Eine „Karawane“ in Konstanz

Es geht um Wohnungsnot. Und um die Not der Betroffenen. Die diesjährige „Karawane“ stellt dieses Thema in den Mittelpunkt ihrer Aktionen 2010. Am 19. Mai macht die „Karawane“ längere Station in Konstanz, um gegen die „Ausgrenzung armer Menschen vom Wohnungsmarkt“ zu demonstrieren. Die Presseankündigung der AGJ:
Im Europäischen Jahr 2010 gegen „Armut und Ausgrenzung“ ist die von der AGJ (Arbeitsgemeinschaft für Gefährdetenhilfe und Jugendschutz, dem Caritasverband angeschlossen), angeführte „Karawane“ zehn Tage lang in 10 Städten unterwegs und am 19.05.10 zu Gast in Konstanz. Die Aktion wird gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Betroffeneninitiativen in Baden-Württemberg initiiert.

Die „Karawane“ ist ein Mitmach-Projekt von unten. Die betroffenen Menschen
selbst nehmen sowohl bei der Planung der „Karawane“ als auch bei der Durchführung der Aktionen in den verschiedenen Städten eine wichtige Rolle ein.

Zentrales Thema, das am 19. Mai mit einer Demonstration in Konstanz und einem Aktionsnachmittag auf dem Augustinerplatz gemeinsam mit interessierten Bürgern, Initiativen und Verbänden an die Öffentlichkeit gebracht werden soll, ist das Problem der verstärkten „Ausgrenzung von Armut betroffener Menschen vom Wohnungsmarkt“

Bezahlbaren Wohnraum zu finden wird für einkommensschwache und/oder sozial benachteiligte Haushalte und Einzelpersonen immer schwieriger. Längst betrifft dieses Problem nicht mehr nur Menschen, die schon konkret wohnungslos sind. Erwerbslose, chronisch Kranke, Alleinerziehende, psychisch Kranke, alte Menschen mit kleinen Renten, behinderte Menschen, Familien mit vielen Kindern, Personen mit Migrationshintergrund und andere Bevölkerungsgruppen haben insbesondere in Ballungsgebieten Probleme, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

In Baden-Württembergs Städten und Kommunen zeigt sich auf den Wohnungsmärkten eine Situation, die auch in Konstanz nicht unbekannt ist: Es fehlt an Wohnraum zu angemessenen Preisen für Menschen mit geringem Einkommen. Die Gründe für die Verknappung von Wohnraum sind vielfältig. Nicht zuletzt ist es ein Ergebnis der weitgehenden Einstellung des sozialen Wohnungsbaus auf der Ebene des Bundes und der Länder. Wohnen, so der Deutsche Mieterbund, gerät zunehmend zum Wirtschaftsgut und immer weniger zum Sozialgut.

Die Umsetzung von notwendigen ökologischen Standards fördert zudem indirekt den Trend zur Verteuerung von Wohnraum. Gerade für Empfänger von Transferleistungen (z.B. SGB II) wird die Versorgung im Sinne von Minimalwohnraumstandards ein immer schwierigeres Unterfangen. Mietschulden und andere soziale Schwierigkeiten führen nicht selten zu Zwangsräumungen und in die Obdachlosigkeit.

Für die Betroffenen sind die vorhandenen präventiven Hilfen oft nicht erreichbar oder zu wenig transparent. Soziale Grundrechte werden auf diese Weise oftmals nur unzureichend eingelöst. Ist die eigene Wohnung erst einmal verloren, setzt regelmäßig ein Teufelskreislauf von Verarmung und sozialer Resignation ein, der nur noch mit erheblichem Aufwand zu durchbrechen ist.

Das sind die herausstechenden Kritikpunkte, die auf der Demonstration (Auftakt Benediktinerplatz Konstanz, 12 Uhr) und dem Aktionsnachmittag (Augustinerplatz 13-16.00) ins Licht gerückt werden sollen. Die Aktion wird mitgetragen von der LIGA der freien Wohlfahrtsverbände im Landkreis Konstanz.

Foto: The Blackbird (Jay Black)
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