keine Bürgernähe vor dem Sabores

Ende August wurden im Rahmen einer pflegerischen Maßnahme Pflanzen auf der kleinen Fläche vor der Tapas-Bar „Sabores“ in Petershausen stark reduziert. Der Wildwuchs – andere würden sagen, die kleine grüne Lunge zur Theodor-Heuss-Straße hin, – wurde von Mitarbeitern der Technischen Betriebe kräftig zurückgestutzt. Für die PächterInnen und viele Stammgäste war der Anblick des „aufgeräumten“ Gärtleins am nächsten Tag ein kleiner Schock.

Denn sie erfreuten sich seit 2016 an den Grünpflanzen in der angrenzenden ehemaligen Parkbucht, die ein wenig vor dem Lärm und Dreck des großen Verkehrsaufkommens in der Theodor-Heuss-Straße schützten (siehe Bild links). Insbesondere die Pächterin des Sabores, Anna Hummel, und ein Anwohner, der 87-jährige ehemalige Bademeister des Jakobsbads, Sigesmund Hannemann, stellten Blumentöpfe mit verschiedenen Pflanzen auf und kümmerten sich um das bunte Arrangement. Hannemann füllte immer wieder Erde, Humus und Dünger auf, säte Gras und pflanzte verschiedene Blumen (u. a. Rosen, Pfingstrosen, Primeln und Geranien), um eine kleine „grüne Mauer“ zur Straße hin zu bilden. Er kümmerte sich stets um seinen kleinen „Mainaugarten“, wie er das Grün liebevoll nannte. Vor allem in der heißen Zeit bedeutete das viel Gießen – mit Regenwasser, dem besten Wasser für Pflanzen, wie er sagt. Man kann sagen, es war eine Lebensaufgabe: egal zu welcher Uhrzeit, ob morgens, nachmittags, abends oder spät nachts, immer war Sigesmund Hannemann da, um nach seinem kleinen Garten zu schauen.

Ohne schriftliche Vereinbarung kein dauerhaftes Grün

Nun, leider hätte eine schriftliche Pflegevereinbarung mit der Stadt getroffen werden müssen, wie der Abteilungsleiter „Grünpflege“ von den Technischen Betrieben Konstanz erläutert. Die mündlich gegebene Zusage von Vertretern der Stadt für eine baumfreie Bepflanzung, am besten in Töpfen (wie auch umgesetzt), reichte nicht aus. Denn bei jeder öffentlichen Grünfläche, die an einer Straße liegt, muss auch die Verkehrssicherheit beachtet werden. In diesem Fall wurde der von der Stadt gepflanzte Gingko-Baum freigestellt und baumähnlicher Bewuchs entfernt. Ein Grasbüschel und Liguster überstanden die städtische Aktion (siehe Bild im teaser). Die aufgestellten Pflanztöpfe wurden beiseitegestellt und haben inzwischen eine neue Heimat in Eigeltingen gefunden. Einen neuen Anlauf auf der kleinen Fläche mit weiteren Pflanzen wird es laut Anna Hummel nämlich nicht geben.

Was bleibt, ist das nachvollziehbare Unverständnis und die Frustration der PflanzenfreundInnen, die wenigstens von den städtischen Verantwortlichen über die pflegerische Maßnahme hätten in Kenntnis gesetzt werden können. Oder besser noch: man hätte gemeinsam nach einer einvernehmlichen, naturnahen Lösung suchen können. Zumal die Stadt Konstanz ja selber vermehrt auf insektenfreundliche Pflanzen und Stauden auf Verkehrsinseln sowie anderen öffentlichen Flächen setzt und mehr Grün in der Stadt angesichts des Klimawandels immer selbstverständlicher sein sollte.

Anke Schwede; Bilder: Anna Hummel und privat.